Glencore-Chef Bond Sir John - der Rohstoff-König

Wer ist der 71-jährige Brite Sir John Reginald Hartnell Bond, der nach der Übernahme von Xstrata den größten Rohstoffkonzern der Welt kontrolliert?

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Vom Leichtmatrosen zum Konzernlenker - Sir John Reginald Hartnell Bond Quelle: Laif

Schlohweißes, straff nach hinten gekämmtes Haar, das sich über dem Hemdkragen kräuselt. Ein stechender Blick unter buschigen Augenbrauen. Ein Faible für figurbetonte Nadelstreifenanzüge und bunte Hemden mit weiß abgesetzten Manschetten.

Rein äußerlich verkörpert Sir John Reginald Hartnell Bond eine Mischung aus Chicago-Gangster und aalglattem City-Banker. Zwar hat er weder Studium noch Diplom. Doch 45 Jahre bei der britischen Großbank HSBC, wo er sich vom Lehrling nach ganz oben arbeitete, haben ihn geprägt. „HSBC verdanke ich alles“, sagte er einmal stolz.

Jetzt startet der 71-jährige Aufsichtsratschef des Minengiganten Xstrata noch einmal durch. In einem Alter, in dem andere längst Golf spielen, steht der Brite an der Schwelle zu einer neuen Mega-Aufgabe. Denn wenn die geplante Übernahme des viertgrößten Bergbaukonzerns der Welt durch den ebenfalls in der Schweiz ansässigen Rohstoffgiganten Glencore wie erwartet über die Bühne gegangen ist, soll Bond Aufsichtsratschef des globalen Konzerns mit einem kombinierten Umsatz von gut 220 Milliarden Dollar werden.

Die größten Rohstoffkonzerne der Welt

Durch die Mega-Fusion entstünde ein Branchenriese mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 80 Milliarden Dollar. Gemeinsam könnten die Konzerne Handel und Förderung aus einer Hand anbieten. Das Unternehmen würde vom Rohstoffabbau über den Transport bis zum Verkauf von Bodenschätzen alles vereinen und über gewaltige Marktmacht verfügen.

Bond würde Chefkontrolleur und Sparringspartner des hartgesottenen Glencore-Chefs Ivan Glasenberg. Der südafrikanische Rohstoffhändler will in spätestens sechs Monaten die Leitung des neuen Konzernriesen mit Sitz im schweizerischen Zug übernehmen.

Ob Bond, der seinen Nachnamen mit dem berühmten Leinwandagenten teilt, gegenüber dem Mann vom Kap die nötige Härte zeigt, wird von Investoren allerdings bezweifelt: „Bond hat sich beim bisherigen Übernahmeprozess weder als besonders robust noch als besonders unabhängig erwiesen“, mäkelt David Trenchard, Vizechef der Fondsgesellschaft Knight Vinke, die zu den wichtigen Xstrata-Aktionären zählt.

Trümpfe in der Hinterhand

Kritische Investoren werfen Bond in wichtigen Punkten vor, nicht im Interesse der Anteilseigner gehandelt zu haben. So habe er bereits das erste, viel zu niedrige Übernahmeangebot von Glencore im Februar zur Annahme empfohlen. Erst massiver Druck des Xstrata-Großaktionärs Katar, der mit seinem Anteil von zwölf Prozent die Übernahme blockieren kann, brachte eine Aufbesserung. Mittlerweile bietet Glencore 3,05 eigene Aktien statt wie vorher 2,8 Anteilsscheine. Die Offerte ist damit rund 36 Milliarden US-Dollar wert.

Die größten Rohstoffkonzerne (zum Vergrößern bitte anklicken)

Außerdem muss sich Bond vorwerfen lassen, großzügige Halteprämien für das Xstrata-Management in Gesamthöhe von 226 Millionen Dollar abgesegnet zu haben. Wäre es nach dem ursprünglichen Plan gegangen, hätte zum Beispiel der bisherige Xstrata-Chef Mick Davis zusätzlich 47 Millionen Dollar kassiert. Das ist nun vom Tisch, weil Glasenberg den Xstrata-Boss ablösen will.

Doch Sir John, wie Bond in Großbritannien respektvoll genannt wird, besitzt auch einige Trümpfe. Er hat viel Erfahrung im Umgang mit der Finanzszene der City und mit rebellischen Aktionären. Und er ist äußerst geschickt, wenn es gilt, hinter den Kulissen die Strippen zu ziehen. Von 2006 bis 2011 war er Aufsichtsratschef beim Mobilfunker Vodafone, wo es ihm gelang, mehrere heftige Aktionärsrevolten gegen den damaligen Vorstandsvorsitzenden Arun Sarin niederzuschlagen. Auch jetzt fand er eine pragmatische Lösung: Wenn die Xstrata-Aktionäre voraussichtlich im November über das Glencore-Angebot abstimmen, können sie unabhängig davon für oder gegen das üppige Prämienpaket votieren. Bond und seine Aufsichtsratskollegen haben den Anteilseignern in der vergangenen Woche empfohlen, der Übernahme zuzustimmen.

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