Geplatzte Übernahme Bei Stada wird der Alptraum der Finanzinvestoren wahr

Lange haben Finanzinvestoren gezögert, ein Übernahmeangebot für den Medikamenten-Hersteller Stada abzugeben. Zu groß war die Angst, dass ihnen Hedgefonds dazwischen funken könnten. Genauso ist es nun gekommen. Die Übernahme von Stada durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven ist gescheitert – vorerst.

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Quelle: dpa, Montage

Es sollte der große Coup werden. Eine der größten Übernahmen, die Finanzinvestoren je gestemmt haben. Alle großen Adressen der Private-Equity-Szene hatten Stada auf dem Zettel: Bain, Cinven, Permira, Advent, zunächst auch CVC. Sie alle hatten eine Übernahme von Stada durchgerechnet.

Zu groß war die Versuchung, den letzten großen Hersteller von Nachahmerpräparaten (Generika) zu kaufen und die Potenziale des seinerzeit etwas trägen Unternehmens zu heben. Zwei Dinge ließen die Finanzinvestoren lange zögern: Der absehbare hohe Kaufpreis und die Angst, dass ihnen aggressive Hedgefonds noch die Tour vermasseln könnten.

Anfang April setzten sich schließlich Bain und Cinven mit ihrem Angebot durch: 66 Euro pro Aktie; insgesamt bewerteten sie Stada mit 5,3 Milliarden Euro. Ein stolzer Preis. Zudem gab es noch weitgehende Zusicherungen für die Belegschaft. Doch es reichte nicht. Bain und Cinven gelang es nicht, genügend Aktionäre auf ihre Seite zu ziehen. Am Montagabend gab Stada bekannt, dass die Finanzinvestoren die selbst gesetzte Mindestannahmeschwelle von 67,5 Prozent um zwei Prozentpunkte verfehlt haben.

Und es ist genau das eingetreten, was die Finanzinvestoren schon immer befürchtet hatten. Die Hedgefonds haben ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zu viele dieser aggressiven Aktienkäufer sind zu hohen Kursen bei Stada eingestiegen – Gerüchte um ein mögliches Gegenangebot hatten ihre Phantasie noch beflügelt. Nur kam das Gegenangebot dann nicht, der Aktienkurs von Stada fiel.

Um ihre Verluste zu begrenzen, verfielen die Hedgefonds dann auf die Idee, ihre Aktien den Finanzinvestoren nicht anzudienen, um sich später teuer herauskaufen zu lassen. Hinzu kam noch, dass zum Stada-Aktionärskreis viele traditionsbewusste Apotheker zählen, die lieber die Eigenständigkeit von Stada erhalten wollen. Beides trug schließlich dazu bei, dass Bain und Cinven die selbst gesetzte Übernahmeschwelle nicht erreichten.

Das muss freilich nicht das Ende der Übernahmepläne bedeuten. Sofern Stada und die Finanzaufsicht BaFin zustimmen, können die Finanzinvestoren einen neuen Anlauf nehmen. Ansonsten müssen sie ein Jahr lang warten. So ist es bei der Übernahme des Pharmagroßhändlers Celesio durch das US-Unternehmen McKesson gelaufen. Den ersten Übernahmeversuch hatte der Hedgefonds Elliott vereitelt, ein Jahr später gelang der Coup. So könnte es auch mit Stada laufen.

„Es gibt mit Bain und Cinven keinen Masterplan B oder C“, sagte Stada-Chef Matthias Wiedenfels auf einer Telefonkonferenz. Finanzkreise berichten jedoch, dass Bain  und Cinven die Übernahme noch retten wollen. Die Kursverluste der Aktie fielen wohl auch daher recht moderat aus: Das Stada-Papier verlor etwa 2,5 Prozent auf rund 60 Euro.

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