Eugen-Münch-Preis Virtuelle Helfer für mehr Gesundheit

Ein Bewegungs-Videospiel für Senioren und eine Anti-Migräne-App sind die Sieger des diesjährigen Eugen-Münch-Preises. Mit der Auszeichnung will der gleichnamige Rhön-Klinikum-Gründer Innovationen fördern.

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Motorradfahren mit der Memore-Box.

München „Der Mensch ist ein Homo Ludens“, findet Manouchehr Shamsrizi, einer der Mitgründer des Start-ups RetroBrain: „Menschen haben einen Spieltrieb“. Und weil sie im Spiel auch viel eher bereit sind, sich zu bewegen, hat das junge Unternehmen die Memore-Box speziell für den Einsatz in Alten- und Pflegeheimen entwickelt.

Das Produkt ist eine Art Videospiel, die Box funktioniert mit einem handelsüblichen Fernseher. Der Spieler agiert davor und steuert mit der Bewegung seines ganzen Körpers durch virtuellen Welten: Er kegelt, fährt Motorrad oder spielt Tennis. Die Bewegungen trainieren seine Koordinationsfähigkeit, den Gleichgewichtssinn und das Reaktionsvermögen. Damit soll die Sturzgefahr von alten Menschen reduziert werden und möglicherweise auch eine beginnende Demenz verlangsamt werden.

Für diese Idee hat das Start-up jetzt den mit 15.000 Euro dotierten Eugen-Münch-Preis erhalten. Die Auszeichnung ist vom gleichnamigen Gründer des Krankenhauskonzerns Rhön-Klinikum im vergangenen Jahr ins Leben gerufen worden. Sie würdigt innovative Ansätze, mit denen die Gesundheitsversorgung angesichts steigender Kosten zukunftsfähig gemacht werden kann.

Die Memore-Box wird derzeit in Kooperation mit der Krankenkasse Barmer GEK und der Humboldt-Universität Berlin in einem Modellversuch in verschiedenen Pflegeheimen getestet. Dabei werden die Auswirkungen regelmäßigen Spielens mit den Videospielen auf Sturzwahrscheinlichkeit, Kognition und Lebensqualität untersucht. Die beteiligten Heimbetreiber erhoffen sich mehr Gesundheit und Lebensqualität für die Senioren und gleichzeitig eine Entlastung des Pflegepersonals.

Zweiter Sieger des Eugen-Münch-Preises ist das junge Berliner Unternehmen Newsenselab und seine Anti-Migräne-App „M-Sense“. Mit dem Smartphone gegen Kopfschmerzattacken – die App analysiert die Auslöser für Migräne und stellt demnächst auch mobile Therapiemethoden zur Verfügung. Aktuell ist die App auf Android-Smartphones verfügbar, eine iOS-Version ist für Anfang nächsten Jahres geplant.

Unter anderem untersucht die Analysesoftware von M-Sense automatisiert Zusammenhänge zwischen Wetterumschwüngen und den individuellen Migräne- und Kopfschmerzschüben, die der Nutzer in einer Art Tagebuch festhält. Zusätzlich können Betroffene weitere Einflussfaktoren wie das Schlafmuster, Aktivitäten oder auch den weiblichen Zyklus dokumentieren. Newsenselab hat sich zum Ziel gesetzt, Migräneattacken um bis zu 40 Prozent zu reduzieren. Die zertifizierte App wird gerade mit verschiedenen Kliniken darunter der Charité getestet.


Expansion nach Österreich und in die Schweiz

Übrigens gab es neben dem Preisgeld von 15.000 Euro in dieser Woche weitere gute Nachrichten für Newsenselab. Das Unternehmen konnte sich mit dem High-Tech Gründerfonds (HTGF) und Think.Health Ventures zwei neue Investoren sichern. Zusammen mit den Erstinvestoren Flying Health und einem privaten Business Angel hat das Unternehmen eine Summe im hohen sechsstelligen Bereich zusammenbekommen und will seine App nun bekannter machen und nach Österreich und in die Schweiz expandieren.

Mit einem Sonderpreis würdigte die Jury des Eugen-Münch-Preises übrigens noch das Schweizer Unternehmen Medgate. Europas größtes, ärztliches telemedizinisches Zentrum betreibt und rund um die Uhr medizinische Betreuung und Beratung bietet. Für diese Vorreiterrolle erhielt das Unternehmen einen Sonderpreis.

„Alle prämierten Arbeiten belegen eindrucksvoll, dass durch den kreativen und innovativen Einsatz moderner Technologien sowohl die Patienten als auch die Volkswirtschaft profitieren. Dem kann und darf sich die Gesellschaft nicht verschließen, wenn das Gesundheitssystem zukunftsfähig werden soll“, so der Vorstandsvorsitzende der Eugen-Münch-Stiftung, Stephan Holzinger. Im kommenden Jahr wird der Eugen Münch-Preis erneut ausgeschrieben.

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