Glencore-Chef Bond Sir John - der Rohstoff-König

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Legendenbildung

Rohstoffkonzerne an der Börse
Mine von Vale Quelle: Presse
Mine von Rio Tinto Quelle: rtr
Mine von BHP Billiton Quelle: Presse
Mine von Anglo American Quelle: rtr
Silberbarren von Glemncore Quelle: rtr
Chinesischer Minenarbeiter Quelle: rtr

Bond bevorzugt leise Töne: „Megaphon-Diplomatie bringt nichts“, sagte er als HSBC-Chef zu Menschenrechtsverletzungen in China. Bei HSBC war er dafür berühmt, dass er sogar die Empfangsdamen beim Namen kannte. Als HSBC-Aufsichtsratschef ließ er einen Gebäudereiniger bei der Hauptversammlung zu Wort kommen und sorgte dafür, dass dieser und seine Kollegen später einen höheren Stundenlohn erhielten.

Gleichwohl ist Bond berüchtigt für seine Knausrigkeit. Bei HSBC pflegte er mit der U-Bahn ins Büro zu fahren und Economy zu fliegen. Bei großen Entscheidungen dagegen ging er in die Vollen. Bond war es, der aus HSBC durch Zukäufe im Wert von etwa 60 Milliarden Dollar einen der größten Finanzkonzerne der Welt schmiedete. Als Fehlinvestition gilt heute jedoch der Erwerb der US-Bank Households, die HSBC eine Menge Schrotthypotheken bescherte.

Nicht nur Bonds Karriere bei der HSBC, damals noch „Hongkong and Shanghai Banking Corporation“, wo er als 19-jähriger Lehrling in Großbritannien anfing, taugt zur Legendenbildung. Der Brite ist auch sonst durch und durch Abenteurer. Als Sohn eines Offiziers hatte er zwar ein teures privates Internat in Südengland besucht. Doch scheiterte er nach dem Abitur mit dem Versuch, einen Studienplatz an der Eliteuniversität Oxford zu ergattern.

Die Geschichte von Glencore

Der Abenteurer

Stattdessen ging Bond ein Jahr als Austauschschüler nach Kalifornien. Weiter ging es nach Hongkong. Auf einem Hochseedampfer heuerte er als Schiffsjunge an und schrubbte das Deck, um sich die Reise zu finanzieren. Auf der Rückreise nach London auf einem anderen Luxusschiff verdingte er sich als Discjockey. Das ist über 50 Jahre her, aber auch heute hat sich Sir John einen Funken Abenteuerlust erhalten. Er liebt schwere Motorräder und träumt davon, mit seiner Frau auf einer Harley-Davidson die USA zu durchqueren.

Auch im knallharten Geschäft scherzt Sir John gerne. „Betreff: Everest“ waren seine vertraulichen internen E-Mails überschrieben, in denen es um die Glencore-Offerte für Xstrata ging. Er spielte damit auf das Jahr 2007 an, als er gemeinsam mit seinem Kumpel Simon Murray den Mount Everest bestiegen hatte.

Murray ist heute ebenfalls über 70 Jahre alt. Der Brite und Ex-Fremdenlegionär, der einst für die Franzosen in Algerien kämpfte und später als Banker und Unternehmer viele Jahre in Hongkong verbrachte, war kurz vor dem Börsengang im April 2011 Aufsichtsratschef von Glencore geworden. Vier Wochen zuvor hatte Bond seinen neuen Posten als Verwaltungsratschef bei Xstrata angetreten.

Beide Männer waren Nachfolger des Deutschen Willy Strothotte aus Borken im Münsterland, der vorher Chairman von Xstrata und Glencore gewesen war, aber aufgrund seiner hohen Glencore-Beteiligung vor dem Börsengang abtreten musste. Das Duo galt vergangenen Jahres wegen des hohen Alters als Übergangslösung.

Doch wenn, dann trifft das jetzt nur noch für einen zu. Wenn Glencore Xstrata schluckt, wird Murray seinen Job verlieren. Bond dagegen soll bleiben – um bei dem Weltmarktführer als eine Art Übervater für Kontinuität zu sorgen.

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