Eon Spin-off Uniper verkauft Gasfeld für Milliardenbetrag

Der verschuldete Stromproduzent verschafft sich durch einen spektakulären Verkauf Luft: Uniper trennt sich von der Beteiligung am sibirischen Gasfeld Yuschno Russkoje – um die Vorgänger Ruhrgas jahrelang gekämpft hatte.

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Das österreichische Öl- und Gasunternehmen OMV erwirbt den Uniper-Anteil an dem russischen Gasfeld. Quelle: obs

Es ist keine schöne Premiere, die Uniper-Chef Klaus Schäfer am kommenden Donnerstag feiern wird. Zum ersten Mal wird der 49-jährige die Bilanz des Unternehmens präsentieren, in das Eon das alte Geschäft mit Kohle- und Gaskraftwerken sowie Großhandel abgespaltet hat – und es ist klar, dass die Lage schwierig ist: Unter dem Strich steht ein gewaltiger Milliardenverlust.

Jetzt überraschte Schäfer im Vorfeld aber mit einer Transaktion, die dem angeschlagenen Unternehmen gehörig Luft verschafft. Uniper vereinbarte mit dem österreichischen Öl- und Gasunternehmen OMV den Verkauf des eigenen Anteils am russischen Gasfeld Yushno-Russkoje. Uniper erhält für das 25-Prozent-Paket einen Verkaufspreis von 1,75 Milliarden Euro zum Bilanzstichtag vom 31. Dezember 2016.

Für Schäfer ist das ein zweifacher Coup: Er drückt damit erstens die Schulden deutlich. Diese hatten sich zum Ende des dritten Quartals auf 3,7 Milliarden Euro summiert und wären ansonsten zum Jahresende wegen Investitionen wieder angestiegen. Zweitens erreicht er eines seiner wichtigsten Versprechen, das er dem Kapitalmarkt gegeben hat, vorzeitig: Bis Ende 2017 wollte Schäfer durch Verkäufe rund zwei Milliarden Euro einnehmen.

„Durch den Verkauf des Anteils an Yushno-Russkoje wird es uns gelingen, bereits zu diesem frühen Zeitpunkt unser Entschuldungsziel fast vollständig zu erreichen“, betonte Schäfer jetzt entsprechend stolz. Dabei trenne sich das Unternehmen von einer Aktivität, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehöre.

Uniper ist auf die Entlastung dringend angewiesen. Das Unternehmen ist in einem äußert schwierigen Markt tätig. Die Kohle- und Gaskraftwerke leiden unter der Energiewende und dem Preisverfall im Großhandel. Die Margen sind in den vergangenen Jahren zusammengeschmolzen. Schäfer selbst spricht von „Margendruck“. Zum dritten Quartal wies Uniper wegen hoher Abschreibungen unter dem Strich einen Fehlbetrag von 4,2 Milliarden Euro aus.


Eines der größten russischen Gasfelder

Anderseits trennt sich Schäfer von einem lukrativen Asset. Yushno-Russkoje liegt in Westsibirien und ist eines der größten russischen Gasfelder. Es produziert jährlich rund 25 Milliarden Kubikmeter Gas – das entspricht etwa einem Viertel des deutschen Jahresverbrauchs. Die Mehrheit gehört dem russischen Branchenriesen Gazprom. Ein weiterer Anteil von 25 Prozent gehört der BASF-Tochter Wintershall.

Das Unternehmen Ruhrgas, das in der heutigen Uniper SE aufgegangen ist, hatte jahrelang um einen Einstieg bei Yuschno-Russkoje gekämpft. Ex-Ruhrgas-Chef Burckhard Bergmann hatte das Feld im Jahr 2004 als „Perle“ bezeichnet, als er die Verhandlungen mit Gazprom aufnahm. Die Russen hielten Ruhrgas aber hin – und gaben Wintershall den Vortritt. Gazprom und Wintershall schlossen schon 2005 mit dem neuen, bevorzugten Partner eine Kooperationsvereinbarung. Ruhrgas stieß erst 2009 dazu.

Der Einstieg von OMV hat jetzt ebenfalls eine pikante Note: Das Unternehmen wird von Rainer Seele geleitet, dem langjährigen Wintershall-Chef.

Uniper-Chef Schäfer wird sich jetzt auf Teil zwei der Sanierung konzentrieren: Den Abbau der jährlichen Kosten. Die will er bis Ende 2018 um 400 Millionen Euro auf 1,9 Milliarden Euro drücken – davon alleine beim Personal 100 Millionen Euro. Dabei wird unter anderem etwa jede vierte Führungskraft in der Verwaltung ihre Stelle verlieren.

Den Aktionären geht es besser. Die Aktie hat seit dem Börsengang im September mehr als drei Euro auf knapp 14 Euro zugelegt. Und für 2016 sollen sie je Anteilsschein 55 Cent bekommen.

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