Endlich verkauft Das völlig verrückte Stada-Jahr

Der Verkauf des letzten großen Generika-Herstellers ist eingetütet: Die Finanzinvestoren Bain und Cinven zahlen einen überraschend hohen Preis für Stada. Ein Erfolg für Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker.

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Quelle: dpa

Am Sonntag wurde es noch einmal spannend. Zwei Konsortien aus Finanzinvestoren – Advent und Permira auf der einen Seite, Bain und Cinven auf der anderen Seite – warben um die Übernahme von Stada. Am Ende boten Bain und Cinven 66 Euro je Stada-Aktie – was einer Bewertung von 5,3 Milliarden Euro (inklusive 1,1 Milliarden Euro Schulden) entspricht. Advent und Permira zogen den Kürzeren.

Bain und Cinven hätten das beste Angebot vorgelegt, frohlockte Stada-Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker. Für Oetker ist der Abschluss ein großer Erfolg. Das erste Angebot, das vor einigen Wochen in der Stada-Zentrale in Bad Vilbel bei Frankfurt einging, hatte noch bei 54 Euro je Aktie gelegen – und damit um 750 Millionen Euro niedriger.

Kaum jemand hatte gedacht, dass Stada zu einem solch hohen Preis noch abschließen würde. Wochenlang verharrten die Angebote der beiden Konsortien bei 58 Euro je Aktie. „Die Aktie schien vorher schon recht teuer, deshalb hat mich die hohe Übernahmeprämie positiv überrascht“, sagt Christian Struck, Geschäftsführer beim Fondsberater Discover Capital. Struck rechnet bei dem „erfreulichen Preis“ damit, dass die Aktionäre das Angebot annehmen werden. Bain und Cinven müssen nun 75 Prozent der Stada-Aktien auf sich vereinen. Bis zum Sommer soll die Übernahme abgeschlossen sein.

Damit hat dann auch der letzte große Hersteller von Nachahmermedikamenten, sogenannten Generika, seine Unabhängigkeit verloren. Bereits seit Jahren gehört Hexal zum Schweizer Novartis-Konzern und Ratiopharm zur israelischen Teva-Gruppe. Stada galt seit jeher als Übernahmekandidat. Schon seit Längerem hatten auch Finanzinvestoren den Hersteller von Grippostad (Erkältung) und Ladival (Sonnenschutzmittel) im Visier. Unter dem langjährigen Vorstandschef Hartmut Retzlaff wuchs und expandierte Stada zwar stark, setzte jedoch auch reichlich Fett an – ein lohnendes Ziel für Finanzinvestoren, um mit Kostensenkungen schnell zu höheren Gewinnen zu kommen.

Im Frühjahr vergangenen Jahres kam dann richtig Bewegung in das festgefahrene Stada-Imperium, als der aktivistische Investor AOC Aktien erwarb und den Vorstand mit massiven Forderungen konfrontierte, um die Ertragslage zu verbessern. Der erkrankte Vorstandschef Retzlaff zog sich ganz zurück. Vorstandskollege Matthias Wiedenfels wurde sein Nachfolger und machte sich – durchaus zum Wohlgefallen von AOC – daran, die Kosten zu senken und die Internationalisierung voranzutreiben.

Auf einer denkwürdigen Hauptversammlung sorgte AOC dafür, dass Aufsichtsratschef Martin Abend, der als willfährig gegenüber Ex-Chef Retzlaff galt, seinen Posten räumen musste. Dessen Nachfolger wurde dann Oetker. Dass Stada nun so mächtig in Bewegung gekommen war, rief schließlich auch Finanzinvestoren auf den Plan, die es in Zeiten niedriger Zinsen ja irgendwie schaffen müssen, ihre riesigen Kapitalbestände sinnvoll anzulegen.

All das hat der Stada-Aktie spürbar Auftrieb gegeben. Seit dem Frühjahr 2016 verdoppelte sich der Wert des Papiers von 36 Euro auf deutlich über 60 Euro. Mit dem Höhenflug der Aktie dürfte es jedoch bald vorbei sein. Denn künftig mangelt es dem Papier ja an Übernahme-Phantasie.

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