Geplante Übernahme Lufthansa verschiebt Entscheidung zu Brussels Airlines

Die Komplettübernahme von Brussels Airlines ist frühestens für September geplant. Die ungeklärte Frage der Integration sowie die Bewältigung der Probleme nach den Anschlägen in Brüssel brauchen noch mehr Zeit.

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Die komplette Integration von Brussels Airlines in den Lufthansa-Konzern lässt noch etwas auf sich warten. Quelle: AFP

Frankfurt Es zeichnete sich schon ein paar Tage lang ab. Lufthansa verschiebt die Entscheidung zur Komplettübernahme von Brussels Airlines. Zwischen Lufthansa und Brussels Airlines sei eine Verlängerung der Entscheidungsfrist über die Call Option um weitere drei Monate vereinbart worden, teilte Lufthansa am Mittwochabend im Anschluss an die Aufsichtsratssitzung mit.

Die Frist zur Entscheidung über die Übernahme der restlichen Anteile in Höhe von von 55 Prozent an der SN Airholding wurde bis Ende August verlängert. Eine Übernahme ist somit frühestens im September möglich. Lufthansa verwies zur Begründung auf die Bewältigung der Folgen des Anschlags auf den Flughafen Brüssel vom 22. März 2016.

„Die Kolleginnen und Kollegen von Brussels Airlines arbeiten momentan mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Kräften daran, nach den schrecklichen Bombenanschlägen an ihrem Heimatflughafen den Fluggästen wieder einen verlässlichen Flugbetrieb zu bieten“, wird Lufthansa-Chef Carsten Spohr in einer Mitteilung zitiert. Das sei unter den erhöhten Sicherheitsvorkehrungen eine große Herausforderung und habe jetzt Priorität. „Wir haben deshalb mit Brussels Airlines vereinbart, dass die Verhandlungen zu den Konditionen der Übernahme und die notwendige Erarbeitung eines Migrationskonzepts weitere drei Monate in Anspruch nehmen werden“, so Spohr weiter.

Lufthansa war 2008 mit 45 Prozent bei Brussels Airlines eingestiegen. Eingetütet hat die Transaktion der damalige Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber, heute Aufsichtsratsvorsitzender von Lufthansa. Schon beim Einstieg hatte sich Lufthansa die Option auf den Erwerb der restlichen Anteile von der übergeordneten SN Airholding gesichert. Sie liegen derzeit beim Flughafen Brüssel, der Virgin Group und verschiedenen Banken.

Ursprünglich wollte Lufthansa eine Entscheidung nach 2011 treffen, sobald Brussels, die Nachfolgegesellschaft der in die Insolvenz gegangenen Staatsairline Sabena, nachhaltig saniert ist. Brussels konnte im vergangenen Jahr ein Ergebnis von 41,3 Millionen Euro einfliegen, nach einem Betriebsverlust von 4,2 Millionen Euro im Jahr zuvor. Airline-Chef Bernard Gustin verspricht nachhaltig schwarze Zahlen, für 2018 hat er bereits ein Gewinnziel von 50 Millionen Euro versprochen. Die Sanierung scheint damit also zunächst einmal geglückt. Doch nach den Bombenanschlägen muss man sich die Situation noch einmal genauer anschauen.

Eine Herausforderung ist zudem die Integration von Brussels. Der Markt ist für Lufthansa mit den Beamten in Europas Hauptstadt attraktiv. Hinzu kommen die attraktiven Afrika-Routen der alten Sabena, der Vorgängergesellschaft von Brussels. Doch Brüssel ist auch stark von Billig-Fluggesellschaften geprägt.

Brussels Airlines ist damit an der Schwelle zwischen Billig- und Premiummarkt – und damit nicht so einfach in die Lufthansa-Gruppe zu integrieren. Doch die Prioritäten auf Seiten der „Hansa“ scheinen fest zu stehen. Brussels soll zu Eurowings. Dafür sprechen etwa die guten Kostenstrukturen der Airline aus Belgien. Schon jetzt ist im Lufthansa-Vorstand für die Brüsseler Beteiligung Karl-Ulrich Garnadt zuständig, der auch die Eurowings-Plattform verantwortet.

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