Fresenius hebt Prognose an Starker Einstand für Stephan Sturm

Einen Monat ist Stephan Sturm bei Fresenius im Amt. Der neue Konzernchef setzt ausdrücklich auf Kontinuität. Dass er zum Start gleich die Ziele des Konzerns in die Höhe schraubt, hat bereits Tradition.

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Der neue Fresenius-Chef hebt nach einem Monat im Amt gleich die Prognose an. Quelle: AP

Frankfurt So ein Start kann sich sehen lassen: Einen Monat, nachdem der neue Fresenius-Chef Stephan Sturm die Führung beim Gesundheitskonzern Fresenius übernommen hat, hebt er gleich den Ergebnisausblick für das laufende Jahr an. Nach einem sehr erfolgreich verlaufenen zweiten Quartal, in dem das Konzernergebnis zweistellig gesteigert werden konnte, sieht Sturm das Unternehmen „strategisch bestens aufgestellt“.

Sturm, langjähriger Finanzchef bei Fresenius, hatte Anfang Juli den CEO-Posten von Ulf Mark Schneider übernommen, der an die Spitze des Nahrungsmittelriesen Nestlé in die Schweiz wechselt. Die erfolgreiche Entwicklung des Konzerns ist also auch sein Verdienst: Der 53-Jährige hat eng im Vorstandsteam mit Schneider zusammengearbeitet. „Fresenius hat jetzt zum 50. Mal in Folge das Quartalsergebnis des Vorjahres übertroffen“, betonte Sturm in einer Telefonkonferenz zu den Quartalsergebnissen.

Alle Geschäftsbereiche sind organisch gewachsen, insgesamt legte der Umsatz von April bis Juni um zwei Prozent auf 7,1 Milliarden Euro zu, währungsbereinigt lag der Zuwachs bei fünf Prozent. Das operative Ergebnis konnte um acht Prozent (elf Prozent währungsbereinigt) auf 1,05 Milliarden Euro gesteigert werden.

Hierzu trugen maßgeblich ein zweistelliges Gewinnwachstum bei der größten Konzerntochter Fresenius Medical Care bei. Das ebenfalls im Dax notierte Dialyse-Unternehmen profitierte hier von steigenden Patientenzahlen und seinem Effizienzprogramm. Während der Umsatz um fünf Prozent auf 4,4 Milliarden Dollar stieg, kletterte der operative Gewinn um 17 Prozent auf 641 Millionen Dollar. Fresenius Medical Care macht derzeit 72 Prozent seines Umsatzes in Nordamerika und bilanziert in Dollar.

Zur guten Geschäftsentwicklung von Fresenius trugen nach Aussage von Sturm aber auch die anderen Unternehmensbereiche bei: Die Krankenhaussparte Helios, die um sieben Prozent beim Umsatz und acht Prozent beim operativen Gewinn zulegte, wie auch der Krankenhausdienstleister Vamed, der erfolgreiche Auftragseingänge verbuchte. Ebenso die Ernährungs- und Flüssigmedizin-Sparte Kabi, auch wenn sie rechnerisch bei Umsatz und Gewinn leicht unter dem Vorjahresquartal bliebt. Fresenius hatte sich hier auf eine schwächere Entwicklung eingestellt, zumal die Messlatte mit einem außerordentlich erfolgreichen Vorjahresquartal für die Sparte sehr hoch gelegen hatte.


Sturm ist offen für große Zukäufe

Vor diesem Hintergrund wertete Sturm das organische Wachstum von Kabi von immerhin drei Prozent als ausgesprochen gute Entwicklung. Nach einen sehr guten ersten Quartal steht die Sparte zum Halbjahr mit einem Wachstum des operativen Gewinns um acht Prozent besser als erwartet da: Fresenius erhöhte denn auch den Gewinnausblick für diesen Geschäftsbereich und geht statt von einem etwa stagnierenden Gewinns nun von einem  währungsbereinigten EBIT-Wachstum von drei bis fünf Prozent aus.

Dank geringerer Zinsbelastungen konnte der Fresenius -Konzern sein Ergebnis sogar um zwölf Prozent auf 393 Millionen Euro steigen. Währungsbereinigt lag der Zuwachs bei 15 Prozent. Ermuntert von dieser Entwicklung erhöhte Stephan Sturm  deshalb den Gewinnausblick für das laufende Jahr: Statt acht bis zwölf Prozent soll das Konzernergebnis währungsbereinigt nun elf bis 14 Prozent zulegen. Beim Umsatz geht das Unternehmen nach wie vor von einem Zuwachs zwischen sechs und acht Prozent aus.

Übrigens ist die unterjährige Anhebung der Gewinnprognose bei Fresenius nichts Ungewöhnliches und in den vergangenen Jahren häufig vorgekommen. Insofern zeigt der neue CEO Sturm auch in dieser Hinsicht Kontinuität. Das Unternehmen gibt traditionell einen vorsichtigen Ausblick am Jahresanfang und korrigiert den manchmal auch zweimal im Jahr nach oben. Das ist aber keine notorische Tiefstapelei, sondern liegt stark am Thema Lieferengpässe in den USA, wo der Geschäftsbereich Kabi seit 2011 stark von den Lieferschwierigkeiten einiger Wettbewerber profitiert.

Fresenius geht bei seinen Prognosen immer erst davon aus, dass es keine Engpässe gibt. Intravenös zu verabreichende Medikamente haben hohe Anforderungen in der Produktion zu erfüllen, und die ist bei einigen Herstellern in den USA von der Aufsichtsbehörde FDA bemängelt worden. Auch bei Fresenius gab es schon Beanstandungen, die aber immer zügig behoben werden konnten und  nicht zu Stilllegungen der Produktion führten.  

Der neue Fresenius-Chef will die bisherige erfolgreiche Strategie des Vorgängers fortsetzen. Dazu gehört auch, dass das Unternehmen offen ist auch für große Zukäufe, wenn es strategisch und vom Kaufpreis her passt, sagte Stephan Sturm in der Telefonkonferenz. Da er Fresenius aus einer Position der Stärke agieren sieht, steht er nicht unter Handlungsdruck. Mit einem Schuldenstand, der am Jahresende beim 2,5 fachen des operativen Ergebnisses (Ebitda) liegen soll, hat das Unternehmen aber für den Fall eines Falles auch wieder einigen Spielraum für Zukäufe.

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