General Electric Krisenkonzern im Fokus der Börsenaufsicht

Trotz Milliardenverlusts hat General Electric im vierten Quartal nicht so schlecht abgeschnitten wie teils befürchtet. Doch die Nachricht, dass die Börsenaufsicht SEC gegen GE ermittelt, schockiert die Anleger auf Neue.

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GE: General Electric im Fokus der Börsenaufsicht Quelle: AP

New York Am Anfang sah alles gut aus. Als General Electric am vergangenen Mittwoch seine Zahlen für das vierte Quartal 2017 bekanntgab, sprang die Aktie vorbörslich um ganze fünf Prozent nach oben. Balsam für die Seele des GE-Chefs John Flannery. Denn 2017 zählten die Anteile des Industrieriesen zu den schlechtesten Aktien im Dow Jones Industrial und verloren 44 Prozent an Wert.

Die Anleger atmeten zunächst auf. Keine „Landminen“ – so schien es – kamen ans Tageslicht, von denen zuvor Nicholas Heymann von William Blair geschrieben hatte. Der Analyst meinte damit Ankündigungen wie jene von vor einer Woche, als der Mischkonzern 6,2 Milliarden Dollar für teure Pflegeversicherungen zurückstellen musste. Die Nachricht löste einen erneuten Kurssturz der GE-Aktie aus – und Flannery brachte als Reaktion gar eine Aufspaltung des Konzerns ins Spiel.

Doch nach der Ergebnisverkündung am Mittwoch stand noch eine Telefonkonferenz mit Analysten an. Und die hatte es in sich: GE musste eine Untersuchung der US-Börsenaufsicht SEC einräumen. Im Fokus der Ermittler stehen das Versicherungsgeschäft von GE und die Praxis bei der Bilanzierung von Dienstleistungen. „Wir kooperieren ganz und gar mit den Ermittlungen“, sagte Finanzchef Jamie Miller, „die sich noch in einem sehr frühen Stadium befinden.“

Die Aktie fiel wie ein Stein – dabei waren die GE-Zahlen gar nicht so schlecht: Der Konzern bestätigte die Gewinnerwartungen für das laufende Jahr. Möglich machen das gute Ergebnisse beim Verkauf von Flugzeugmotoren und in Gesundheit. Die Resultate „zeigen einiges von den frühen Fortschritten, die wir mit unseren Schlüsselinitiativen erzielen“, sagte Flannery. Zu der möglichen Aufspaltung gab es keine konkreten Neuigkeiten. „Es wird ein GE in Zukunft geben“, sagte Flannery, „aber es wird anders aussehen.“

Der Umsatz fiel um fünf Prozent auf 31,4 Milliarden Dollar, der Gewinn von 3,7 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal wandelte sich in einen Verlust von 9,6 Milliarden Dollar oder 1,13 Dollar je Aktie. Zieht man einmalige Aufwendungen und Sonderposten ab, ergibt sich ein Gewinn je Aktie von 27 Cent. „Ein vorhersehbar chaotisches Quartal“, sagte Robert McCarthy, Analyst von Stifel.

Größter Schwachpunkt bei General Electric ist das Geschäft mit Gasturbinen für die Stromerzeugung. Der Umsatz fiel um 15 Prozent auf 9,4 Milliarden Dollar, der Gewinn um 88 Prozent auf 260 Millionen Dollar.

GE trifft es ähnlich wie Siemens: In Zeiten der Energiewende sind vor allem kleine, dezentrale Lösungen gefragt. Zudem schützen viele Staaten ihre Kohleindustrie, der erhoffte Wechsel von Kohle- zu effizienten Erdgaskraftwerken findet nicht in dem Ausmaß statt wie erhofft. Zudem sinkt die Stromnachfrage in China. Die Aufträge für GE fielen im vierten Quartal um ein Viertel auf insgesamt 10,2 Milliarden Dollar. „Wir erwarten, dass die Marktschwäche weiter anhält“, sagte Flannery.

General Electric steuert gegen, holte 800 Millionen Dollar an „strukturellen Kosten“ aus der Sparte, indem es beispielsweise elf Prozent der Belegschaft feuerte. Das Sparprogramm geht 2018 weiter, in dem Jahr soll nochmals eine Milliarde Dollar an Kosten gestrichen werden, im Gespräch seien weitere Fabrikschließungen.

Erfreuliche Nachrichten kommen dagegen aus dem Ölgeschäft. GE schloss seine Sparte vor einem Jahr mit dem Ausrüster Baker Hughes zusammen, an dem an der Börse notierten Unternehmen gehören GE 62,5 Prozent. Der steigende Ölpreis sorgte für bessere Zahlen, der Umsatz stieg um 69 Prozent auf knapp 5,8 Milliarden Dollar, die Aufträge um 73 Prozent ebenfalls auf 5,8 Milliarden Dollar. Allerdings fiel die Profitabilität um rund ein Viertel auf nur 307 Millionen Dollar.

Stephen Tusa von JP Morgan ist schon lange als Kritiker von GE bekannt. Ihn konnten die neuen Ergebnisse nicht umstimmen: Er belässt die Aktie weiter auf „Untergewichten“.

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