Energieversorger EnBW stellt seine Gaskraftwerke in Frage

EnBW-Chef Frank Mastiaux zieht nach 100 Tagen eine drastische Bilanz: Weil viele konventionelle Kraftwerke nicht profitabel sind, hinterfragt er alle Projekte. Der Verkauf von Beteiligungen soll bis 2014 beendet sein.

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100 Tag im Amt: EnBW-Chef Frank Mastiaux will den Konzern umkrempeln. Quelle: dpa

Der drittgrößte deutsche Energieversorger EnBW will seine konventionellen Kraftwerke auf den Prüfstand stellen. Die Wirtschaftlichkeit der Energieerzeugung aus Gas und Kohle habe sich in den vergangenen Monaten drastisch verschlechtert, sagte Vorstandschef Frank Mastiaux am Montag bei seiner 100-Tage-Bilanz. „Das Marktumfeld ist extrem herausfordernd.“ Jede Beteiligung werde geprüft und jedes Projekt auf seine Profitabilität hin untersucht. „Wir können gar nicht anders, als jeden einzelnen Standort zu hinterfragen.“

Wegen des großen Aufkommens von Solar- und Windstrom wird Strom aus Gas und Kohle oft nur noch in wind- und sonnenarmen Zeiten gebraucht. Das führt dazu, dass vor allem die im Vergleich zu Kohlekraftwerken teureren Gaskraftwerke oft nicht zur Stromgewinnung genutzt werden. Mastiaux zufolge werden EnBW-Gaskraftwerke derzeit weniger als hundert Stunden im Jahr ausgelastet. „Das ist ein sehr kritisches Thema“, sagte er. Auch EnBW-Konkurrent Eon prüft derzeit die Stilllegung von mehreren Gaskraftwerken. Mastiaux hatte vor seinem Wechsel zur EnBW unter anderem den Geschäftszweig erneuerbare Energien bei Eon aufgebaut.

Mastiaux kündigte das Umbauprogramm „EnBW 2020“ an. Konkrete Ziele und Schritte zu deren Umsetzung soll ein Strategieteam bis März vorlegen. Im Juni sollen die Vorschläge dann im Aufsichtsrat beraten werden.

Die Aufgabe sei so komplex, dass Schnellschüsse nicht angebracht seien, sagte er. EnBW wurde vom Ausstieg aus der Kernenergie stark getroffen und musste bereits zwei seiner vier Atomkraftwerke still legen. Beim Umsteuern auf erneuerbare Energien kommt das Unternehmen nur langsam voran. Aus Wind und Sonne gewinnen die Karlsruher erst zwei Prozent ihrer gesamten Erzeugungskapazität von 13.400 Megawatt im Jahr. In der Planung sind weitere knapp 1300 Megawatt.

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