German Pellets Brennstoffhersteller ist insolvent

Die German Pellets GmbH in Wismar hat heute einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Der scheint zu platzen.

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Der finanziell angeschlagene Brennstoffhersteller German Pellets hat einen Insolvenzantrag gestellt. Quelle: dpa

Der Brennstoffhersteller wollte sich in Eigenverwaltung restrukturieren. Das hat German Pellets jetzt mitgeteilt. Bei einem Insolvenzverfahren in eigener Verwaltung bleibt die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung. Das bedeutet, dass kein vorläufiger oder endgültiger Insolvenzverwalter bestellt wird. Stattdessen wacht ein Sachwalter über das Geschehen. In der Vergangenheit hat sich jedoch gezeigt, dass der eine eher schwache Position hat und Anleger häufig billig abgefunden worden sind.

Doch: Nach Informationen des Handelsblatts lehnte das Gericht den Antrag auf Eigenverwaltung allerdings ab. Nun kommt es wohl zu einem klassischen Insolvenzverfahren. Vorläufige Verwalterin soll nach Handelsblatt-Informationen Bettina Schmudde von der Kanzlei White&Case werden.

German Pellets - Fakten zum Unternehmen

Das Insolvenzgericht Schwerin hat den Antrag auf Eigenverwaltung abgelehnt. Das bestätigte Frank Günther dem Handelsblatt. German Pellets hatte Günther vom Restrukturierungsberater one square advisors heute in die Geschäftsführung berufen. Er sollte die Planung und Umsetzung der Sanierung übernehmen. „Ziel ist es, das Unternehmen grundlegend zu restrukturieren und die bestmögliche Lösung für Gläubiger und Mitarbeiter zu erreichen", sagte Günther.

Informationen für die Anleihe- und Genussschein-Inhaber seien derzeit in Vorbereitung, teilte das Unternehmen mit.

Die wirtschaftlichen Probleme hatten sich zuletzt zugespitzt. Erst vor wenigen Tagen hatte eine Tochter des in Schieflage geratenen Brennstoffherstellers beim Amtsgericht Landshut einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. 

Die Tochter FireStixx Holz Energie GmbH hatte das mit finanziellen Problemen bei der Mutter begründet. Die wirtschaftliche Krisensituation, hieß es in dem Brief an Geschäftspartner, sei auf die bekannten wirtschaftlichen Probleme der German Pellets GmbH als Konzernmutter zurückzuführen.

„Die finanziellen Probleme der German Pellets GmbH scheinen so schwerwiegend zu sein, dass sämtliche Kreditversicherungsgesellschaften auch die Kreditwürdigkeit der Tochtergesellschaften, somit auch der FireStixx Holz-Energie GmbH, herabgesetzt haben“, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Deswegen seien Kreditversicherungslinien bei Lieferanten gekündigt worden und „bis dahin gewährte Lieferantenkredite nicht mehr gewährt“ worden. Folge: „Umstellungen auf Sofortzahlungen beziehungsweise Vorauskasse bei Bestellungen hatten sodann erhebliche negative Effekte auf die Liquidität, so dass trotz eines profitablen Geschäftsbetriebs ein Insolvenzantrag gestellt werden musste.“

Als Sachverwalter wurde bei FireStixx Robert Hänel von der Kanzlei anchor Rechtsanwälte bestellt.

German-Pellets-Anleger bangen um ihr Geld

Der Antrag von German Pellets hatte sehr lange auf sich warten lassen. Die Spatzen pfiffen die bevorstehende Pleite bereits seit Wochen von den Dächern. So wurde zuletzt die Commerzbank an mehreren Orten vorstellig. Sie soll in einem Werk kurzzeitig auch ein Schild aufgehängt haben, auf dem sie ihr Eigentum an einer Maschine bekundete. Weder German Pellets, noch Chef und Miteigner Peter Leibold oder die Commerzbank wollten sich auf Anfrage dazu äußern.

Auf die Füße könnte dem Unternehmenschef noch eine Sache fallen: Während hunderte Anleger um mehr als 224 Millionen Euro bangen und 650 Mitarbeiter um ihre Jobs, hat Leibold seine eigenen Schäfchens ins Trockene gebracht. So übernimmt Teile des Vertriebs von German Pellets jetzt eine Firma seiner Tochter. In einem Brief von Leibold und Tochter Kathrin Wiedmer, der Ende Dezember an Partnerhändler und Kunden rausging, heißt es: „Der guten Ordnung halber“ teile man mit, dass Lieferungen aus drei Werken ab 14. Dezember über eine Firma namens Mitteldeutsche Pellet Vertriebsgesellschaft abgerechnet würden. Man hoffe auf Verständnis für die „organisatorische Umstellung“. Auf Verständnis von Anlegern darf Leibold kaum hoffen.

Schließlich hatte bisher eine Tochter der German Pellets, die Woodox Management GmbH, den Vertrieb der in den Werken produzierten Holzschnitzel übernommen. Insider sagen, dass die drei Werke, deren Vertrieb nun ausgegliedert wurde, geschätzt etwa zehn Prozent der Kapazität von German Pellets abgedeckt hätten. Die Mitteldeutsche Pellet Vertriebsgesellschaft, deren alleinige Gesellschafterin und Geschäftsführerin Leibolds Tochter ist, wurde erst am 8. Dezember gegründet. Zu der Zeit hatten sich die finanziellen Schwierigkeiten bei German Pellets bereits zugespitzt. Auch Wiedmer beantwortete Fragen der Redaktion auf Anfrage nicht. 

Bei den Werken, deren Vertrieb nun umgestellt worden ist, handelt es sich um die Woodox-Werke Sachsen GmbH (Löbau), Sachsen-Anhalt Nord GmbH (Oranienbaum) und Sachsen-Anhalt Süd GmbH (Osterfeld). Sie gehören nicht zu German Pellets, doch das Unternehmen durfte die Werke betreiben und Woodox den Vertrieb steuern. Während Woodox-Werke weiter produzieren, stand die Produktion in German Pellets eigenen Werken zuletzt still. Lieferanten streiken, weil German Pellets Holzrechnungen nicht bezahlt haben soll. 

Die Anleger waren eigentlich am Mittwoch zu einer Gläubigerversammlung eingeladen. Leibold wollte, dass sie ihm die spätere Rückzahlung von über 50 Millionen Euro erlauben. Doch German Pellets sagte die Versammlung am Dienstag ab. Das Geld der Anleger ist nun wohl endgültig so gut wie verloren.

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