Geplatzte Pfizer-Allergan-Übernahme Wieso Irland als Steuerschlupfloch unattraktiv wird

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Neue US-Reform setzt engere Grenzen

Die aktuelle US-Steuerreform sieht viel enger gefasste Fristen für die Berücksichtigung von Zukäufen ausländischer Unternehmen in den USA vor als bisher. Das betrifft Unternehmen, die in den letzten drei Jahren – wie bei Allergan der Fall – andere Firmen übernommen haben. Diese müssen nämlich nun ignoriert werden, wenn es gilt, die für die offizielle Verlagerung des US-Firmensitzes relevante Größe des Unternehmens festzulegen.

Um nach einer Übernahme den neuen Firmensitz ins Ausland verlegen zu können, muss der Marktwert der übernommenen Firma mindestens ein Viertel so groß sein wie der Käufer. Bei Allergan aber konnte dieses Kriterium nur durch die Expansion in den letzten 36 Monaten erfüllt werden. So hatte das Unternehmen für 66 Milliarden Dollar den Rivalen Actavis geschluckt, der vorher selbst für 25 Milliarden Dollar eine andere US-Pharmafirma übernommen hatte. Nach den alten Steuergesetzen hätten die Pfizer-Aktionäre nur 56 Prozent am fusionierten Konzern gehalten und wären damit knapp unter der 60-Prozent-Grenze geblieben, die schon bisher als Kriterium für die Verlagerung des Firmensitzes ins Ausland relevant waren – nach den neuen Bestimmungen hätten die Pfizer-Aktionäre sogar 80 Prozent besessen.

Schon heute ist der Allergan-Firmensitz eine Farce

Ohnehin ist auch bei Allergan selbst der Firmensitz Dublin eigentlich eine Farce, denn das Unternehmen wird operativ aus dem US-Bundesstaat New Jersey gesteuert.

Für Pfizer und seinen schottischen Vorstandschef Ian Read ist der geplatzte Deal die nächste große Niederlage: Denn schon 2014 war der Versuch gescheitert, den britisch-schwedischen Konkurrenten AstraZeneca zu übernehmen. Damals hatte Read das Ziel verfolgt, den Sitz nach Großbritannien zu verlegen, wo die Körperschaftsteuer ebenfalls niedriger ist als in den USA und ab 2020 sogar auf nur noch 17 Prozent gesenkt werden soll. Steuervorteile allein werden bei Reads künftiger Strategie nicht mehr zum Tragen kommen. Bis zum Ende des Jahres will Pfizer nun über eine Trennung von Geschäftsbereichen entscheiden.

Die US-Steuerreform und die damit verbundene Erschwerung der Firmensitzverlagerung hat wohl Signalwirkung auch für andere Deals. So will der US-Autozulieferer Johnson Controls das irische Unternehmen Tyco kaufen und dann seinen Sitz nach Irland verlegen. Mit Spannung kann man nun auch beobachten, was mit dem im Januar angekündigten Kauf des US-Pharmaunternehmens Baxalta durch den irisch-britischen Wettbewerber Shire geschieht, der Baxalta für 32 Milliarden Dollar übernehmen will.

2014 wollte der amerikanische Pharmakonzern Abbvie für 54,8 Milliarden Dollar den Konkurrenten Shire in Dublin übernehmen, und das künftige Hauptquartier des neuen Konzerns Abbvie-Shire dann nach Großbritannien verlegen, doch dieser Plan scheiterte damals bereits an einer ersten Verschärfung der US-Steuergesetzgebung. Shire war ursprünglich in Großbritannien gegründet worden, war aber seinerseits aus Steuergründen 2008 ins benachbarte Irland gezogen.

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