Der Zulieferer Bosch erwägt einen Einstieg in die Produktion von Batteriezellen für Elektroautos. "Da müssen ein paar Dinge zusammenkommen", sagte Bosch-Chef Volkmar Denner der "Welt am Sonntag". Zum einen müsse Bosch in der Zellchemie "etwas finden", um sich von den großen asiatischen Lieferanten abzuheben. Zum anderen müsste es möglich sein, die neuartigen Batterien in einer bereits bestehenden Fabrik zu fertigen. Damit hätte jemand, der neu in den Markt eintritt, keine Chance. "Unsere Forscher und Entwickler arbeiten im Moment intensiv daran, dass beide Dinge zusammenkommen", sagte Denner. Eine Entscheidung, ob Bosch in die Zellproduktion einsteigt, "werden wir Ende dieses Jahres oder Anfang nächsten Jahres treffen".
Bisher kauft Bosch Zellen für die eigene schon bestehende Batterieproduktion ein. In der Autoindustrie wird schon länger darüber diskutiert, ob Hersteller und Zulieferer ihre Kräfte für eine gemeinsame Batteriefabrik bündeln, um hohe Stückzahlen zu erreichen und die Kosten zu senken. Eine Batteriefabrik in Deutschland fordern auch die Gewerkschaften sowie die Betriebsräte der deutschen Autobauer. Sie warnen vor schwindenden Gewinnchancen, wenn das Herzstück eines Elektroautos künftig nur noch im Ausland eingekauft wird.
Die Struktur von Bosch
Die Robert Bosch GmbH wurde 1886 gegründet. Heute ist sie mit 375.000 Mitarbeitern weltweit und einem Stammkapital von 1,2 Milliarden Euro eine der größten GmbHs Deutschlands. Als GmbH unterliegt Bosch anderen Bestimmungen als große Teile der Konkurrenz, die eine Aktiengesellschaft sind. Wie Bosch organisiert ist.
Beteiligung: 8 Prozent
Stimmen: 7 Prozent
Die Nachfahren von Robert Bosch halten nur einen relativ kleinen Teil am Unternehmen und haben noch weniger Stimmrechte.
Beteiligung: 0,01 Prozent
Stimmen: 93 Prozent
Die Industrietreuhand KG ist so etwas wie die stille Macht im Hintergrund von Bosch. Sie lenkt den Industriekonzern stärker als etwa ein Aufsichtsrat bei einer AG. Mitglieder der Kommanditgesellschaft sind aktive und ehemalige Mitglieder der Geschäftsleitung, Vertreter der Familie Bosch und Persönlichkeiten des Wirtschaftslebens.
Beteiligung: 92 Prozent
Stimmen: - Prozent
Die gemeinnützige Stiftung hält den Großteil der Robert Bosch GmbH, hat aber keine Stimmen. An die Stiftung fließt ein Teil der Unternehmensgewinne, der Rest bleibt in der GmbH. Die Stiftung fördert Projekte in den Bereichen Gesundheit, Wissenschaft, Gesellschaft, Bildung, Völkerverständigung Amerika und Asien sowie Völkerverständigung Europa und seine Nachbarn. In Stuttgart betreibt die Stiftung unter anderem das Robert-Bosch-Krankenhaus und zwei weitere Einrichtungen.
Die von Kartellvorwürfe, Abgasaffäre und Fahrverbote gebeutelte deutsche Autoindustrie hat nach Ansicht von Denner viel an Glaubwürdigkeit verloren. "Sie muss daran arbeiten, sie zurückzugewinnen", sagte der Manager. Zu Medienberichten, wonach Bosch an geheimen Absprachen mit den Autobauern beteiligt und damit ein aktives Mitglied des Kartells gewesen sein soll, wollte sich Denner nicht konkret äußern. "Es liegen uns diesbezüglich keinerlei Anfragen von deutschen oder europäischen Wettbewerbsbehörden vor", sagte er. "Da uns keine Details zu den untersuchten Sachverhalten bekannt sind, können wir uns auch nicht dazu äußern."
Bei der Entwicklung von Robotertaxis zusammen mit Daimler kommt Bosch voran. Bereits 2023 dürfte es Denner zufolge möglich sein, ganz regulär ein selbstfahrendes Taxi zu rufen. "Vor allem durch die Fortschritte bei der künstlichen Intelligenz hat sich die Entwicklung stark beschleunigt."