Der insolvente Brennstoff-Hersteller German Pellets wird zerschlagen. Das Stammwerk am Firmensitz in Wismar geht an den New Yorker Finanzinvestor Metropolitan Equity Partners (MEP), während der baden-württembergische Faserstoff-Hersteller Rettenmaier die beiden Werke in Ettenheim und Herbrechtingen übernimmt. Das teilte Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde am Montag mit.
Die rund 180 Arbeitsplätze in der Produktion von Holzpellets zum Heizen und für Tierstreu blieben damit weitgehend erhalten, in der Verwaltung in Wismar werde es aber zu Einschnitten kommen. In Deutschland beschäftigt German Pellets insgesamt 300 Mitarbeiter.
Die Verhandlungen über das Werk in Torgau liefen noch, ein Abschluss sei noch im Mai zu erwarten, sagte Schmudde. Sie hat damit ihr Ziel erreicht, mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens zum 1. Mai das Kerngeschäft in neue Hände zu geben.
German Pellets - Fakten zum Unternehmen
Gegründet wurde German Pellets erst im Jahr 2005 in Wismar. Zuvor hatte Leibold bereits als Geschäftsführer eines Sägewerks Erfahrung in der Holzindustrie gesammelt.
Vor allem durch Zukäufe ist German Pellets in relativ kurzer Zeit stark gewachsen. Dabei profitiert das Unternehmen unter anderem davon, dass Holzpellets als CO2-neutral gelten. Das ist ein Grund, weshalb etwa die Anschaffung von Pellet-Heizungen gefördert wird.
Die Firma verzeichnet ein rasantes Wachstum und kratzte im vergangenen Jahr an der 600-Millionen-Euro-Umsatzmarke. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren es noch 286 Millionen Euro.
German Pellets gehört zu 60 Prozent Peter Leibold, zu 40 Prozent seiner Frau Anna Kathrin. Peter Leibold ist Geschäftsführer, seine Frau hat sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Tochter Kathrin Leibold führt eine Tochterfirma, die Tiereinstreu vermarktet.
German Pellets beschäftigt 650 Mitarbeiter. Die Zentrale ist in Wismar in unmittelbarer Nähe zum Hafen, dort werden auch Pellets produziert. Weitere 13 Standorte sind in Deutschland verteilt, die beiden größten im Land sind neben Wismar Herbrechtingen und Ettenheim (beide Baden-Württemberg).
Im Jahr 2013 ging die größte Fabrik aber in den USA an den Start mit einer Produktionskapazität von 550.000 Tonnen Pellets pro Jahr (fast ein Viertel der Gesamtkapazität). Ein noch einmal doppelt so großes Werk ist im Louisiana in Bau.
Die Firma produziert Holzpellets. Dazu werden Holzspäne unter hohem Druck zu zäpfchengroßen Stäbchen gepresst. Diese werden zur Verbrennung in Kaminöfen, Heizungen, Biomassekraftwerken und als Beimischungen in fossilen Kraftwerken eingesetzt. Die Marke „FireStixx“ gehört zum German-Pellets-Portfolio.
German Pellets hatte im Februar Insolvenz angemeldet, nachdem die Umschuldung einer zum 1. April fälligen Anleihe misslungen war. Davon betroffen ist eine fünfstellige Zahl von Anlegern. Die Zeichner von Genussrechten und hochverzinsten Anleihen - mehr als 200 Millionen Euro - dürften trotz des Verkaufs leer ausgehen.
In den USA hatte German Pellets bei Investoren weitere 550 Millionen Dollar eingesammelt. In Texas und Louisiana hatte das Unternehmen große Werke aufgebaut, die nach der Pleite der deutschen Mutterfirma aber ebenfalls in die Insolvenz (Chapter 11) rutschten. Hier werde an "nachhaltigen Restrukturierungs- und Fortführungslösungen gearbeitet", sagte Schmudde.