Gasekonzern Der niedrige Ölpreis macht Linde Probleme

Die Halbjahreszahlen des Münchner Gasekonzerns waren eher durchwachsen. Das wichtige Geschäft mit den Industriegasen läuft stabil, die Talfahrt im schwankungsanfälligen Anlagenbau geht jedoch weiter.

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Linde-Werk in Wien. Quelle: REUTERS

In einem „herausfordernden Umfeld“, wie es Linde Ende Juli in einer Erklärung formulierte, habe sich der Konzern mit seinen fast 65.000 Mitarbeitern zwischen Januar und Juni wacker geschlagen: Währungsbereinigt schrumpfte der Umsatz im ersten Halbjahr um 1,6 Prozent auf 8,56 Milliarden Euro. Das operative Konzernergebnis lag mit 2,017 Milliarden Euro währungsbereinigt in etwa auf Vorjahresniveau. Die operative Marge verbesserte sich von 23,3 auf 23,6 Prozent, auch ein Folge der Ende 2015 eingeleiteten Effizienzmaßnahmen.

Als Stabilitätsanker des Unternehmens erwies sich einmal mehr das wichtige Gasegeschäft. Auf vergleichbarer Basis stieg der Umsatz der Sparte im ersten Halbjahr um 2,1 Prozent auf 7,327 Milliarden Euro; das operative Ergebnis lag mit 2,054 Milliarden Euro in etwa auf Vorjahresniveau.

Lindes Geschäftsmodell ist vor allem deshalb so stabil, weil der Absatz von Industriegasen wie Acetylen, Sauerstoff oder Stickstoff – die tragende Säule des Geschäfts der Münchner – auf extrem lang laufenden Lieferverträgen mit den Kunden beruht. Der schwankungsanfälligere Anlagenbau trägt nur rund 14 Prozent zum Umsatz von Linde bei.

Dort aber bläst Linde-Chef Wolfgang Büchele derzeit scharfer Wind ins Gesicht. Im Anlagenbau nämlich hinterlassen die Krisen in Russland, Brasilien und China sowie der niedrige Ölpreis inzwischen deutliche Bremsspuren. Im vergangenen Jahr schrumpfte der Umsatz in der Sparte um 16,5 Prozent auf knapp 2,6 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis fiel von 300 Millionen Euro auf 216 Millionen Euro.

In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres setzte sich die Talfahrt fort. Der Umsatz in der Sparte Anlagenbau fiel um 19,7 Prozent auf 1,085 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand schrumpfte um 9,8 Prozent auf 4,095 Milliarden Euro. Angesichts der erneuten Schwäche des Ölpreises schwinde die Hoffnung auf eine baldige Belebung in der Anlagenbau-Sparte, so dass die Wachstumsaussichten für den gesamten Konzern zunächst weiter gedämpft blieben, meint Thorsten Strauß, Analyst der Nord LB in Hannover. Nach der zweiten Gewinnwarnung innerhalb eines Jahres war der Kurs der Linde-Aktie Ende vergangenen Jahres abgestürzt.

Umsatz und operativer Gewinn der Linde AG weltweit

Linde rechnet für das Geschäftsjahr 2016 mit einem währungsbereinigten Umsatz- und Ergebnisanstieg von vier Prozent. Das „herausfordernde Umfeld“ könne aber auch zu einem Rückgang von bis zu drei Prozent führen.

Gegenwind gibt es für Linde auch aus den USA. Dort nämlich beschloss die Regierung, dass die Behörden den Lieferanten von medizinischen Gasen wie etwa Sauerstoff für die Behandlung von Krankenhaus- und Heimpatienten seit Anfang des Jahres weniger zahlen werden. Das ist Gift für die US-Tochter Lincare, die Bücheles Vorgänger und jetziger Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle 2012 für 4,6 Milliarden Dollar übernommen hatte. Die Veränderungen haben enorme Auswirkungen; ein substanzieller dreistelliger Millionenbetrag an Einnahmen fällt für die Münchner weg nun weg.

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