Grammer Zulieferer lockt im Machtkampf mit Rekord-Dividende

Der Autozulieferer Grammer verschärfte den Machtkampf mit der Hastor-Familie. Firmenchef Müller will verhindern, dass der Großinvestor sich mit seinen Forderungen durchsetzt. Dazu soll es eine Rekorddividende geben.

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Nach der Partnerschaft in Asien sucht der Autozulieferer nun nach Zukäufen vor allem in den USA Quelle: dpa

Frankfurt Im Machtkampf mit der Unternehmerfamilie Hastor will der Autozulieferer Grammer die Aktionäre mit dem Versprechen auf weiteres Wachstum auf seine Seite ziehen. „Wir ernten jetzt die Früchte aus unserer in den letzten Jahren konsequent umgesetzten internationalen Wachstumsstrategie“, sagte Grammer-Chef Hartmut Müller am Mittwoch. Für das laufende Jahr stellte er ein Umsatzwachstum auf über 1,75 Milliarden Euro sowie einen Anstieg der Ebit-Marge auf rund fünf (Vorjahr: 4,3) Prozent in Aussicht. Bis 2021 solle der Umsatz auf über 2,2 Milliarden Euro steigen und die Ebit-Marge sieben Prozent erreichen. Sollte sich der ungeliebte Großaktionär Hastor jedoch mit seinen Forderungen durchsetzen, sei die Auftragslage existenziell gefährdet.

Die Kunden beobachteten wegen ihrer eigenen Erfahrung mit Hastor deren Investment sehr genau, sagte Müller. In die Schlagzeilen war die bosnische Unternehmerfamilie geraten, als die zu ihrem Imperium zählende Prevent-Gruppe im vergangenen Sommer erbittert mit Volkswagen über die Lieferung von Teilen gestritten und zeitweise die Produktion des Autobauers zum Stillstand gebracht hatte.

Hastor hatte die Ablösung von Müller und den Austausch von fünf Aufsichtsratsmitgliedern durch eigene Leute verlangt. Der Grammer-Chef rief die Aktionäre zur Teilnahme an der Hauptversammlung am 24. Mai auf, um zu verhindern, dass sich die Familie Hastor mit ihren Forderungen durchsetzt. Was sie genau bezwecke, wisse er nicht. „Kritisieren ist ja ok, aber dann muss man auch sagen, was man besser machen will“, sagte Müller.

Die streitbare bosnische Unternehmerfamilie hält über die Investmentfirmen Cascade und Halog nach den letzten verfügbaren Angaben 20,2 Prozent an Grammer. Je nach Präsenz könnte der Anteil von Hastor ausreichen, um die Mehrheit auf dem Aktionärstreffen sicher zu haben. Er hoffe auf eine Präsenz von mehr als 50 Prozent, nach 42 Prozent 2016, sagte Müller.

Die Rolle als „weißer Ritter“ könnte auf der Hauptversammlung auch der chinesische Rivale Ningbo Jifeng spielen, mit dem die Bayern eine neue Partnerschaft eingegangen sind. Jifeng hat eine Pflichtwandelanleihe gezeichnet, die spätestens Anfang 2018 – wohl aber schon vor dem Aktionärstreffen – in 9,2 Prozent der Grammer-Anteile getauscht wird. Strategisch verspricht sich Grammer von Jifeng besseren Zugang zum chinesischen Automarkt und vor allem zu den lokalen Herstellern und Lieferanten. „Wir gehen davon aus, dass wir einen Partner gefunden haben, der auch langfristig unsere Ziele unterstützt und auch umgekehrt“, sagte Müller.

Nach der Partnerschaft in Asien sucht Grammer nun nach Zukäufen vor allem in den USA, auch um sich ein neues Produktsegment zu erschließen. Das Unternehmen habe die Liste der möglichen Ziele auf vier eingegrenzt, sagte Müller. Für Übernahmen könne Grammer 100 bis 150 Millionen Euro ausgeben.

2016 verdoppelte Grammer den Gewinn fast auf 45,2 (Vorjahr: 23,8) Millionen Euro. Dazu trugen der übernommene Metall- und Kunststoffspezialist Reum sowie das inzwischen internationaler und schlanker aufgestellte Produktionsnetzwerk mit niedrigeren Kosten bei. Die Dividende soll auf den Rekordwert von 1,30 (Vorjahr: 0,75) Euro je Aktie steigen. Das trieb auch die Aktie an: Mit einem Plus von bis zu 6,9 Prozent auf 59,15 Euro war sie der stärkste Wert im Kleinwerteindex SDax.

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