Gewerkschaft will mehr Metall-Arbeitgeber bietet 2,2 Prozent

Im traditionellen Pilottarifbezirk Baden-Württemberg gehen die Metall-Arbeitgeber aus der Deckung und legen ein Angebot vor. Doch die Gewerkschaft lehnt die Offerte ab. Es drohen Warnstreiks.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Ein Mitarbeiter einer Nickelhütte: Metallarbeiter fordern mehr Lohn. Quelle: dpa

Ludwigsburg Trotz eines ersten Angebots der Metall-Arbeitgeber haben sich die Fronten zum Auftakt der zweiten Tarifrunde in der Schlüsselbranche verhärtet. Zwar legte der Verband Südwestmetall bei den Gesprächen am Montag in Ludwigsburg bei Stuttgart ein Angebot von 2,2 Prozent mehr Lohn vor.

Die IG Metall wies die Offerte allerdings umgehend als unzureichend zurück. Südwestmetall müsse „deutlich nachlegen“, sagte IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger. Nach Ablauf der Friedenspflicht an diesem Mittwoch um Mitternacht müssten die Arbeitgeber mit massiven Warnstreiks rechnen.

Die Gewerkschaft verlangt für die 3,7 Millionen Beschäftigten 5,5 Prozent mehr Lohn, einen erweiterten Zugang zur Altersteilzeit und eine vom Arbeitgeber bezuschusste Weiterbildung. Die Arbeitgeber erklärten dagegen, eine stärkere Anhebung sei angesichts des aktuellen Konjunkturverlaufs und der Entwicklung der vergangenen Jahre nicht angemessen.

Der Vorschlag der Arbeitgeber sieht eine Erhöhung nach zwei Nullmonaten ab 1. März vor. Das Gesamtplus für das Kalenderjahr beziffern die Arbeitgeber auf 2,53 Prozent, weil die Laufzeit des neuen Tarifvertrages am 31. Dezember 2015 enden soll und noch zurückliegende Tariferhöhungen in das laufende Jahr hineinwirken.

Die Arbeitgeber im Südwesten gehen anhand einer Konjunkturumfrage bei den Mitgliedsbetrieben eher von einer verhaltenen Entwicklung für 2015 aus, die bei einem zu hohen Tarifabschluss die Risiken der Verlagerung von Produktion und des Beschäftigungsabbaus berge.

Die Zugänge zur Altersteilzeit will Südwestmetall beschneiden: Statt wie bisher vier Prozent der Belegschaft sollen künftig nur noch zwei Prozent der Belegschaft einen tariflichen Anspruch auf einen vorgezogenen Ruhestand haben.

Darunter sollen solche Arbeitnehmer fallen, die über Jahre im Schicht-Betrieb tätig waren. Die Arbeitgeber argumentieren, die Rente mit 63 habe unerwartet viel Zuspruch, und einen weiteren Aderlass von Fachkräften könnten die Betriebe nicht bewältigen.

Die IG Metall dagegen will den Zugang erweitern - etwa auch für Angestellte, die zeitlich eng getaktete Projektarbeit leisten. Die Arbeitnehmer sollten in „aufrechtem Gang und nicht kriechend“ aus dem Arbeitsleben ausscheiden können, meinte Zitzelsberger.


„Wir werden zu Warnstreisk aufrufen“

Den von der IG Metall gekündigten Tarifvertrag zur Weiterbildung will der Verband unverändert in Kraft setzen. Er sieht zwar weitgehende zeitliche Erleichterungen für weiterbildungswillige Metaller vor, aber keine Zuschüsse des Arbeitgebers während der Weitbildungszeit, wie sie die IG Metall verlangt.

Nach Lesart der Gewerkschaft hätten die Arbeitgeber mit einem Weiterbildungstarifvertrag die Chance, die „verpassten Chancen der Vergangenheit aufzuholen“. Zitzelsberger erläuterte, die Unternehmen hätten in den 90er Jahren ihr Angebot an Ausbildungsplätzen zurückgefahren, deshalb fehlten heute Fachkräfte.

Der Verhandlungsführer von Südwestmetall, Stefan Wolf, hatte die Offerte im Arbeitgeberlager abgestimmt. Sein Vorgänger an der Spitze der Südwest-Arbeitgeber, der Heidelberger Unternehmer Rainer Dulger, ist Gesamtmetallpräsident. In Baden-Württemberg mit seinen 800.000 Metall-Beschäftigten wurden in der Vergangenheit etliche Tarifabschlüsse geschmiedet.

Vor dem Verhandlungslokal hatten rund 4500 Beschäftigten mit roten Fahnen, Kappen und Schals für ein akzeptables Angebot demonstriert. Falls das Angebot der Gegenseite unakzeptabel sei, werde es „heiß in diesem Winter“, drohte IG-Metall-Bezirksleiter Zitzelsberger mit Blick auf Warnstreiks.

Ähnliche Signale kamen aus Bayern, wo an diesem Mittwoch weiterverhandelt wird. Der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler drohte mit massive Warnstreiks mit Zehntausenden Beteiligten. Nach Ablauf der Friedenspflicht an diesem Mittwoch um Mitternacht werde es jeden Tag Protestaktionen geben.

„Wir werden an zwölf Tagen circa 80.000 Kollegen zu Warnstreiks aufrufen“, warnte Wechsler in München. Die erste Warnstreikwelle solle bis zum 13. Februar dauern.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%