Eon macht Rekordverlust Scheidung ohne Happy End

Zum letzten Mal legt Eon-Chef Teyssen eine Bilanz für den Gesamtkonzern vor. Und die hat es in sich: Der Energiekonzern hat vor der Trennung von Uniper einen historischen Fehlbetrag verbucht.

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Noch nie so ein hoher Fehlbetrag in der Konzerngeschichte. Quelle: dpa

Düsseldorf/Essen Zum Jahreswechsel hat Eon die Scheidung von Uniper vollzogen – und zum Schluss gab es kein Happy End: Der Energieriese hat das letzte gemeinsame Geschäftsjahr mit einem historischen Verlust abgeschlossen. Unter dem Strich verbuchte Eon 2015 einen Fehlbetrag von sieben Milliarden Euro.

Schon 2014 hatte der Konzern einen Nettoverlust von 3,2 Milliarden Euro ausgewiesen. So einen hohen Fehlbetrag wie jetzt hat aber weder Eon seit der Gründung im Jahr 2000 jemals zum Jahresende verbucht, noch eines der Vorgängerunternehmen.

Eon begründete den dramatischen Verlust mit Abschreibungen auf seine notleidenden Kraftwerke von 8,8 Milliarden Euro, die der Konzern schon im dritten Quartal vorgenommen hatte. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging um zehn Prozent auf 7,6 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis lag nach Angaben des Konzerns damit aber im Rahmen der Erwartungen. Die Nettoverschuldung reduzierte sich 2015 um 5,7 Milliarden auf 27,7 Milliarden Euro.

„Wir haben in einem sehr schwierigen Marktumfeld ein ordentliches operatives Ergebnis abgeliefert. Unsere Kennzahlen spiegeln wider, dass sich die Branche in einem grundlegenden strukturellen Umbruch befindet, der sich in diesem Jahr ungebremst fortsetzt“, sagte Eon-Chef Johannes Teyssen. „Die strategische Ausrichtung von Eon und Uniper auf zwei Energiewelten ist die richtige unternehmerische Antwort auf diesen Umbruch, der Weg wird aber härter und länger als erwartet.“

Eon-Chef Teyssen präsentiert zum ersten Mal die Bilanz in Essen. Dorthin war er zum Jahresbeginn mit seinem Unternehmen gezogen. Die alte Zentrale in Düsseldorf hat er Uniper und dessen Chef Klaus Schäfer überlassen. So dramatisch der Verlust ist, überraschend kam er letztlich nicht.


Warten auf den Spaltungsbericht

Eon war schon im dritten Quartal massiv in die Verlustzone gerutscht. Verantwortlich waren die Abschreibungen von mehr als acht Milliarden Euro. Der Konzern musste vor allem den Wert seiner Großkraftwerke berichtigen.

Eon leidet unter der Energiewende. Die großen Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke werden immer mehr durch die erneuerbaren Energien aus dem Markt gedrängt, die unter anderem in Deutschland laut Gesetz vorrangig ins Netz eingespeist werden. Weil immer mehr konventionelle Kraftwerke um einen immer kleiner werdenden Anteil der Nachfrage konkurrieren, ist der Strompreis im Großhandel der Energiebörse EEX auf kaum mehr als 20 Euro je Megawattstunde eingebrochen.

Das sind 30 Euro weniger als noch vor drei Jahren und das ist zu wenig, als das sich irgendein Kraftwerk noch gewinnbringend betreiben ließe. Vor allem ist keine Besserung in Sicht. Am Terminmarkt dümpelt der Preis auch für 2018 und 2019 auf dem Niveau.

Unter dem Problem leiden alle großen Stromproduzenten. Konkurrent RWE brechen ebenfalls die Gewinne in der Stromproduktion weg. Auch RWE hatte wiederholt hohe Summen auf die Kraftwerke abgeschrieben, zuletzt 2,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich fiel der Verlust mit 170 Millionen Euro verglichen mit Eon aber noch milde aus.

Der Zerfall des bisherigen Kerngeschäfts war letztlich auch der Anlass für Eon-Chef Teyssen, Ende 2014 die radikale Aufspaltung des Konzerns einzuleiten. Eon soll sich auf das Geschäft mit der Energiewende konzentrieren und übernahm erneuerbare Energien, Vertrieb und Verteilnetze. Uniper muss sich um die Sanierung der großen Kraftwerke kümmern und bekam noch den Energiegroßhandel, die Wasserkraftwerke und die Gasproduktion zugeschlagen. Im vergangenen Herbst musste Teyssen allerdings die Strategie in einem entscheidenden Punkt ändern: Die Abwicklung der Kernkraft bleibt in der Zuständigkeit von Eon.

Zwar sind Eon und Uniper zum Jahreswechsel organisatorisch getrennt, noch ist die die Abspaltung aber nicht besiegelt. Anfang Juni soll die Hauptversammlung von Eon diese billigen. Bis dahin soll der Spaltungsbericht vorliegen, der festlegt, in welchem Verhältnis die Eon-Aktionäre Uniper-Anteile bekommen. Der Börsengang des Unternehmens ist dann für den Herbst geplant.

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