Der Brennstoffhersteller wollte sich in Eigenverwaltung restrukturieren. Das hat German Pellets jetzt mitgeteilt. Bei einem Insolvenzverfahren in eigener Verwaltung bleibt die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung. Das bedeutet, dass kein vorläufiger oder endgültiger Insolvenzverwalter bestellt wird. Stattdessen wacht ein Sachwalter über das Geschehen. In der Vergangenheit hat sich jedoch gezeigt, dass der eine eher schwache Position hat und Anleger häufig billig abgefunden worden sind.
Doch: Nach Informationen des Handelsblatts lehnte das Gericht den Antrag auf Eigenverwaltung allerdings ab. Nun kommt es wohl zu einem klassischen Insolvenzverfahren. Vorläufige Verwalterin soll nach Handelsblatt-Informationen Bettina Schmudde von der Kanzlei White&Case werden.
German Pellets - Fakten zum Unternehmen
Gegründet wurde German Pellets erst im Jahr 2005 in Wismar. Zuvor hatte Leibold bereits als Geschäftsführer eines Sägewerks Erfahrung in der Holzindustrie gesammelt.
Vor allem durch Zukäufe ist German Pellets in relativ kurzer Zeit stark gewachsen. Dabei profitiert das Unternehmen unter anderem davon, dass Holzpellets als CO2-neutral gelten. Das ist ein Grund, weshalb etwa die Anschaffung von Pellet-Heizungen gefördert wird.
Die Firma verzeichnet ein rasantes Wachstum und kratzte im vergangenen Jahr an der 600-Millionen-Euro-Umsatzmarke. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren es noch 286 Millionen Euro.
German Pellets gehört zu 60 Prozent Peter Leibold, zu 40 Prozent seiner Frau Anna Kathrin. Peter Leibold ist Geschäftsführer, seine Frau hat sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Tochter Kathrin Leibold führt eine Tochterfirma, die Tiereinstreu vermarktet.
German Pellets beschäftigt 650 Mitarbeiter. Die Zentrale ist in Wismar in unmittelbarer Nähe zum Hafen, dort werden auch Pellets produziert. Weitere 13 Standorte sind in Deutschland verteilt, die beiden größten im Land sind neben Wismar Herbrechtingen und Ettenheim (beide Baden-Württemberg).
Im Jahr 2013 ging die größte Fabrik aber in den USA an den Start mit einer Produktionskapazität von 550.000 Tonnen Pellets pro Jahr (fast ein Viertel der Gesamtkapazität). Ein noch einmal doppelt so großes Werk ist im Louisiana in Bau.
Die Firma produziert Holzpellets. Dazu werden Holzspäne unter hohem Druck zu zäpfchengroßen Stäbchen gepresst. Diese werden zur Verbrennung in Kaminöfen, Heizungen, Biomassekraftwerken und als Beimischungen in fossilen Kraftwerken eingesetzt. Die Marke „FireStixx“ gehört zum German-Pellets-Portfolio.
Das Insolvenzgericht Schwerin hat den Antrag auf Eigenverwaltung abgelehnt. Das bestätigte Frank Günther dem Handelsblatt. German Pellets hatte Günther vom Restrukturierungsberater one square advisors heute in die Geschäftsführung berufen. Er sollte die Planung und Umsetzung der Sanierung übernehmen. „Ziel ist es, das Unternehmen grundlegend zu restrukturieren und die bestmögliche Lösung für Gläubiger und Mitarbeiter zu erreichen", sagte Günther.
Informationen für die Anleihe- und Genussschein-Inhaber seien derzeit in Vorbereitung, teilte das Unternehmen mit.
Die wirtschaftlichen Probleme hatten sich zuletzt zugespitzt. Erst vor wenigen Tagen hatte eine Tochter des in Schieflage geratenen Brennstoffherstellers beim Amtsgericht Landshut einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.
Die Tochter FireStixx Holz Energie GmbH hatte das mit finanziellen Problemen bei der Mutter begründet. Die wirtschaftliche Krisensituation, hieß es in dem Brief an Geschäftspartner, sei auf die bekannten wirtschaftlichen Probleme der German Pellets GmbH als Konzernmutter zurückzuführen.
„Die finanziellen Probleme der German Pellets GmbH scheinen so schwerwiegend zu sein, dass sämtliche Kreditversicherungsgesellschaften auch die Kreditwürdigkeit der Tochtergesellschaften, somit auch der FireStixx Holz-Energie GmbH, herabgesetzt haben“, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Deswegen seien Kreditversicherungslinien bei Lieferanten gekündigt worden und „bis dahin gewährte Lieferantenkredite nicht mehr gewährt“ worden. Folge: „Umstellungen auf Sofortzahlungen beziehungsweise Vorauskasse bei Bestellungen hatten sodann erhebliche negative Effekte auf die Liquidität, so dass trotz eines profitablen Geschäftsbetriebs ein Insolvenzantrag gestellt werden musste.“
Als Sachverwalter wurde bei FireStixx Robert Hänel von der Kanzlei anchor Rechtsanwälte bestellt.