Ex-Bayer-Kunststoffsparte Was Sie über Covestro wissen müssen

Seit Anfang September hat Deutschland ein neues Großunternehmen: Bayer spaltet seine Kunststoffsparte unter dem Namen Covestro ab. Die wichtigsten Antworten zur Abspaltung, dem geplanten Börsengang und den Folgen für Bayer.

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Bayer will seine Kunststoffsparte 2016 unter dem Namen Covestro an die Börse bringen. Quelle: dpa

Worum geht's?

Bayer macht seine Kunststoffsparte unabhängig. Am Dienstag den 1. September ist der Teilkonzern Bayer MaterialScience planmäßig unter seinem neuen Namen Covestro gestartet. Die Eigenständigkeit werde es dem Unternehmen ermöglichen, seine Stärken im globalen Wettbewerb noch schneller und flexibler auszuspielen, betonte Covestro-Vorstandschef Patrick Thomas. Im vergangenen Jahr hatte Covestro mit weltweit gut 14.000 Beschäftigten an 30 Standorten rund um den Globus einen Umsatz von 11,7 Milliarden Euro erzielt.

Weshalb spaltet Bayer seine Kunststoffsparte ab?

Bayer will ein Life-Science-Konzern werden – also auf das Gesundheitsgeschäft und den Agrarbereich konzentrieren. Das Geschäft mit der Gesundheit für Mensch, Tier und Pflanze gilt als extrem profitabel und soll nicht durch eine konjunkturanfällige Industriesparte geschwächt werden. Investoren hatten diesen Schritt bereits länger gefordert – und Bayer-Chef Marjin Dekkers hatte die Abspaltung vor mehr als einem Jahr angekündigt.

Ist die Idee einer Abspaltung für Bayer neu?

Nein, der Konzern hat bereits Erfahrung damit. Vor zehn Jahren trennte sich Bayer bereits von der Chemiesparte. Die wird seitdem unter dem Namen Lanxess weitergeführt und ist derzeit Teil des deutschen Leitindex Dax. Covestro gilt ebenfalls als potenzieller Kandidat für die erste Börsenliga.

Was soll der Covestro-Börsengang bringen?

Erwartet wird der Börsengang des neuen Kunststoff-Unternehmens für Mitte 2016 – und er dürfte ziemlich groß werden. Der größte seit dem IPO der Post im Jahr 2000, sagen Experten. Bayer selbst rechnet mit einer Bewertung zehn Milliarden. Mehr als der derzeit etwa Lanxess und Lufthansa wert sind, die dafür aus dem Dax fliegen könnten.

Wer bei Bayer für Gewinn sorgt

Warum heißt Covestro überhaupt so?

Weil das Bayer-Team kreativ war und sich ein Kunstwort ausgedacht hat: Covestro steht für "COllaboration" (englisch: Zusammenarbeit), "InVESTieren" und "STROng" (englisch: stark) zusammen. Starke Ideen, starke Mannschaft, stark am Markt, soll das wohlheißen. Und der alte Name BayerMaterialScieneces war dann doch etwas zu sperrig.

Wenn Bayer ein Life-Science-Konzern wird, was macht dann künftig Covestro?

Covestro fokussiert sich auf Kunststoffe, genauer gesagt Polyuretane und Polycarbonate. Polyuretane sind Rohstoffe für Schaumstoffe, Polycarbonate hochwertige Kunststoffe. Die beiden Produktgruppen machen den Großteil des Umsatzes aus. Dazu kommen noch Vorprodukte für Lacke und Klebstoffe sowie Spezialchemikalien. Zu den wichtigsten Kunden von Covestro gehören Autohersteller, die Elektroindustrie sowie die Bau-, Möbel- und Sportartikelbranche.

Was macht Bayer dann künftig?

Der Konzern wird zum "Life-Science-Unternehmen", sagt der Chef Marjin Dekkers und besteht künftig aus den Sparten Gesundheit und Pflanzenschutz. 2014 trugen die beiden Hauptgeschäfte bereits mehr als zwei Drittel zum Konzernumsatz von 42 Milliarden Euro bei. Im zweiten Quartal 2015 konnte Bayer vor allem den Absatz im Arzneimittel und Medikamentengeschäft nochmal deutlich steigern.

Wie läuft es momentan in der Kunststoffsparte?

Kurz gesagt: Wieder besser. Im zweiten Quartal 2015 stieg der Umsatz um elf Prozent auf 3,2 Milliarden Euro, der Betriebsgewinn legte von 109 auf 278 Millionen Euro zu. Der bereinigte Betriebsgewinn vor Abschreibungen (Ebitda) stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 87 Prozent auf 506 Millionen Euro. Für das erste Halbjahr wies BayerMaterialScieneces ein Ebitda von 930 Millionen Euro aus – ein Plus von 46 Prozent. Die Rendite aus dem operativen Geschäft legte von elf auf 15 Prozent zu.

Wie geht es bei Bayer weiter?

Der Börsengang von Covestro gilt als Beginn eines umfassenden Konzernumbaus. Wie das "Handelsblatt" zuletzt unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtete, arbeitet Dekkers gerade an der schnellen Umsetzung einer Drei-Säulen-Strategie. Auch ein Umbau des Vorstands sei im Gespräch. Im neuen "Life-Science-Unternehmen" könnte offenbar der Bereiche Consumer-Health (Arzneimittel) neben Pharma und Crop-Science (Pflanzenschutz) stehen. Weitere Bereiche wie Service und Dienstleistungsgesellschaften sollen zentralisiert werden.

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