Ford Eine Fiesta für den Fiesta

Ford zeigt in Köln die jüngste Auflage des Fiesta. Mit viel Pathos und ein bisschen kölscher Geselligkeit feiern die Kölner die Neuauflage des erfolgreichen Kleinwagens – und natürlich sich selbst.

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Ford hat das Rad nicht neu erfunden, aber in Köln zumindest die neueste Version des Kleinwagen-Millionenerfolgs Fiesta präsentiert. Quelle: AFP

Köln Ford-Europachef Jim Farley hat einen Fahrradreifen in der Hand. Dieser Fahrradreifen sei eine Idee der Mitarbeiter, sagt er. Sie haben ihn an eine Maschine angeschlossen, damit er automatisch den Kofferraum von jedem Auto schließen kann, das in Köln vom Band läuft. Was vorher noch von Menschen übernommen wurde, macht nun der Reifen. Clever, findet Farley. Nicht nur wegen dieser guten Ideen arbeite das Ford-Werk in Köln effizienter als alle anderen in Europa.

Das muss es auch. Denn hier in Köln-Niehl wird seit 1979 der Kleinwagen Fiesta gebaut, der an diesem Dienstagabend seine Premiere feiert. Und gerade in diesem Segment wird besonders knapp kalkuliert. Selbst die deutschen Premiumhersteller haben weite Teile der Produktion ihrer kleinen Modelle darum Richtung Osten verlagert.

Ein Umstand, den auch Mutterkonzern Ford immer wieder unterschwellig einbrachte, als in Niehl darüber verhandelt wurde, ob der Fiesta weiter am Standort gebaut werden kann. Immer wieder wurden auch Gerüchte über eine Verlagerung der Produktion nach Osteuropa kolportiert. Am Ende blieb man Köln treu und investierte in den vergangenen Jahren sogar 600 Millionen Euro, um das Werk in Niehl zukunftsfähig zu machen. Auch dieses gute Ende der Verhandlungen wurde am Dienstagabend in Köln gefeiert.

Der Fiesta kann in seiner Bedeutung für das Kölner Werk kaum unterschätzt werden. Von den rund 18.500 Beschäftigten in den Ford-Werken hängen 4000 Arbeitsplätze direkt am Fiesta. Auch deswegen sitzt Köln Bürgermeisterin Henriette Reker in der ersten Reihe.

Auch für den Konzern ist das Modell ein unbestreitbarer Erfolg. Mit allein 315.000 verkauften Exemplaren war selbst der auslaufende Vorgänger im vergangenen Jahr die Nummer eins in seinem Segment. Über alle Modellreihen hinweg wurde der Fiesta 40 Millionen Mal verkauft. Die achte Generation soll an diese Erfolge anknüpfen.

Da wundert es nicht, dass Ford für die Präsentation groß auffährt. Im Werk Köln-Niehl hat man die gesamte Halle, in der früher die V6-Motoren gefertigt wurden, freigeräumt, um dem Kleinen eine große Bühne zu bereiten.

Oder gleich mehrere Bühnen, die über hunderte Meter zwischen den Tischen hervor ragen. Ganze 2500 Zuschauer aus ganz Europa haben die Kölner zur Premierenfeier eingeladen. Ford-Konzernchef Mark Fields ist extra aus den USA eingeflogen.

Tatsächlich wird die Premiere des Fiestas außerordentlich amerikanisch in Szene gesetzt. Der Abend steht unter dem Firmenmotto „Go Further“, was Ford im Deutschen mit „Eine Idee weiter“ übersetzt. Vermutlich, weil die wörtliche Übersetzung „Geh weiter“ an Autohäusern so unfreundlich wirken würde.

Die Show beginnt mit einer emotionalen Rede einer junge Ford-Mitarbeiterin, die ahnen lässt, dass an diesem Abend nicht nur das ortsübliche Kölsch, sondern auch eine gehörige Portion amerikanischer Pathos serviert werden wird. Eine Familie aus Italien, die seit der ersten Generation Fiesta fährt, bekommt einen eigenen Auftritt.

Ingenieure, Rennfahrer und Kunden erzählen in Einspielfilmen, warum sie Ford so mögen. Der amerikanische Konzern, dem der Ruf vorauseilt, manchmal etwas zu stark auf Effizienz getrimmt zu sein, gibt sich an diesem Abend familiär.

Darüber hinaus macht Europachef Farley mit den jüngsten Zahlen in Europa gute Stimmung. „Vor vier Jahren haben wir ein schlankeres, intelligenteres Geschäftsmodell für Europa mit einer Vielzahl an neuen Modellen und Technologien angekündigt“, sagt er. Denn die einst defizitäre Europa-Tochter will das Jahr mit einem Überschuss von einer Milliarde Dollar abschließen. Auch das ist ein Anlass zu feiern.


Der Beste. Wieder einmal.


Und Autos gibt es natürlich auch zu sehen: vom GT40, der einst für Ford in beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewann bis hin zu einer Sonderedition des Mustangs, namens Black Shadow.

Doch all die Sportwagen, Transporter und SUV sind nur das Rahmenprogramm für den Star des Abends, den Ford gleich in vierfacher Ausführung präsentiert. „Der Fiesta ist wieder einmal der beste Kleinwagen der Welt“, jubelt Ford-Chef Fields. Dann rollen die Varianten unter Konfettiregen in die Halle.

Neben der einfachen Version soll der Fiesta erstmals auch in der Topausstattung Vignale erhältlich sein, und wieder als besonders leistungsstarkes ST-Modell. Ganz neu ist Variante „Active“, die ein wenig geländegängiger daherkommt als der normale Fiesta.

Mit einer Dachreling und etwas mehr Abstand zum Boden kriegt der Kleine ein paar SUV-Gene verpflanzt. Und auch der erfolgreichen Ecoboost-Dreizylinder bekommt nun eine variable Zylinderabschaltung, die ihn noch sparsamer machen soll.

Insgesamt ist der neue Fiesta aber das, was ihn seit Jahren so erfolgreich macht: Ein solider Kleinwagen, bei dem das Preis-Leistungsverhältnis stimmt, der aber optisch nicht aus Rahmen fällt. Neu sind vor allem die vernetzten Systeme im Inneren.

Das Multimedia-System ist neu, mit dabei ist die Sprachsteuerung Sync 3, mit der sich beispielsweise der Musikdienst Spotify steuern lässt. Außerdem können die Sensoren bis zu 130 Meter voraus eventuelle Hindernisse erkennen. Diese Technologie soll der Schluss sein, um die Spitzenposition im Segment zu verteidigen.

Mitte 2017 soll der Fiesta auf den Markt kommen, damit die Fiesta in Köln noch weitergehen kann. Eine Idee weiter.

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