German Pellets Finanzier angeblich um 27 Millionen Euro geprellt

Ein Unternehmen aus Wien soll German Pellets Ware abgekauft haben, die German Pellets für die Österreicher einlagerte. Nun soll Ware verschwunden sein.

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German Pellets Quelle: dpa

Es ist der Stoff, aus dem Wirtschaftskrimis geschrieben werden. Akteure: der fragwürdige Unternehmer Peter Leibold vom Brennstoffhersteller German Pellets und der Finanzier MCF Commodities aus Wien.

German Pellets produziert Holzpellets zum Heizen. Unternehmenschef und Miteigner Leibold will seine Mitarbeiter und Werke offenbar permanent auslasten, auch dann, wenn weniger Nachfrage nach Pellets herrscht. Nach Informationen der WirtschaftsWoche arbeitet er daher mit einem Finanzier zusammen, der ihn liquide hält, ihm Betriebskapital überweist. So kann er das ganze Jahr über produzieren.

German Pellets - Fakten zum Unternehmen

Eigentlich ist das ein gutes Geschäft - denn als Sicherheit für sein Geld soll MFC Rohstoffe wie Holz oder fertige Holzpellets bekommen haben. Und German Pellets soll so nett gewesen sein, alles für MFC einzulagern.

MFC sparte sich danach teure Transporte, soll stattdessen eine Liste mit Lagerorten und Mengen seiner Pellets bekommen haben. Die Rohstoffe und die Ware aber gehörten dann MFC. Weder MFC noch German Pellets wollten Fragen der WirtschaftsWoche beantworten.

German Pellets soll nur noch 5000 Euro flüssig haben

In der Pellet-Branche ist es üblich, dass Produzenten ihre Waren dann zu Hochzeiten wie zum Kälteeinbruch, wenn Pellet-Händler verstärkt Ware brauchen, etwas teurer zurückkaufen. Eine andere Variante: Die eingelagerten Holzpellets der Finanzierer werden direkt an Händler verkauft.

Die Lieferung wird dann idealerweise im Namen des Geldgebers berechnet. Bei German Pellets und MFC soll der Handel mit den Holzschnitzeln über die Zwischengesellschaft Global Pellets Trading gelaufen sein. Die sitzt unter der gleichen Adresse wie MFC, auch eine Telefonnummer und Mailadresse führen zu MFC nach Österreich. Nur das Logo der Global Pellets Trading, das auf einer Rechnung prangt, die der Redaktion vorliegt, ist optisch stark an jenes von German Pellets angelehnt.

Ein perfektes Geschäft, könnte man meinen. Wenn German Pellets bloß nicht seit kurzem insolvent wäre. German Pellets ist sogar so klamm, dass die Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde nur noch liquide Mittel über 5000 Euro in der Firmenkasse gefunden haben soll. So soll sie es den Mitarbeitern auf einer Versammlung erzählt haben. Die Lage ist also mehr als ernst. Weder Schmudde, noch German Pellets wollten sich dazu äußern.

Schaden soll laut einer Strafanzeige bei 27 Millionen Euro liegen

Und MFC soll die finanziellen Schwierigkeiten von German Pellets kürzlich zum Anlass genommen haben, um nach dem Rechten zu schauen und die Bestände in den Lagern zu überprüfen. Ergebnis: Es soll bei Weitem nicht so viel Ware in den Lagern liegen, wie von German Pellets nach Wien gemeldet worden sein soll. Beide Unternehmen schweigen dazu.

"Erhebliche Differenzen der Lagerbestände"

Die Österreicher haben jetzt jedenfalls eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Rostock gestellt. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte der WirtschaftsWoche, dass „gegen verantwortliche Mitarbeiter von German Pellets eine Strafanzeige wegen des Verdachts auf veruntreuende Unterschlagung eingegangen“ ist.

Der Schaden soll laut Anzeige bei 27 Millionen Euro liegen. Die Behörde prüfe derzeit allerdings noch, ob es überhaupt einen Anfangsverdacht gebe. Mehr wollte der Sprecher zum jetzigen Zeitpunkt nicht dazu sagen.

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Recherchen der Redaktion legen allerdings den Verdacht nahe, dass durchaus etwas an der Darstellung der Österreicher dran sein könnte.

Ein Informant aus dem Umfeld von German Pellets bestätigte „erhebliche Differenzen der Lagerbestände“. Es sei außerdem richtig, dass MFC diverse Lager mit Rohstoffen und Holzpellets als Sicherheit übereignet gewesen seien. Konkret dürfte es in der Anzeige also darum gehen, dass MFC nun offenbar sein Recht nicht mehr ausüben kann, die Waren selber zu verkaufen und das Geld einzustreichen.

Anleger haben ebenfalls Strafanzeige erstattet

Unklar ist bislang noch, warum MFC die Waren nicht (mehr) vorgefunden haben soll. Wurden die Lager bei German Pellets etwa gar nicht so befüllt, wie nach Wien gemeldet? Oder hat German Pellets das fremde Holz benutzt, um eigene Pellets zu produzieren? Hat German Pellets die fremden Pellets gar im eigenen Namen verkauft und das Geld kassiert? Eine Antwort auf Fragen der Redaktion waren dazu nicht zu bekommen.

Die Anzeige aus Wien ist jedenfalls nicht die einzige. Drei Anleger haben ebenso Strafanzeige wegen des Verdachts auf Betrug erstattet. German Pellets schuldet Sparern mehr als 224 Millionen Euro aus börsennotierten Anleihen und Genussrechten. Die Ermittler aus Rostock haben noch viel Arbeit vor sich.

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