Elon Musk schätzt und vertraut deutscher Technologie. Die Produktionshalle seines Elektroautopioniers Tesla Motors im kalifornischen Fremont könnte auch als Showroom von Hightech-Produkten „Made in Germany“ dienen – Fertigungsroboter von Kuka aus Augsburg, Pressen von Schuler aus Göppingen, Schaltkreise von Infineon aus München.
Bisher orderte der Milliardär nur Produkte aus Deutschland. Nun ist er auch an Unternehmen interessiert. Der geplante Kauf rheinland-pfälzischen Anlagenbauers Grohmann Engineering hat selbst enge Beobachter überrascht. Nach Ansicht von Wall Street Analysten hält Musk mit dem 2,7 Milliarden Dollar Merger des Solaranlagen-Betreibers SolarCity und der Expansion seiner Akkufabrik in Nevada schon zu viele Bälle in der Luft. Sie warnen davor, dass ihm das Geld ausgehen könnte.
Doch der Erwerb macht Sinn. Musk hat mindestens 400.000 Bestellungen für seinen Elektro-Kleinwagen Tesla 3 eingesammelt und steht nun unter Druck, diese Bestellungen so schnell wie möglich und parallel zu seinen Modellen Tesla S und Tesla X auszuführen. Die Produktion soll im Herbst 2017 starten.
Grohmann kann ihm als international geschätzter Spezialist für Fertigungstechnologie dabei helfen. Tesla will mit seiner Hilfe automatisiertes Fertigungszentren in Deutschland entwickeln und dann in seinen Fabriken einsetzen. Das soll angeblich mehr als tausend Arbeitsplätze in Deutschland schaffen, was die Jobs bei Grohmann mehr als verdoppeln würde.
Glaubt man den Verlautbarungen deutscher Politiker, die den Verbrennungsmotor bis 2030 ausmerzen oder zumindest seinen Gebrauch drastisch zurückdrehen wollen, dann wird auch Deutschland ein noch größerer Absatzmarkt für Tesla Fahrzeuge, vor allem das Model 3, das in den USA ab 35.000 Dollar vor Steuern offeriert wird. Deutsche Ingenieurskunst hat trotz der Schrammen durch den VW-Skandal weiterhin einen hervorragenden Ruf, auch in den USA. Tesla kann das als Gütesiegel nutzen.
Über den Kaufpreis schweigen sich beide Seiten momentan aus. Aber bei einem Umsatz von zuletzt 123 Millionen Euro dürfte er unter 400 Millionen Dollar liegen. Das ist nur etwas mehr, als momentan in Biotechnologie-Unternehmen in den ersten Finanzrunden gesteckt wird.
Das deutsche Wirtschaftsministerium unter Sigmar Gabriel hat nun die große Chance zu demonstrieren, dass es unvoreingenommen handelt. Musk gilt zwar als große Lichtgestalt und ist mit Sicherheit nicht von einem Staat gesteuert. Doch wenn man chinesischen Investoren den Einkauf in Kuka erschwert oder den Erwerb von Aixtron blockiert, muss man auch den Erwerb von Grohmann genau prüfen. Mit dem Kauf geht wieder ein Stück deutscher Ingenieurskunst in ausländische Hände über, ausgerechnet in einem Sektor, der die deutsche Wirtschaft maßgeblich trägt.