EnBW baut Windpark Milliardenprojekt in der Nordsee

Der ehemalige Atomkonzern macht ernst bei der Energiewende: Für 1,8 Milliarden Euro will er vor Borkum und Helgoland 71 Windräder installieren. EnBW-Chef Mastiaux hat dafür einen Partner aus Kanada gefunden.

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EnBW-Chef Mastiaux hat dem Konzern bis 2020 einen massiven Ausbau des Geschäfts mit erneuerbaren Energien verordnet. Quelle: dpa

Vor wenigen Tagen überraschte EnBW-Chef Frank Mastiaux mit einem äußerst ungewöhnlichen Interview. Der Chef des Energiekonzerns, der bis zur Reaktorkatastrophe von Fukushima wie kein Zweiter auf Kernenergie setzte, stand dem Greenpeace-Magazin Rede und Antwort. Mastiaux gewann dabei sogar dem Atomausstieg etwas Positives ab: „Es hat uns dazu gebracht, konkrete Alternativen für die eigene Zukunft auf den Weg zu bringen“, sagte Mastiaux - und die sieht der EnBW-Chef eindeutig bei den erneuerbaren Energien: „In der ersten Hälfte dieses Jahres errichten wir jede Woche ein neues Windrad, in der zweiten Jahreshälfte sogar jeden dritten Tag.“

Am Freitag demonstrierte Mastiaux, dass das kein reines Lippenbekenntnis ist. Sein Konzern gab ein neues Großprojekt bekannt: Gemeinsam mit einem Partner, dem kanadischen Unternehmen Enbrigde, will er in der Nordsee einen neuen Windpark bauen. Das Investitionsvolumen liegt bei 1,8 Milliarden Euro. 49,9 Prozent der Anteile übernehmen die Kanadier. Nach Mastiaux´ Worten ist es trotzdem „eine der größten Investitionsentscheidungen in der Unternehmensgeschichte der EnBW“.

„Hohe See“ wird rund 90 Kilometer nördlich von Borkum und 100 Kilometer nordwestlich von Helgoland gebaut und soll 500 Megawatt stark werden. Die 71 Windräder sollen ab 2019 jährlich rund zwei Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugen. Das würde reichen, um 560.000 Haushalte komplett zu versorgen.

Der Aufsichtsrat hatte das Projekt bereits Ende 2016 genehmigt. Jetzt ist aber auch die Finanzierung gesichert. Die beiden Partner werden zwar „die Umsetzung des Offshore-Windparks vom Bau bis zur Inbetriebnahme gemeinsam finanzieren“. EnBW wird aber sowohl die Realisierung steuern, als auch später die Betriebsführung und Wartung des fertigen Windparks übernehmen. Mastiaux hatte dem Konzern bis 2020 einen massiven Ausbau des Geschäfts mit erneuerbaren Energien verordnet. Mit Baltic 1 und Baltic 2 hat EnBW bereits zwei Offshore-Windparks in Betrieb. Die stehen aber jeweils in der Ostsee.

Enbridge ist seit 65 Jahren am Markt und war lange vor allem bei fossilen Energien engagiert. Das Unternehmen ist in Gasförderung, -transport und -handel sowie der Stromübertragung aktiv. Zudem betreibt es in den USA und Kanada das „weltweit längste System für den Transport von Erdöl und anderen Flüssigkeiten“. Seit mehreren Jahren investiert es aber auch in Wind-, Solar- und geothermische Energie. „Wir freuen uns sehr, uns bei einem überaus bedeutsamen Projekt im Rahmen der deutschen
Energiewende mit einem erwiesenermaßen kompetenten und in der Stromerzeugung führenden Partner wie EnBW zusammenzutun“, sagte Al Monaco, Präsident und CEO von Enbridge.

Die Partner planen schon die nächste Kooperation: Enbridge hat eine Option, sich am nächsten Projekt von EnBW in der Nordsee, dem Offshore-Windpark Albatros, zu beteiligen. Über den Bau will der EnBW-Aufsichtsrat im Frühjahr entscheiden. Der Park könnte gemeinsam mit Hohe See realisiert werden.

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