Das Promi-Tandem Carsten Maschmeyer und Utz Claassen muss sich beim insolventen Fahrradhersteller Mifa künftig mit einer Statistenrolle bescheiden. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat das Landgericht Halle am Montag eine Beschwerde zurückgewiesen, die nach Angaben aus dem Unternehmensumfeld zuvor maßgeblich von Mifa-Aufsichtsrat Claassen vorangetrieben worden war.
Zum Schutz der Gläubiger bleibt das Unternehmen demnach weiter unter Kontrolle des vorläufigen Insolvenzverwalters Lucas Flöther. Eine Rückkehr zur Eigenverwaltung durch das Management ist vom Tisch. Vorausgegangen war ein bühnenreifer Kampf um die Macht in Sangerhausen.
Ursprünglich sollte Mifa über einen Schuldenverzicht der Anleihegläubiger saniert werden. Die Aktienbesitzer hätten zudem zustimmen sollen, dass sie in Folge einer Kapitalerhöhung künftig nur noch ein Prozent des Unternehmens besitzen.
Neuer Großaktionär wäre der indische Weltmarktführer Hero Cycles geworden, der 15 Millionen Euro investieren sollte. Als sich Hero Cycles überraschend zurückzog, meldete Mifa Insolvenz an, beantragte dabei aber ein so genanntes Eigenverwaltungsverfahren, bei dem das Management das Unternehmen in Eigenregie wieder auf Kurs bringen soll.
Zunächst stimmte das Amtsgericht Halle dem Plan auch zu. Doch bei den zentralen Gläubigern des Unternehmens regte sich Widerstand. Schon bei der Einsetzung des Handelsexperten Thomas Mayer als Mifa-Vorstandschef sollen sich einzelne Gläubiger übergangen gefühlt haben.
Sanierung oder keine Sanierung?
Später eskalierte der Konflikt. Der Aufsichtsrat weigerte sich, auf vertraglich fixierte Zustimmungsvorbehalte zu verzichten, über die er im Zweifel Vorstandsentscheidungen hätte ablehnen können. Dies lasse eine massive Einflussnahme des Aufsichtsrats auf das Verfahren erwarten, befand der vorläufige Gläubigerausschuss und intervenierte bei Gericht. In dem Gremium sitzen unter anderem Vertreter der Deutschen Bank und des Kreditversicherers Coface – senken die den Daumen, wird aus der Sanierung ohnehin nichts.
Das Gericht reagierte prompt. Es hob die wenige Tage zuvor verkündete Eigenverwaltung wieder auf und ernannte den Insolvenzexperten Flöther zum vorläufigen starken Verwalter. Doch damit endeten die Auseinandersetzungen nicht. Im Gegenteil: Der Schlagabtausch gewann an Wucht.
Mifa-Großaktionär Maschmeyer
Flöther hatte sich entschieden, auf die Dienste des neuen Mifa-Vorstandschefs Mayer zu verzichten und ihm Hausverbot erteilt. Doch formal absetzen kann ihn nur der Aufsichtsrat, was nicht geschah.
Kurz nach dem Mayer-Rauswurf revanchierte sich das Gremium mit einer Demission des Sanierungsvorstands Stefan Weniger, mit dem Flöther weiter zusammenarbeiten wollte, berichten Insider. Auch Mifa-Großaktionär Maschmeyer meldete sich zu Wort
„Bei mir erhärtet sich der Eindruck, dass die Mifa zu einem Art Selbstbedienungsladen geworden ist und einige Beteiligte anscheinend versuchen, aus der Notlage der Mifa Kapital zu schlagen“, sagte er dem „Handelsblatt“. „Ich hoffe sehr, dass die Insolvenzprofis jetzt nicht auch noch Rettungskonzepte verhindern wollen, weil sie leider bei der Abwicklung mehr verdienen als bei einer Rettung“, so Maschmeyer.
Ein unverhohlener Angriff in Richtung Insolvenzverwaltung. Parallel dazu zog Vorstandschef Mayer vor Gericht, um Beschwerde gegen die Aufhebung der Eigenverwaltung einzulegen.
Der Gläubigerausschuss hätte sich durch sachfremde Motivationen leiten lassen, die Vorbehalte des Gremiums seien nur vage Befürchtungen und durch das Wirken des Insolvenzverwalters sei ein "desaströser Ist-Zustand" herbeigeführt worden, argumentierten die Anwälte des abgesetzten Unternehmenslenkers, blitzten damit aber beim Amtsgericht ab.
Erneut Beschwerde
Der Beschluss liest sich denn auch wie eine Ohrfeige für die frühere Mifa-Führung. Der Verlust des Vertrauens der Gläubiger in die Geschäftsführung sei ein gewichtiger Nachteil, befand der Richter. Auch das behauptete Desaster-Bild konnte er nicht erkennen. Vielmehr habe Flöther die Auftragslage verbessert. Auch die Mitglieder des Gläubigerausschusses votierten später nochmals einstimmig gegen eine Eigenverwaltung.
Trotzdem reichten Flöthers Gegenspieler postwendend erneut Beschwerde ein – diesmal vor dem Landgericht Halle. Wieder ohne Erfolg.
Fazit der Landgerichts: Flöther hat seinen Job bisher ordentlich erledigt, dagegen würden im Fall einer Eigenverwaltung in der Gesamtschau eine Vielzahl an Umständen vorliegen, die „Nachteile für die Gläubiger befürchten lassen“. Im Klartext: Der abgesetzte Vorstand und der Aufsichtsrat um Claassen bleiben weiter entmachtet.
Was macht Maschmeyer?
Offen ist nun, wie sich Großaktionär Maschmeyer verhält. Dass die Aktionäre nach dem Insolvenzverfahren noch Geld erhalten werden, gilt als unwahrscheinlich. Maschmeyer hat sein Aktienpaket bis dato trotzdem nicht verkauft – zumindest nicht jene Anteile, die ihm zugerechnet werden. Die mit der Maschmeyer-Gruppe in der Vergangenheit eng verbandelte Paladin Asset Management Investment hat ihr Aktienpaket zuletzt dagegen deutlich herunter gefahren.
Eine Sprecherin Maschmeyers betont, dass die Investment-Gesellschaft völlig unabhängig von ihm agiere, auch wenn sie unter der gleichen Anschrift wie seine Gruppe firmiert. An der Höhe von Maschmeyers Mifa-Beteiligung sollen den Aussagen der Sprecherin zufolge keine Änderungen geplant sein.