General Motors Wiederauferstehung komplett

Zündschloss-Affäre hinter sich, glänzende Zahlen vorgelegt: Mary Barra bringt GM auf Touren. Der US-Autokonzern profitiert dabei von Modellen, die Barra teilweise selbst zuvor als Produktchefin auf den Weg brachte.

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GM-Chefin Mary Barra stellt auf der ersten wichtigen Automesse des Jahres den elektrisch angetriebenen Chevrolet Bolt EV vor. Quelle: AFP

Detroit Arbeiter heben ein Lenkgetriebe auf das Fließband, hinten warten schon die Kollegen mit der Fahrzeugtür, überall sind Rohre und Leitungen zu sehen. Mary Barra hätte nicht besser ins Bild passen können. Aber die GM-Chefin hielt ihre Rede nicht in einer ihrer Produktionsstätten, sondern im Detroit Institute of Art. Die Wände hoch malte Diego Rivera die berühmten „Detroit Industry Murals“, die Industrie-Wandgemälde des Detroiter Kunstinstituts. Damals in den Dreißiger Jahren von Edsel Ford in Auftrag gegeben, der auch mit seinem Vater Henry Ford im Riesenbild verewigt ist.

GM und Ford, das geht eigentlich in Detroit gar nicht zusammen. Aber an dem vergangenen Montagabend war das Barra und ihren Topmanagern wohl egal. Sie feierten ihren Chefdesigner Ed Welburn, dem sie die Afrikaausstellung im Museum widmeten. Auch sonst war ihnen zum Feiern zumute: GM vollendete seine Wiederauferstehung von den Toten. „Es bricht eine neue Epoche an“, sagte Mark Reuss, Produktchef von dem Autohersteller.

Damit meinte der bullige Manager zwar die GM-Marke Buick, aber er hätte damit den Gesamtkonzern meinen können. Sechs Jahre nach dem Bankrott durch die Finanzkrise steht GM wieder voll im Saft. In den USA stieg der Absatz 2015 um acht Prozent, der Marktanteil kletterte um 0,4 Prozentpunkte auf 16,3 Prozent. Die Erfolge im Absatz gingen Hand in Hand mit denen beim Preis: Im Dezember nahm GM im Schnitt 37.000 Dollar je US-Fahrzeug ein, 1150 Dollar mehr als im Vorjahr und so hoch wie noch nie zuvor.

GM fährt derzeit die Ernte ein, die Chefin Barra mitunter selbst säte. Fahrzeuge wie der am vergangenen Sonntag vorgestellte SUV Envision von Buick ersann die Managerin nach 2011, als sie Produktchefin von GM war. „Das Unternehmen ist in der Produktentwicklung besser geworden“, sagte Analystin Stephanie Brinley von Branchendienst IHS Automotive, „sie reagieren mehr auf das, was Kunden wollen“.

Derzeit wollen Kunden überall in der Welt vor allem Geländewagen kaufen. Nach Prognose von Ford könnten sie schon bald bis zu 40 Prozent des Marktes ausmachen, Analystin Brinley geht von einer Prozentzahl in den „hohen Dreißigern“ aus. Das sind gute Nachrichten für GM, die viele Geländewagen in der Modellpalette haben. Nicht nur verkaufen die sich gut, auch erzielen sie – so wie ähnlich beliebten Pickups – höhere Preise als herkömmliche Fahrzeuge. Als eine der letzten Produktvorstellungen auf der Detroiter Automesse wird am heutigen Dienstag ein Fahrzeug der GM-Marke GMC präsentiert. Es wird der GMC Acadia sein – ein mittelgroßer SUV.

Fast vergessen ist der Skandal um die fehlerhaften Zündschlösser, die durch schwere Schlüssel aus  gingen und so Servolenkung oder Airbag außer Betrieb nahmen. Mit einer Strafe von 900 Millionen Dollar und hohen Entschädigungszahlungen an die Betroffenen zog GM vor wenigen Monaten einen Strich unter die Sache.

Am Rande der Messe zeigte sich Barra endsprechend gut gelaunt und zuversichtlich – selbst für das derzeit angeschlagene China, dem größten Automarkt der Welt. Trotz Kurseinbrüche und Wachstumsabschwächung im Mittleren Osten sieht die Vorstandschefin – die vor wenigen Tagen auch zur Chefin des Verwaltungsrates gewählt wurde – ein „substanzielles Wachstum“ des chinesischen Automarktes vorher, das allerdings volatiler sein werde.

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