Elektromobilität Innogy will beim Schnellladenetz mitmachen

Die deutschen Autokonzerne haben sich verbündet, um ultraschnelle Ladestationen für Elektroautos aufzubauen. Ein potentieller Partner aus der Energiewirtschaft steht schon bereit: Die Öko-Tochter von RWE will das Projekt unterstützen.

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An der Autobahnraststätte Aurach Süd finden E-Autofahrer bereits eine Schnellladesäule von Innogy. Quelle: obs

Düsseldorf Die Allianz, die sich am Dienstag formierte, ist gleich mehrfach bemerkenswert. Die Autokonzerne Audi, BMW, Daimler, Ford und Porsche, die sich ansonsten einen knallharten Wettbewerb liefern, wollen ein Joint-Venture schließen. Und die Autohersteller ergreifen in einem Bereich die Initiative, der bislang die Domäne der Energieversorger war: Die Partner wollen europaweit ein Netz ultraschneller Ladestationen für Elektroautos aufbauen.

Ein erster Partner aus der Energiewirtschaft meldet aber bereits Interesse an, bei dem Projekt mitzumachen: Das neue Unternehmen Innogy, in das der RWE-Konzern sein Geschäft mit der Energiewende abgespalten hat – also erneuerbare Energien, Vertrieb und Netze. „Wir begrüßen die Initiative der Automobilindustrie“, sagte Norbert Verweyen, der den Bereich Elektromobilität bei Innogy leitet, dem Handelsblatt. „Die Initiative ist genau der richtige Schritt, um E-Mobility weiter voranzubringen. Wir können uns gut vorstellen, hier mitanzupacken.“

Die Autokonzerne wollen in den kommenden Jahren 400 Ladestationen entlang der europäischen Hauptverkehrsachsen aufbauen – also insbesondere der Autobahnen. Das Besondere daran: Die Ladestationen, an denen jeweils mehrere Autos gleichzeitig geladen werden können, sollen bis zu 350 Kilowatt (KW) stark sein. Damit soll es möglich sein, Elektroautos innerhalb weniger Minuten wieder aufzuladen. Zum Vergleich: Normale Ladesäulen mit Wechselstrom kommen auf rund 22 KW, und selbst die aktuellen Schnellladesäulen mit Gleichstrom sind auch nur 50 KW stark. Selbst bei den bisherigen Schnellladesäulen würde das Aufladen mehr als eine Stunde.

„Die 350er sind die kommende Generation der Schnelllader“, sagte Innogy-Manager Verweyen: „Auf der Infrastrukturseite bekommen wir das gut hin.“

Innogy ist in Deutschland führend bei der Elektromobilität. Das Unternehmen betreibt in Europa schon rund 5000 Ladepunkte – davon mehr als 3000 in Deutschland. Das Unternehmen kooperiert dabei im großen Stil mit den Autokonzernen, aber auch Großkunden wie dem führenden deutschen Raststättenbetreiber Tank und Rast. Tank und Rast will selbst 400 Schnellladesäulen installieren, eine große Tranche hat Innogy bereits gewonnen. Allerdings ist hier bislang nur eine Leistung von 50 KW vorgesehen.

Die Autokonzerne haben schon angekündigt, dass ihr Projekt offen für weitere Partner ist. Formell soll das Joint-Venture im ersten Quartal an den Start gehen. Im kommenden Jahr soll aber auch schon der Aufbau der Ladestationen beginnen.

Die Allianz der Autohersteller ist klar gegen den US-Elektroautopionier Tesla gerichtet. Während die deutschen Autohersteller beim Thema Elektromobilität lange gezögert haben, hat der Newcomer mit seinem Premiummodell Model S Kunden von BMW, Daimler, Porsche oder Audi angesprochen – und ein eigenes Schnellladesystem aufgebaut. Schaffen es die anderen Hersteller, gemeinsam nun einen Standard zu setzen, könnte Tesla in die Außenseiterrolle gedrängt werden.

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