Nach der geplatzten Übernahme durch den Viagra-Hersteller Pfizer wollen Großaktionäre des britischen Pharmakonzerns Astra-Zeneca ihren Vorstand möglichst schnell zurück an den Verhandlungstisch holen. Wie die „Financial Times“ (Freitag) unter Berufung auf Insider berichtet, drängt mit dem Vermögensverwalter Blackrock auch der größte Einzelaktionär der Briten auf eine Wiederaufnahme der Gespräche zum frühesten Zeitpunkt im August.
Am Montag endet die Frist für das jüngste und vorerst letzte Pfizer-Angebot, das Astra-Zeneca erneut ausgeschlagen hatte. Danach darf der US-Konzern nach britischem Recht sechs Monate lang keine neue Offerte abgeben. Allerdings könnte Astra-Zeneca als Ziel der Übernahme von sich aus schon nach drei Monaten die Verhandlungen neu aufnehmen.
Pfizer hatte zuletzt 69,4 Milliarden Pfund (85,2 Milliarden Euro) oder 55 Pfund je Aktie geboten. Trotz eines bereits kräftigen Aufschlags auf den vorherigen Aktienpreis forderten die Briten 59 Pfund und lehnten ab. Das soll nicht allen Investoren gepasst haben, für einige wäre das Angebot eine gute Gelegenheit zum Ausstieg gewesen.
„Wir sind enttäuscht, dass der Astra-Zeneca-Vorstand das jüngste Angebot von Pfizer so kategorisch abgelehnt hat“, sagte zum Beispiel Fondsmanager Alastair Gunn von Jupiter Fund Management, einer der 30 größten Investoren der Firma am Montag. Es müsse einen Dialog über das Thema geben. Mehrere andere Anteilseigner äußerten sich ähnlich. Pfizer betonte, es werde keine weitere Offerte geben. Auch eine feindliche Übernahme wurde ausgeschlossen.
Beide Pharmariesen stehen unter Druck, weil demnächst ihr Patentschutz für wichtige Medikamente abläuft. Pfizer will zusammen mit Astra-Zeneca zum weltgrößten Pharma-Konzern aufsteigen und damit den Schweizer Konkurrenten Novartis vom Thron stoßen. Die Amerikaner versprechen sich von dem Zukauf vor allem Steuervorteile und signifikante Kostensenkungen. Astra-Zeneca hat zudem einige vielversprechende Krebsmittel in der Entwicklung. Es gab zuletzt aber viel Gegenwind von Politikern und Wissenschaftlern. Pfizer ist bekannt dafür, nach Übernahmen im großen Stil Stellen zu streichen. Das wird auch dieses Mal in den USA, Großbritannien und Schweden befürchtet. Außerdem könnte die Forschung in Großbritannien an Bedeutung verlieren.
Astra-Zeneca hatte zuletzt wiederholt betont, auch ohne eine Fusion den Umsatz in den nächsten Jahren deutlich steigern zu können und genüg potenzielle Kassenschlager in der Pipeline zu haben. Pfizer käme eine große Übernahme im Ausland dagegen gelegen, weil der Konzern mehrere zehn Milliarden Dollar in der Kasse hat, die von ausländischen Töchtern verdient wurden. Wenn Pfizer dieses Geld in die USA zurückführt, werden hohe Steuern fällig.