Fipronil-Skandal Das hat es mit dem Pestizid auf sich

Fipronil ist aufgrund verseuchter Eier aus den Niederlanden gerade in aller Munde. Eigentlich wird das Mittel weltweit in der Tiermedizin eingesetzt. Die Rechte an dem Produkt liegen bei einem deutschen Konzern.

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Mehrere Supermärkte schränken den Verkauf von Eiern aus Sorge vor Fipronil ein. Quelle: dpa

Nach Pferdefleisch-Lasagne und Ehec-Sprossen befindet sich Deutschland in einem neuen Lebensmittelskandal. Diesmal der Übeltäter: Eier, die mit dem Insektenschutzmittel Fipronil verseucht sind. Der Skandal schlug so große Wellen, dass Aldi nun Eier komplett aus dem Sortiment entfernt. Damit geht das Unternehmen sogar einen Schritt weiter als die anderen großen Lebensmittelhändler. Die hatten sich bisher darauf beschränkt Eier aus den Niederlanden aus den Regalen zu verbannen.

Fipronil ist durch das Anti-Läusemittel Dega-16, das das Gift enthält, mit den Eiern in Kontakt gekommen. Ställe in den Niederlanden und offenbar auch in Niedersachsen wurden mit dem Mittel behandelt.

Entwickelt wurde das Mittel 1987 vom französischen Chemieunternehmen Rhône-Poulenc, die es erstmals 1993 auf den Markt brachten. Rhône-Poulenc fusionierte einige Jahre später mit der deutschen Hoechst AG zur Aventis S.A., die die Rechte an Fipronil 2002 an Bayer verkaufte. Die Leverkusener gaben die Rechte wiederum 2003 an BASF weiter, wo sie bis heute liegen. Nach Angaben von BASF produzieren jedoch auch einige andere Firmen den technischen Wirkstoff Fipronil und Produkte, die ihn enthalten. BASF verkauft den eigentlichen Wirkstoff an wenige globale Firmen. Die damit Produkte den Einsatz im Pflanzenschutz, der Schädlingsbekämpfung und Tiergesundheit herstellen.

Der Eier-Markt in Deutschland

Laut BASF ist Fipronil in mehr als 70 Ländern für verschiedene Zwecke zugelassen. In Deutschland dürfe es grundsätzlich nicht bei lebensmittel-liefernden Tieren eingesetzt werden. Hierzulande sei es hingegen für die Schädlingsbekämpfung und in der Tiermedizin als Mittel gegen Flöhe und Zecken bei Haustieren zugelassen. Anders in Belgien und den Niederlanden: Dort sei Fipronil zusätzlich im Rahmen der Saatgutbehandlung für bestimmte Gemüse zugelassen.

Wie viel Umsatz BASF mit dem Stoff macht, wollte das Unternehmen mit Verweis auf den Wettbewerb nicht mitteilen.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit macht Fipronil zum Teil für das zunehmende Bienensterben in Europa verantwortlich und schränkte die Nutzung des Pestizids deshalb im Sommer 2013 deutlich ein. Seitdem darf das Mittel nicht mehr für Behandlung von Mais- und Sonnenblumensaatgut verwendet werden. Lediglich der Einsatz bei Pflanzen, die vollständig in Gewächshäusern wachsen, bleibt weiterhin erlaubt.

BASF reichte gegen die Entscheidung im November des gleichen Jahres Klage ein. Die Ludwigshafener argumentieren, dass die Kommission bei ihrer Entscheidung nicht alle wissenschaftlichen Erkenntnisse berücksichtigt habe. Außerdem werde der Rückgang der Bienenpopulation durch eine Vielzahl von Gründen verursacht und das Verbot würde deshalb nicht zum Schutz der Bienen beitragen. Das Verfahren wird immer noch Europäischen Gerichtshof verhandelt. Nachdem im Februar die mündliche Verhandlung stattfand, könnte es bald zu einer Entscheidung kommen. Möglicherweise dürfte Fipronil dann theoretisch auch für weitere Zwecke genutzt werden.

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