Die „Gigafactory“ ist Blaupause für weitere Fertigungsstätten, deren Zellen nicht nur Autos antreiben sollen, sondern auch Häuser, Büros oder ganze Nachbarschaften mit Strom speisen. Rod Lache, der für die Deutsche Bank Tesla Motors beobachtet, meint, dass das Kalkül aufgeht. „Wir glauben, dass Tesla der günstigste Batterieproduzent wird“, so Lache. Bis 2020 soll Tesla demnach den Preis der Batteriepacks von derzeit umgerechnet 190 Dollar pro kWh auf rund 100 Dollar pro kWh senken. General Motors hingegen komme nur auf 130 Dollar, Ford sogar nur auf 156 Dollar pro Kilowattstunde.
Auf diese Skaleneffekte hofft Musk auch bei SolarCity. In der Nähe von Buffalo, unweit der kanadischen Grenze, lässt er gerade die Ein-Gigawatt-Solarvariante seiner Gigafactory errichten. Das Fabrikgebäude wird gerade mit 750 Millionen Dollar an Subventionen des Bundesstaates New York hochgezogen. Tesla steckt im Bunde mit Panasonic eine knappe weitere Milliarde Dollar in ihre Ausrüstung.
Das ist der neue Tesla-Masterplan
Ein integriertes System aus Solarzellen und Hausbatterien soll die Energieversorgung revolutionieren.
Weitere Elektro-Modelle sollen neue Fahrzeugsegmente erschließen, damit alle Kunden zufrieden gestellt werden können.
Die Selbstfahr-Fähigkeit soll dank den Erfahrungen aus der Tesla-Flotte zehnmal sicherer werden als ein menschlicher Fahrer.
Das Auto soll dazu fähig sein, als Teil einer Carsharing-Flotte Geld zu verdienen, wenn der Fahrer es gerade nicht braucht.
Statt wie bislang Solarpanels bei Kyocera oder BP Solar zuzukaufen, sollen sie hier ab Sommer selber produziert werden. Grundlage ist Technologie von Panasonic. Sie soll mit Knowhow von Silevo gekoppelt werden, einem Start-up aus dem Silicon Valley, das Solarcity vor zwei Jahren für insgesamt 350 Millionen Dollar erworben hat. Silevo hat Solarzellen entwickelt, die laut Musk zu den Effizientesten im Markt gehören, bei höherer Leistung weniger Platz beanspruchen und leichter sind.
2017 sollen die Solardächer kommen – vielleicht
Sie sollen nun in den Solarziegeln eingesetzt werden, die Musk Ende Oktober vorgestellt hat. Die Idee ist, die Hausdächer gleich mit Solarzellen zu decken, anstatt die Panels auf ihnen zu befestigen. „Möchte man ein Dach haben, das besser als ein herkömmliches aussieht, die doppelte Lebensdauer hat, weniger kostet und ganz nebenbei auch noch Strom produziert?“, wirbt Musk. „Warum würde man irgendwas anderes kaufen wollen?“
Ende 2017 – so zumindest die Planung – sollen die ersten Solardächer ausgeliefert werden, abgestimmt auf Teslas Wandakku Powerwall als Energiespeicher. Tesla lockt mit dem riesigen Marktvolumen an Dächern, die mit Solarschindeln erneuert werden können. Wem das zu exotisch ist, dem wird das Unternehmen weiterhin traditionelle Dachanlagen offerieren. Der Start in Deutschland steht noch nicht fest.
300.000 Kunden hat SolarCity in den USA und ist damit Marktführer bei den Eigenheim-Installationen. Der Markt ist erst zu etwa zwei Prozent erschlossen. Tesla hat in den USA rund 180.000 Autobesitzer. „Und Tesla hat 190 Geschäfte, in denen auch Solarcity Produkte vermarktet werden könnten“, so Analyst Lache.
Die Präsidentschaft von Donald Trump, der nicht an den Klimawandel glaubt und Solarförderungen unter die Lupe nehmen will, ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor. Doch Trip Chowdhry, Analyst von Global Equities Research, meint, dass Trump für Musk Ambitionen sogar gut, wenn es um den Zugriff auf Kapital geht. „Tesla zieht Fabriken in den USA hoch und schafft Arbeitsplätze, genau das, was Trump will“, sagt er.
Technische Hintergründe zu Akkus
Eine Batterie hat die Aufgabe, beim Aufladen möglichst viele Elektronen aufzunehmen und diese mit möglichst wenigen Verlusten zu speichern. Beim Entladen gibt sie die Elektronen dann wieder ab, um mit diesem Strom zum Beispiel einen Elektromotor oder ein Handy zu betreiben.
Im Akku übernehmen die sogenannten Lithium-Ionen diese Speicheraufgabe: Diesen Atomen fehlt ein Elektron. Daher sind sie elektrisch positiv geladen. Beim Aufladen strömen negativ geladene Elektronen in den Akku und sammeln sich in einem dichten Geflecht aus dem leitfähigen Kohlenstoff Graphit. Dorthin wandern dann auch die positiv geladenen Lithium-Ionen. Jedes von ihnen bindet ein Elektron – man könnte auch sagen, dass jedes Ion ein Elektron festhält, um die Ladungsneutralität zu gewährleisten. Beim Entladen des Akkus verlassen die Elektronen das Graphit nach und nach wieder. Damit wandern auch die positiv geladenen Lithium-Ionen aus dem Graphit-Netzwerk heraus. Später kann der Ladezyklus dann von neuem beginnen.
Je mehr Lithium-Ionen in einen Akku hineinpassen, umso mehr Elektronen und damit Energie können auf gleichem Raum gespeichert werden. Daher arbeitet Bosch schon länger unter anderem daran, den Graphit-Anteil zu reduzieren oder ganz auf das Graphit zu verzichten. Dies würde die Energiedichte des Akkus deutlich steigern. Das scheint jetzt dem Start-up Seeo, das Bosch gekauft hat, gelungen zu sein.
Doch die Frage bleibt, ob die Strategie mit den Produkten aus einer Hand in der Praxis auch wirklich aufgeht. Hat ein Hauseigentümer, der die Sanierung seines Dachs schultern muss, genug finanziellen Spielraum um auch noch Speicherbatterien oder eine Limousine von Tesla zu erwerben?
Über den genauen Preis seiner Ziegel schweigt sich Musk seit seiner vollmundigen Ankündigung aus, auch welches Dachmaterial und welche Installationskosten er zum Vergleich herangezogen hat.
Klar ist nur, dass der Chemiegigant Dow Chemical kürzlich den Stecker bei seinen Dünnschicht-Solarschindeln gezogen hat. Diese waren nicht nur selbst nach Solarsubvention mindestens doppelt so teuer wie normale Dachschindeln aus Bitumen. Auch der Wirkungsgrad ließ zu wünschen übrig. Musk ist hingegen der Meister von bewusst diffus formulierten Ankündigungen. Bisher ist er jedenfalls mit der Strategie gut gefahren.