Evonik kauft zu Auf Shoppingtour in den USA

Evonik verstärkt sich in den Vereinigten Staaten. Für rund 630 Millionen Dollar plant Evonik den Kauf des Silica-Geschäfts des Familienunternehmens Huber. Es ist der zweite große Deal der Essener binnen sechs Monaten.

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Der Konzern will bis 2018 kräftig wachsen. Quelle: dpa

Düsseldorf Der Spezialchemiehersteller Evonik mischt bei der Übernahmewelle in der Branche weiter kräftig mit. Der Essener Konzern plant den Kauf der Silicasparte des amerikanischen Mischkonzerns JM Huber, erfuhr das Handelsblatt aus Investorenkreisen. Der Aufsichtsrat soll am Freitagnachmittag den Deal absegnen. Den Kreisen zufolge wird die Übernahme rund 630 Millionen Dollar kosten. Evonik will mit dem Deal seine führende Position am Weltmarkt ausbauen.

Silica ist ein anderer Begriff für Kieselgel – ein farbloser Stoff, der als Geliermittel, Filter und Trockenmittel eingesetzt wird. Evonik verkauft den Stoff bislang für industrielle Anwendungen. Mit dem Zukauf will der Konzern nun in Konsumgüter-Anwendungen expandieren. Huber beliefert mit Silica vor allem große Zahnpasta-Hersteller wie Colgate. In Zahnpasta sorgt der Stoff für die Reinigung und Politur der Zahnoberflächen ohne gesundheitsgefährdend zu sein.

Die Sparte des US-Unternehmens bringt rund 300 Millionen Dollar Umsatz mit und kommt auf eine Marge von 20 Prozent gemessen am Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda). Evonik will also das 10,5 fache des Ebitda zahlen, was am unteren Ende der in der Spezialchemie derzeit üblichen Multiples liegt. Den Kreisen zufolge streichen die Essener aber noch einen Steuervorteil ein, der das Multiple auf Sieben senken wird,.

Es wäre der zweite große Zukauf für die Essener binnen sechs Monaten. Im Mai hatte Evonik die Übernahme der Spezialchemiesparte vom amerikanischen Gasehersteller Air Products angekündigt. Dabei handelte es sich um Inhaltsstoffe und Vorprodukte für Farben, Klebstoffe, Industriereiniger, Körperpflegemittel sowie Polyurethan-Schäume.

Rund 3,8 Milliarden Dollar kostete diese Übernahme, die Evonik rund 1,1 Milliarden Dollar Umsatz mit einer Gewinnmarge von deutlich mehr als 20 Prozent bringt. Der Kauf der Spezialchemiesparte von Air Products soll noch vor Jahresende abgeschlossen werden.

Es hatte sich schon abgezeichnet, dass es Evonik bei diesem Zukauf nicht belassen wird. Jahrelang hatten die Essener zwar ihre Interesse an externem Wachstum betont, passiert war aber wenig. Nun kommt dem Konzern zugute, dass sich viele Chemiefirmen und Mischkonzerne neu sortieren und Randgeschäfte abstoßen.

So wie JM Huber. Es ist eines der ältesten Familienunternehmen der USA und wurde 1883 vom deutschen Einwanderer Joseph Maria Huber aus Bayern gegründet und ist noch immer im Besitz der Gründerfamilie. Im vergangenen Jahr kam Huber auf einen Umsatz von 1,8 Milliarden Dollar.


Warum Zukäufe für Evonik so wichtig sind

Für Evonik sind externe Verstärkungen aus zwei Gründen wichtig: Zum einen will der Konzern seine Abhängigkeit von Zusätzen für Tiernahrung abbauen. Das Erfolgsprodukt Methionin - eine Aminosäure - hatte dem Unternehmen durch Preissprünge 2014 dicke Gewinne eingebracht. Dies kann Evonik aber wegen der wachsenden Konkurrenz und des aktuellen Preisrückgangs in diesem Jahr nicht wiederholen. Der Gewinn wird 2016 daher sinken.
Die unsichere Lage beim Futtermittelzusatz Methionin ist der Grund, warum Analysten die Evonik-Aktie momentan eher vorsichtig bewerten. Mit den Zukäufen soll das Portfolio der Essener ausgeglichener werden. Evonik sucht vor allem nach hochmargigen und wachstumsstarken Spezialprodukten, die in überschaubarer Mengen produziert werden und zugleich forschungsintensiv sind. Solche Spezialchemikalien werden meist in enger Zusammenarbeit mit den Kunden entwickelt.

Zum anderen will Evonik vor allem in Amerika und Asien wachsen, denn bisher ist der Konzern auf Europa fokussiert. Das Silicageschäft von Huber ist in den USA stark, hat aber auch eine starke Position etwa in Indien und China.
Als Treiber hinter der aktuellen Übernahmestrategie und der Neuausrichtung der Essener gilt der Strategiechef und stellvertretende Vorstandschef Christian Kullmann. Er wird Evonik-Chef Klaus Engel nachfolgen, der seinen 2018 endenden Vertrag nicht verlängern wird. Evonik hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2018 den Konzernumsatz auf 18 Milliarden Euro steigern, im vergangenen Jahr lag er bei 13,5 Milliarden Euro. Die Einkaufstour von Evonik dürfte also noch nicht zu Ende sein.

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