Geplatzte Pfizer-Allergan-Übernahme Wieso Irland als Steuerschlupfloch unattraktiv wird

Die geplante Milliarden-Übernahme von Allergan aus Irland durch den US-Konzern Pfizer ist gescheitert, weil die USA in letzter Minute ein Steuerschlupfloch geschlossen haben. Nicht nur die beiden Unternehmen gehen künftig getrennter Wege – Irland wird künftig für US-Konzerne weniger attraktiv, die sich dort nur aus Steuergründen niederlassen wollen.

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Irland wird für US-Konzerne als Steuerschlupfloch unattraktiver. Quelle: dpa

Mitten in die Schlagzeilen um die „Panama Papers“ platzte die Nachricht aus New York: Die im November mit großem Getöse angekündigte Megaübernahme zwischen dem irischen Botox-Hersteller Allergan und dem US-Riesen Pfizer, der das weltberühmte Potenzmittel Viagra herstellt, ist gescheitert, weil in den USA die Steuergesetze verschärft wurden. Damit ist die Übernahme im Wert von 160 Milliarden Dollar, durch die ein Konzern mit einem Jahresumsatz von 60 Milliarden Dollar entstanden wäre, vom Tisch.

Pfizer muss die Gewinne in Höhe von 128 Milliarden Dollar, die außerhalb der USA angefallen waren, künftig in der Heimat versteuern. Zudem muss Pfizer an Allergan eine vertraglich vereinbarte Entschädigung von 150 Millionen Dollar zahlen.

Der gescheiterte Deal ist ein Erfolg für US-Präsident Barak Obama und für alle, die den aggressiven Steuersparpraktiken von internationalen Großunternehmen den Kampf angesagt haben. Denn wäre die Fusion wie im November geplant gelungen, hätte Pfizer-Allergan seinen offiziellen Firmensitz ins Niedrigsteuerland Irland verlegt – seine operativen Aktivitäten jedoch nicht dorthin verlagert – und damit Milliarden an Steuern gespart.

Die Transaktion war nämlich so gestaltet, dass Allergan, dessen Marktwert nur etwa halb so groß ist wie der von Pfizer, formell den größeren Konzern aus New York kauft. Beim diesem Kauf wäre Allergan nicht wie sonst üblich zum Tochterunternehmen geworden, sondern zur Mutter. Diese Praxis wird gemeinhin als Inversion (Umkehrung) bezeichnet und war bisher einer der wichtigsten Gründe für die Übernahme eines in Irland oder Großbritannien angesiedelten Konzerns durch größere US-Rivalen.

„Inversion Deals“ seit Montag untersagt

Solche „Inversions Deals“ hatten in den letzten Jahren zahllose M&A-Aktivitäten befeuert, waren aber heftig in die Kritik geraten. Lange sah die US-Regierung und der Kongress der Proforma-Verlagerung von US-Firmensitzen ins Ausland tatenlos zu. Dabei prangerten sowohl Demokraten als auch Republikaner die Inversion-Praktiken an. Am Montag gab das US-Finanzministerium bekannt, dass dieses Steuerschlupfloch nun geschlossen wurde. Die Reaktion kam prompt: am Mittwoch sagte Pfizer den Deal ab.

Denn während die Körperschaftssteuer in Pfizers Heimatland USA auf Bundesebene 35 Prozent beträgt, beläuft sich die Körperschaftssteuer in Irland nur auf 12,5 Prozent. Auf Pfizers 128 Milliarden Dollar Auslandsgewinne werden also bei einer Repatriierung in die USA deutlich höhere Steuern anfallen. Außerdem kommt Pfizer nicht in den Genuss eines brandneuen irischen Steuerprivilegs: Gewinne aus Patenten und irischen F+E-Aktivitäten werden künftig nämlich nur noch mit 6,25 Prozent versteuert.

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