McDonald's hat gestanden, seit April gentechnisch verändertes Futtermittel in seiner Hähnchenmast zu verwenden. Der Aufschrei ist groß, Umwelt- und Verbraucherschutzverbände sind entrüstet. Doch wie groß sind die Auswirkungen für den Verbraucher wirklich? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Für welche Produkte lässt McDonald's Gen-Food zu?
Seit Anfang April erlaubt die Fastfood-Kette McDonald's seinen Hähnchenfleisch-Lieferanten den Einsatz von gentechnisch verändertem Futtermittel. Ein Sprecher von McDonald's Deutschland bestätigte einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“.
Dabei geht es vor allem um Sojasprossen. Sie sind durch die Veränderung immun gegen Spritzmittel, das gegen Unkraut eingesetzt wird. Dadurch sterben alle Pflanzen ab - außer den genetisch veränderten Sprossen.
McDonald's Europa hat in 27 europäischen Märkten im zweiten Quartal die Beschränkung für Lieferanten aufgehoben, wonach diese ausschließlich nicht gentechnisch verändertes Hühnerfutter verwenden durften. Bezogen auf McDonald's Deutschland gilt das für alle Hähnchen-Produkte – also vor allem für ChickenMcNuggets und den McChicken.
Sind auch schon andere Gen-Produkte in Umlauf?
Ja, McDonalds steht nicht alleine da. Erst kurz vor Ostern kehrte zum Beispiel der Bundesverband Deutsches Ei zur Gentechnik zurück. Grund dafür sei, dass das Angebot an genfreiem Soja 2014 geringer sein werde als in den Jahren zuvor. Einer der weltweit größten Sojaproduzenten aus dem Hauptlieferland Brasilien habe erklärt, dass nur noch 50 Prozent der Vorjahresmenge bereit stünden.
Das knappe Angebot habe auch andere Länder vor Herausforderungen gestellt. Britische Hersteller hätten bereits im April 2013 ihre Gentechnikfrei-Garantie für Eigenmarken zurückgezogen. Und auch der dänische Verband „Dansk Slagtefjerkrae“ beschloss bereits im Dezember einen Rückzug von der Garantie.
Die gleichen Argumente nutzt auch McDonald’s. Mit Beginn des zweiten Quartals dieses Jahres stünden keine ausreichenden Mengen an nicht gentechnisch veränderten Futtermitteln zu wirtschaftlich vertretbaren Konditionen zur Verfügung, erläuterte der Konzernsprecher.
Nachfrage und Angebot
Könnte McDonalds auch Hähnchengerichte anbieten, die nicht durch genmanipuliertes Futter entstanden sind?
Ja, für mehr Geld, glaubt die Umweltorganisation Greenpeace. Angeblich würde es McDonald's nur eine Preiserhöhung von wenigen Cent pro Hähnchenburger kosten. Der Fast-Food-Gigant selbst äußert sich nicht zu diesem Rechenspiel.
Auch der Verband „Lebensmittel ohne Gentechnik“ ist davon überzeugt, dass das Argument der genfreien Futtermittelknappheit vorgeschoben ist. Denn auch große Supermarktketten wie Rewe und Edeka hätten sich zum Ziel gesetzt, für ihre Eigenmarken auch in Zukunft ganz auf gentechnisch verändertes Soja zu verzichten.
Außerdem gingen Analysten von einem steigenden Anbau und Angebot von gentechnikfreiem Sojaschrot aus Brasilien aus – und das in diesem Jahr. Die Verschiffung per Container werde deutlich zunehmen. Das Argument hält nur bedingt, da derzeit nicht klar ist, wie hoch die Nachfrage im Verhältnis zur tatsächlichen Lieferung ist. Trotz einer Steigerung können natürlich Engpässe auftreten.
Muss angezeigt werden, sobald Gentechnik in der Lebensmittelindustrie eingesetzt wurde?
In Europa müssen Lebensmittel gekennzeichnet werden, die direkt genmanipuliert sind. Bei Fleisch ist das nicht der Fall, da hier lediglich das Futtermittel genetisch verändert wurde. Verbraucher müssen entsprechend nicht informiert werden.
Wie sicher ist das genetisch veränderte Futtermittel?
McDonald's betonte in einer öffentlichen Stellungnahme, durch die neue Praxis würden Qualität und Sicherheit des Essens nicht beeinträchtigt. Auch die Weltgesundheitsorganisation habe erst kürzlich festgestellt, dass gentechnisch verändertes Tierfutter keine Auswirkungen auf die Qualität oder Sicherheit von Fleisch, Milch oder Eiern habe, betonte der Konzernsprecher.
Der BUND sieht das anders. Der Umweltverband weist darauf hin, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel zwar ein Zulassungsverfahren durchlaufen, bevor sie auf den Markt kommen. Jedoch testeten in der Regel die Hersteller selbst die Sicherheit ihrer Produkte. Dabei kämen vor allem 30-tägige Versuche an Mäusen oder Ratten zum Einsatz, die nicht auf den Menschen übertragbar seien.
Machen Chicken McNuggets jetzt krank?
Derzeit weisen keine Studien darauf hin, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel krank machen. Das liegt aber vor allem daran, dass es keine Studien gibt. Entsprechend stellt die EU-Kommission fest: „Auf der Basis vorhandener Forschungen können keine Aussagen über Gesundheitseffekte gentechnisch veränderter Organismen getroffen werden – außer die, dass sie nicht akut toxisch sind.“
Dennoch werden in der Wissenschaft zwei Gesundheitsrisiken diskutiert: Das Entstehen neuer Allergien und weiterer Antibiotikaresistenzen.
Der BUND erklärt es so: „Die in verschiedene Nutzpflanzen – bisher hauptsächlich in Soja, Mais, Raps und Baumwolle – neu eingebrachte Erbinformation produziert Proteine. Proteine sind potentielle Allergieauslöser, und Lebensmittelallergien beruhen auf einer Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Proteinen.“
Ein weiteres mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln verbundenes Problem seien die in eine Vielzahl von Pflanzen eingebauten Antibiotikaresistenzgene. Diese würden als Markergene benutzt, mit deren Hilfe festgestellt werden soll, ob die an der Pflanze vorgenommene Genmanipulation erfolgreich war. Diese Gene können sich auf Bakterien im menschlichen Darm übertragen. Dadurch bestehe die Gefahr, dass immer mehr Antibiotika unwirksam werden.