Grünenthal-Chef Keine weiterreichende Entschuldigung an Contergan-Geschädigte

Der Vorstandschef des Aachener Pharmaherstellers Grünenthal, Harald Stock, lehnt eine weiter reichende Entschuldigung bei Contergan-Geschädigten ab.

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Proteste gegen die Firma Grünenthal Quelle: dpa

Vor einer Woche hatte sich das Unternehmen dafür entschuldigt, 50 Jahre lang nicht den Weg zu den Geschädigten gefunden und geschwiegen zu haben. Vielen Opfer-Verbänden ging das nicht weit genug. Auf die Frage, ob er bei der Entschuldigung noch nachlegen wolle, sagte Stock im Interview mit der WirtschaftsWoche: „Nein. Grünenthal hat bei der Einführung von Contergan vor mehr als 50 Jahren nach dem damaligen Stand von Wissenschaft, Zulassungspraxis und Recht verantwortungsvoll gehandelt. Und wir können uns nur für etwas entschuldigen, wenn wir glauben, auch schuldig zu sein beziehungsweise bei der Entwicklung und Vermarktung von Contergan nach damaligem Ermessen fehlerhaft gehandelt zu haben.“

Grünenthal wolle nun aber „die Zahl der Hilfsmaßnahmen und deren finanziellen Umfang erhöhen“, sagte Stock in dem Interview. Geplant sei eine neue Stiftung für Contergan-Geschädigte. „Sowohl Grünenthal als auch die Eigentümerfamilie Wirtz werden dort Gelder zustiften können“, kündigte Stock an. Die Stiftung soll den vor einem Jahr von Grünenthal aufgelegten Härtefonds ergänzen, der schwer Geschädigten hilft, wenn Kranken- oder Rentenkassen nicht mehr zahlen. Zur Höhe des finanziellen Engagements für die Stiftung wollte sich Stock nicht äußern.

In Deutschland leben derzeit noch etwa 2400 Contergan-Geschädigte. Laut Stock haben bislang rund 100 Betroffene Unterstützung beim Härtefallfonds beantragt, 70 von ihnen wurde inzwischen geholfen. Stock: „Mit unserem Geld werden Autos behindertengerecht ausgestattet, Hilfsmittel gekauft oder Bäder umgebaut.“  Angaben zur Höhe der gezahlten Beträge lehnte Stock ab: „Wir haben mit den Antragstellern vereinbart, dazu nichts zu sagen.“

Grünenthal produzierte zwischen 1957 und 1961 das Schlafmittel Contergan, das weltweit bei etwa 10.000 Neugeborenen zu Missbildungen an Armen und Beinen führte.

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