General Electric Mit zehn Tipps verabschiedet sich Jeffrey Immelt

Nach 16 Jahren als Chef des Siemens-Rivalen General Electric hat Jeffrey Immelt den Posten abgegeben. Zum Abschied verfasst er zehn Tipps, die auch für andere Karrieren hilfreich sein können.

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„Jeder hat eine Strategie, bis er eins auf die Nase kriegt.“ Quelle: AP

Kurz nach dem Amtsantritt von Jeffrey Immelt beim US-Industriekonzern General Electric im September 2001 brach die Katastrophe los: Terroranschlag, Rezession, Geschäftseinbruch. Wenige Jahre später taumelte General Electric in der Finanzkrise nah am Abgrund, Kredite und Verbindlichkeiten von GE Capital von vielen Hunderten Milliarden Dollar trafen das Unternehmen hart.

In den Jahren danach baute Immelt den Mischkonzern um, führte ihn zurück zu seinen industriellen Wurzeln und investierte stark in die Digitalisierung der verarbeitenden Industrie – und erwarb sich einen Ruf als Management-Vorbild. Am Montag war der letzte Arbeitstag des 61-Jährigen bei GE.

Unternehmensveteran John Flannery übernimmt das Steuer. „Ich kenne ihn seit 20 Jahren“, sagt Immelt. „Er ist der Richtige, um GE in die Zukunft zu führen“. Immelt fasst seine Erfahrungen aus 16 Jahren als Chef des größten Konglomerats der Welt in zehn „Lektionen“ zusammen – Überschrift: „Dinge, die ich gelernt habe“.

Die zehn Management-Gebote von Jeffrey Immelt

Jeffrey Immelt: Dinge, die ich gelernt habe

Gebot Nummer eins: Den Mitarbeitern ein Gefühl von Sinn vermitteln und zugleich hohe Standards setzen. Jede Minute am Tag „wachsam“ sein, respektvoll und motivierend: „Seien Sie ein Wettbewerber“.

Als Vorstandschef trennte sich Immelt von vielen Geschäftsbereichen, nicht zuletzt von GE Capital wie auch von dem Film- und Fernsehstudio NBC Universal. Zugleich kaufte GE die Energiesparte des französischen Konkurrenten Alstom. Es war die größte Übernahme in der Geschichte des Konglomerats. „Schrecken Sie nicht vor den schweren Entscheidungen zurück“, rät Immelt.

Ob das Internet der Dinge oder neue Herstellungsverfahren in der industriellen Fertigung: „Die Zukunft kommt“, sagt Immelt, „entschuldigen Sie sich nicht dafür, in sie zu investieren“. Das sei manchmal nicht einfach, wenn beispielsweise Aktionäre einen kürzeren Zeithorizont hätten oder auf andere Dinge Wert legten.

„Nicht immer alles direkt sagen“

Nummer vier ist eine interessante Lektion: Ein Manager solle nicht nur seine Meinung direkt sagen, sondern sie auch mit Problemlösungen und Kontext verbinden. „Manchmal will man einfach nur alles loswerden und nennt es Aufrichtigkeit“, warnt Immelt. „Man fühlt sich danach besser, während es allen anderen schlecht geht“. Stattdessen soll man transparent sein, den Weg nach vorne suchen.

Wer führt, muss zugleich langfristig und kurzfristig denken können. „Man muss sich sowohl um Strategie als auch Details kümmern wollen“, sagt Immelt und hängt eine weise Einsicht an: „Sage einige Dinge nicht, damit andere das letzte Wort haben können“.

Lektion Nummer sechs ist ein Goldstandard vor allem in der digitalen Welt: Den Mitarbeitern und Teams vertrauen, ihnen wahre Verantwortung und Gestaltungsmöglichkeit geben. „Organisatorische Macht soll verteilt sein“, sagt Immelt.

Eine Einsicht, die nicht unterschätzt werden kann: „Wir gewinnen in Märkten, nicht in Konferenzräumen.“ Führende Angestellte sollen sich nicht im Unternehmen einschließen und sich mit „Scouts“ umgeben. Alles soll sich um den Kunden und seine Bedürfnisse drehen.

Siemens größter Konkurrent schwächelt: Der US-Elektrokonzern General Electric meldet im zweiten Quartal deutliche Umsatzeinbußen. Auch der Gewinn bricht ein.

Eine Absage an alle Karrieristen: „Lieben Sie Ihre Arbeit mehr als Ihren Titel“. Immelt habe nicht viel auf die Bezeichnung CEO gegeben, wohl aber auf die „zahlreichen Aufgaben“ und Möglichkeiten, die sie ihm verschafft habe. „Kein Job war mir zu gering“. Lektion Nummer neun erklärt sich von selbst: „Niemals aufgeben“. Immer weiter lernen, sich wandeln, quälen. Immelt zitiert Boxer Mike Tyson: „Jeder hat eine Strategie, bis er eins auf die Nase kriegt“.

Die letzte Einsicht von Immelt: Mitarbeiter wertschätzen, Topleuten Anerkennung geben, „persönliche Verbindungen aufbauen“. Als Chef müsse man alles von sich geben, jede Minute am Tag. Nach dem Abgang bei GE wird Immelt übrigens als Kandidat für einen Posten gehandelt, an dem der volle Einsatz gefordert werden würde: Chef des Taxi-Dienstes Uber, der zuletzt wegen ethischer Verfehlungen heftig kritisiert wurde.

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