Ex-Siemens-Töchter Osrams Vorbild heißt Infineon

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Technischer Wandel steckt voller Risiken

Die Transformation „von der analogen in die digitale Welt“, wie der Osram-Chef den technischen Wandel hin zu den LEDs beschreibt, steckt voller Chancen für den Lichttechnik-Experten – aber auch voller Risiken. Der Markt ist von Überkapazitäten geprägt, zudem versprechen die LED-Leuchten eine geringere Marge als die klassische Glühbirne.

Großkonzerne aus Asien, darunter Schwergewichte wie Samsung und LG, drängen in den LED-Markt und drücken so die Preise weiter. Im Schnitt verbilligen sich die Chip-Leuchten jedes Jahr um 20 Prozent. Gut für den Kunden - doch Osram muss ständig nach Wegen suchen, die Kosten weiter zu reduzieren.

Globaler Umsatz mit Leuchtmitteln 2011 und 2020

Streitereien im Osram-Vorstand

Ein Weg, den nicht jeder im Unternehmen teilt. Am lautesten protestierte der Technik-Vorstand Peter Laier gegen die Pläne seines Vorsitzenden. Der ehemalige Continental-Techniker hatte mit seiner Plattform-Strategie die Grundlage für eine Vielzahl der LED-Produkte gelegt und zeigte der von Sparprogrammen demotivierten Belegschaft so einen Weg in die Zukunft. Bis er in den Kampf der Alphatiere mit Dehen zog – und verlor. Ende Juni verließ er wegen der „unterschiedlichen Auffassung über die Führung und Ausrichtung“ den MDax-Konzern. Statt des 45-jährigen Hoffnungsträgers führt weiter der 15 Jahre ältere Dehen das Unternehmen.

Von der Bullenstimmung an den Märkten oder dem Allzeithoch des Dax konnte Osram nicht profitieren, seit März verlor das Unternehmen an der Börse rund ein Drittel an Wert. Fruchtet der von Dehen angestoßene Umbau nicht, könnte es bei Osram zappenduster werden.

Krisen bei Schwergewichten der deutschen Wirtschaft

Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass eine ehemalige Siemens-Tochter nach der Abspaltung in Schieflage gerät.

Beim Firmentelefon-Spezialisten Unify – ehemals Siemens Enterprise Communications – steht ein weiterer Kahlschlag an, rund die Hälfte der zuletzt 7700 Stellen soll wegfallen. Die Lage ist so vertrackt, dass sich Vertreter von Betriebsrat und Gewerkschaften an den heutigen Minderheitseigentümer Siemens wandten. „Wir möchten Sie eindringlich an Ihre Verantwortung als Eigentümer von Unify erinnern“, heißt es in dem Schreiben an den Siemens-Vorstand. Das Vertrauen der Belegschaft in den Mehrheitseigentümer Gores aus den USA scheint tief erschüttert, stattdessen soll es Siemens richten.

BenQ lief vor die Wand

Es gilt, bei Unify ein weiteres Desaster wie bei BenQ Mobile zu vermeiden. 2005 verkaufte Siemens sein Mobilfunkgeschäft nach Taiwan an den BenQ-Konzern. Dieser legte seine Telekommunikationssparte mit der Siemens-Abteilung zusammen und formierte so die BenQ Mobile GmbH. Fünf Jahre lang sollten Handys unter dem Markennamen BenQ-Siemens verkauft werden. Danach, so der Plan der Manager, sei der Name BenQ auf dem europäischen Markt etabliert und es solle nur noch dieser Name verwendet werden.

Die wertvollsten Marken der Welt (Stand: Mai 2014)

Doch es sollte nicht so weit kommen: Nach weniger als zwei Jahren musste BenQ Mobile Insolvenz anmelden, zum Jahresende 2006 stellte das Unternehmen die Handy-Produktion ein – das Weihnachtsgeschäft war bei weitem nicht so gut gelaufen wie erwartet. Nachdem ein interessierter Investor abgesprungen war, wurde das Unternehmen abgewickelt – 3400 Mitarbeiter verloren ihren Job.

Genau das wollte Siemens bei Unify vermeiden und hatte die Sparte vor dem Verkauf der Mehrheit aufwändig saniert und mit frischem Kapital ausgestattet. Geholfen hat es wenig, von den zeitweise 17.500 Angestellten arbeiten heute nur noch weniger als die Hälfte für Unify. Mit dem erneuten Jobabbau auf dann nur noch rund 4000 Mitarbeiter soll Unify verschlankt und an die veränderten Markterfordernisse angepasst werden.

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