Gummibärchen sollen die Welt erobern Die Pläne der neuen Haribo-Herrscher

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Brüderlicher Zwist im Familienunternehmen

Das Unternehmen lief fast immer gut. Die familiären Beziehungen nicht. Jahrelang sollen die beiden verstorbenen Brüder Hans und Paul nicht miteinander geredet haben. Und auch zwischen Hans Riegel und seinem ältesten Neffen Hans-Jürgen kam es zum Bruch. Der galt lange als Thronfolger und soll deshalb sogar von seinem Vater Paul bei der Verteilung seiner Unternehmensanteile auf seine Kinder benachteiligt worden sein. Doch 2006 warf Hans-Jürgen frustriert das Handtuch, als der Onkel immer noch keine Anstalten machte abzudanken.

Seitdem hat sich Hans-Jürgen, einziges Kind aus Pauls erster Ehe, nicht nur vom Unternehmen distanziert. Das Verhältnis zu seinem Halbbruder Hans Guido soll angespannt sein, sagt einer, der die Brüder lange kennt. Hans-Jürgen beschäftigt sich heute mit anderen Dingen: Er leitet eine Stiftung zur Förderung der Forschung an der seltenen Immunkrankheit PNH, an der auch seine Tochter erkrankt ist. Oder er kümmert sich um seine anderen Beteiligungen neben Haribo, um die österreichische Mineralwassermarke Peterquelle oder den auf Kosmetikprodukte spezialisierten Handelsmarkenhersteller Beromin. Erst Ende November ist er mit dem Segelboot zu einer Atlantiküberquerung aufgebrochen. An seiner Stelle steht jetzt Hans Guido an der Spitze. Den Aufsichtsrat der Haribo Holding leitet sein Bruder Hans Arndt. Der arbeitete bereits als Jurist im Unternehmen und leitet die Paul Riegel Holding, in der die vier Geschwister ihre Anteile bündeln.

Hans Riegel hat immer gesagt, Haribo sei unverkäuflich. Bleibt es dabei?

Phiesel: Ja, das sehen beide Seiten so: die Stiftung, in der Dr. Riegel seine 50 Prozent der Anteile gebündelt hat, und die Holding der Riegel-Geschwister, die ja auch 50 Prozent an Haribo hält. Wir haben uns gegenseitig Vorkaufsrechte gewährt, sodass das Unternehmen nachhaltig gesichert ist. Es wird in absehbarer Zeit auch keine Beteiligung von einem Investor geben.

Herr Riegel, wie ist es für Sie, von Ihrem kleinen Bruder Hans Arndt im Aufsichtsrat kontrolliert zu werden?

Riegel: Das ist kein Problem. Er ist ja auch nicht der kleine Bruder: Er ist zwar jünger, aber größer als ich. Und er macht seinen Job gut. Wir verstehen den Aufsichtsrat ohnehin nicht als ein klassisches Kontrollorgan.

Sondern?

Riegel: Als eine Beratungsinstanz. Wir haben regelmäßig geplante Zusammenkünfte, bitten den Aufsichtsrat aber auch bei Bedarf spontan um ein Gespräch. Wir haben bewusst festgelegt, dass mit Hans Arndt der Vorsitzende ein Familienmitglied ist. Aber es ist auch bewusst festgeschrieben, dass ein Teil des Aufsichtsrats mit Familienfremden besetzt ist.

Viele Familienunternehmen setzen Kriterien für potenzielle Nachfolger an der Spitze fest. Gibt es die bei Haribo auch?

Riegel: Ja, es gibt diese Kriterien, sie sind in einer Familien-Charta festgeschrieben. Aber das ist ein reines Gesellschafterthema und hat in diesem Gespräch nichts zu suchen.

Können Sie sich Haribo auch ohne einen Riegel in der obersten Etage vorstellen?

Riegel: Selbstverständlich. Wir haben eine Struktur, bei der Familie und Fremdmanager vernünftig miteinander ein Unternehmen leiten. Bei einem Familienbetrieb ist es ein Vorteil, wenn diejenigen, die mit eigenem Kapital im Risiko stehen, das Unternehmen mit führen. Aber wenn das mal nicht möglich ist, sei es aus Altersgründen, sei es aufgrund von anderen Interessen, kann dieser Zeitraum auch mal für 10 oder 15 Jahre mit einem externen Manager überbrückt werden.

Wäre auch ein endgültiger Abschied der Familie denkbar?

Riegel: Nein, das ist nicht vorgesehen.

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