Gönner und Stiftungen Die Methode Bosch

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Mitarbeiter sind mehr als Kostenfaktoren

Das sind die größten Autozulieferer der Welt
Platz 10: Faurecia Quelle: dpa
Platz 9: Michelin Quelle: dpa
Platz 8: Bridgestone/Firestone Quelle: dpa
Platz 7: Aisin Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 6: Hyundai Mobis Quelle: dpa
Platz 5: ZF Friedrichshafen Quelle: dpa
Platz 4: Magna Quelle: dpa

Zudem ist Bosch mit seiner ungewöhnlichen Eigentümerkonstruktion und seinen exotischen Strukturen bisher gut gefahren. Das Unternehmen ist nicht nur weltgrößter Autozulieferer, sondern gehört auch bei Wind-, Solar- oder Verpackungstechnik, bei Hausgeräten und Elektrowerkzeugen oder bei der Gebäudetechnik zu den ganz Großen der Branche. Die Krisen-Delle von 2009 ist überwunden, 2010 wuchs der Umsatz um ein Viertel auf 47,3 Milliarden Euro, gut eine Milliarde mehr als vor der Krise, die Zahl der Mitarbeiter stieg um knapp fünf Prozent auf weltweit fast 284 000.

Die Rolle als Technikvorreiter ist unbestritten: 2011 und 2012 wurden und werden jeweils mehr als drei Milliarden Euro in neue Anlagen investiert. 34 000 Boschler weltweit arbeiten in Forschung und Entwicklung, allein 2010 flossen 3,8 Milliarden in diesen Bereich, im gleichen Zeitraum wurden 3800 neue Patente angemeldet.

Moderne Tradition

Was neben dem Erfolg für die Methode Bosch spricht: Vieles von dem, was der Gründer vorlebte, ist hochmodern und wird heute anderswo als neue Erkenntnis verkauft. So wird der Sinn der Bosch-Erkenntnis „Lieber Geld verlieren als Vertrauen“ aus den Gründerjahren des Unternehmens und das Versprechen, nur „das Beste vom Besten“ zu liefern, heute von Beratern als Total Quality Management mit dem Ziel unbedingter Kundenorientierung neu vermarktet.

Boschs vielleicht berühmtester Satz: „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle“, beschreibt die für damalige Zeiten ungewöhnliche Erkenntnis, dass Mitarbeiter mehr sind als ein Kostenfaktor. Sein Spitzname „roter Bosch“ ist zwar übertrieben. Richtig ist aber, dass der Gründer wusste, wie man seine Mitarbeiter motiviert und bei der Stange hält. Um das zu begreifen, engagieren manche Manager heute für viel Geld einen Coach.

Kontrolle ist besser

Auch das aktuelle Thema Nachhaltigkeit hatte Bosch schon auf der Agenda, obwohl der Begriff erst mehr als 100 Jahre später erfunden wurde. „Der Vadder kommt, löschet die onötige Lichter aus“, warnten sich die Mitarbeiter, wenn der rauschebärtige Gründer zu einem seiner Kontrollgänge erschien. Heute ist die Entwicklung ressourcenschonender Technologien für Konsumgüter wie Autos oder Kühlschränke, aber auch für Industrieanlagen eines der Kernelemente beim Umbau von Bosch zum grünen Konzern.

Und auch das heute in jeder Unternehmensverfassung zu findende Bekenntnis zur gesellschaftlichen Verantwortung und zum politischen Engagement gehört bei Bosch seit den Gründerjahren dazu. Der Gründer verfasste zum Beispiel zur Zeit der Weltwirtschaftskrise 1928 eine 20-seitige Denkschrift über „Die Verhütung künftiger Krisen in der Weltwirtschaft“ und empfahl darin Kurzarbeit als Alternative zu Entlassungen. Der heutige Konzern-Chef Fehrenbach setzt diese Linie fort, wenn er für die Energiewende eintritt und gegen Auswüchse in der Finanzwirtschaft und gierige Boni-Banker wettert.

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