Energiekonzern RWE setzt weiter auf Kohle- und Gaskraftwerke

Trotz des Booms beim Ökostrom: Der Energiekonzern RWE setzt weiter auf Kohle- und Gaskraftwerke. An konventionellen Kraftwerken führt laut Vorstandschef Rolf Martin in den nächsten Jahren nichts vorbei.

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„Ich habe keine Vision für die nächsten 30 bis 40 Jahre“, sagt der RWE-Vorstandschef auf einer Investorenkonferenz. Er richte seinen Blick auf die nächsten fünf bis zehn Jahre. Quelle: dpa

Düsseldorf Der Energiekonzern RWE setzt trotz des Ökostrombooms auch in den kommenden Jahren auf eine sichere Stromerzeugung durch Kohle- und Gaskraftwerke. „Ich habe keine Vision für die nächsten 30 bis 40 Jahre“, sagte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz am Dienstag auf einer Investorenkonferenz in London. Er richte seinen Blick auf die nächsten fünf bis zehn Jahre. Wenn die Sonne nicht scheine und der Wind nicht wehe, führe an den konventionellen Kraftwerken kein Weg vorbei. „Es gibt einen Bedarf. Wir haben keinen Plan B.“ Es sei sogar möglich, dass der Konzern sein Erzeugungsgeschäft auch durch Zukäufe stärke.

Dies gelte etwa für den Fall, dass sich Wettbewerber aus dem Bereich zurückzögen und es Angebote zu guten Preisen gebe, sagte Schmitz, der im vergangenen Jahr die Führung bei RWE übernommen hatte. Damit befeuerte der Manager einmal mehr die Übernahmespekulationen in der Branche. Erst vor zwei Wochen hatte er auf die Frage nach einer möglichen Übernahme des Konkurrenten Uniper gesagt: „Wir prüfen alle Optionen. Und alle heißt alle.“ Die frühere E.ON-Tochter betreibt wie RWE Kohle- und Gaskraftwerke und den Energiehandel. Einige Experten sehen durch eine Fusion Einsparmöglichkeiten. Allerdings müssten Kartellhürden überwunden werden.

Konzerne wie RWE haben in den vergangenen Jahren wegen des Rückgangs der Strom-Großhandelspreise Milliardenverluste gemacht. Nach hohen Abschreibungen sehen sie inzwischen wieder Luft nach oben. Sie setzen darauf, dass die Preise in einigen Jahren wieder steigen, wenn die letzten deutschen Atomkraftwerke vom Netz gehen und auch eine Reihe älterer Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. „Wir sehen, dass keine neuen Kapazitäten reinkommen“, sagte Schmitz.

Im Ungefähren blieb der Versorger bei der Frage nach der Zukunft seines Anteils von knapp 77 Prozent an der Ökostromtochter Innogy. Es handele sich um eine Finanzbeteiligung, sagte Finanzchef Markus Krebber. Diese diene der Wertsteigerung des Konzerns. Daher hänge alles von den Möglichkeiten, den Alternativen ab. Wenn diese von Vorteil wären, sei RWE bereit zu handeln.

Jüngst hatte es Spekulationen gegeben, der französische Versorger Engie wolle Innogy übernehmen. Engie-Chefin Isabelle Kocher erklärte zwar, an einer Minderheitsbeteiligung nicht interessiert zu sein. RWE hat den Verkauf der Mehrheit aber nicht ausgeschlossen, würde hierzu aber einen neuen Beschluss des Aufsichtsrats benötigen.

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