Great Wall Motors Chinas Autokönig will deutsche Marken entthronen

Audi, BMW und Mercedes bekommen in China gefährliche Konkurrenz: Auto-Milliardär Wei Jianjun hat in Schanghai das erste SUV seiner neuen Premium-Marke präsentiert. Entwickelt wurde der Geländewagen mit deutscher Hilfe.

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Bis 2020 will der Unternehmer seinen Konzern zur größten SUV-Marke der Welt machen. Quelle: AP

Schanghai Das Ende der Ära internationaler Marken in China einläuten – so beschreibt Wei Jianjun sein Ziel für dieses Jahr. Der Gründer und Vorstandschef des Autogiganten Great Wall Motors will mit einer neuen Premium-Marke den Markt für hochpreisige SUVs aufmischen.

Auch wenn auf der Automesse in Schanghai diese Woche viel über eine Revolution der Branche durch neue Mobilitätsmodelle gesprochen wird, sind SUVs immer noch ein dominierendes Segment auf dem chinesischen Automarkt. Über neun Millionen der insgesamt 24,4 Millionen verkauften Pkw waren im vergangenen Jahr SUVs. Das ist ein Anstieg um rund 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die deutschen Autobauer verdienen einen großen Teil ihres Geldes mit den Geländewagen. Bei der Automesse in Schanghai präsentierten sie aber vor allem Langversionen ihrer Modelle, Elektroautos und Zukunftsstudien.

Great Wall ist seit 14 Jahren in Folge der führende Hersteller im SUV-Segment. Über eine Million Autos setzte das Unternehmen im vergangenen Jahr ab, ein Drittel mehr als noch im Vorjahr. Bis 2020 will Wei Jianjun Jeep and Land Rover überholen und zur größten SUV-Marke der Welt werden.

Der 53-Jährige hat das Unternehmen 1990 in Baoding gegründet, einer kleinen Stadt in der Nähe von Peking. Laut „Forbes“-Liste liegt sein Vermögen bei 5,9 Milliarden US-Dollar; damit kommt er unter den reichsten Chinesen auf Platz 23.

Etwa 90 Prozent der Verkäufe von Great Wall sind SUVs der Marke Haval. Diese kosten im Schnitt zwischen 80.000 bis 150.000 Yuan, umgerechnet rund 11.000 bis 20.000 Euro. Dazu lockt es immer wieder mit Rabattaktionen. Bisher größte Konkurrenz waren Anbieter wie Volkswagen mit dem Passat und General Motors mit dem Buick. Nun nimmt das Unternehmen auch Audi, BMW und Daimler mit ihren Luxus-Autos ins Visier.

Die neuen Fahrzeuge der Marke Wey sollen mit 150.000 und 200.000 Yuan deutlich über den Preisen der Schwestermarke liegen. Mit einer wachsenden Mittelschicht, die immer mehr auch auf Qualität setzt, könnte das Konzept erfolgreich sein.

Great Wall kann dabei bereits auf einen großen Kundenstamm zurückgreifen. Dieser könnte in Zukunft bereit sein, mehr für sein Auto zu bezahlen. Zudem schwindet der Abstand zwischen den chinesischen und deutschen Herstellern in Sachen Technologie und Qualität.

„Chinesische Autobauer werden zur ernstzunehmender Konkurrenz“, bestätigt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, der bei der Automesse in Schanghai vor Ort ist. Im Herbst erst hatte Vorstandschef Wei Jianjun die neue Marke auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Der Milliardär zeigt sich sonst nur selten in der Öffentlichkeit. In Schanghai folgte nun die Vorstellung des ersten Modells.

Verstärkt wird das chinesische Team von Wey durch internationale Führungskräfte, die das Unternehmen von anderen großen Autobauern abgeworben hat: Chef der Marke ist Jens Steingräber, der zuletzt bei Audi für die Entwicklung des Q3 zuständig war. Oberster Designer ist Pierre Leclercq, der das Design des BMW X5 und X6 mitentwickelt hat.

Benannt ist die Marke nach dem Firmengründer selbst. Dieser heißt zwar eigentlich Wei mit i. Auf Anraten hat der Geschäftsmann aber den englischen Namen Jack Wey angenommen. Alibabas Jack Ma, der ebenfalls einen chinesischen Superkonzern leitet, soll dafür das Vorbild gewesen sein. Bis 2018 will das Unternehmen mit der neuen Marke fünf Modelle auf dem Markt bringen.

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