Gummibärchen sollen die Welt erobern Die Pläne der neuen Haribo-Herrscher

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Selbstfinanzierte Expansion

Phiesel: Wir finanzieren unsere gesamte Expansion selbst.

630 000 Kubikmeter Erde sind ausgebuddelt und abtransportiert worden – für die Zukunft von Haribo. In Kürze soll mit dem Bau der riesigen Lagerhallen, der sechs Produktionslinien und der Verwaltungsgebäude in Grafschaft im Kreis Ahrweiler begonnen werden. Die neue Haribo-Zentrale steht dann 30 Kilometer von Haribos Geburtsstätte in Bonn-Kessenich entfernt.

Ein Tabubruch – schließlich steht Haribo für „Hans Riegel Bonn“. Doch es ist nicht die einzige Tradition, mit der Riegel und Phiesel in ihrem ersten Jahr an der Spitze brechen. Zur Fußball-WM in Brasilien gab es erstmals einen blauen Goldbären. Und auch beim Auslandsgeschäft geht das Duo mehr Risiken ein als seine Vorgänger.

Sie sind bei Geschäftszahlen sehr verschwiegen. Laut Bundesanzeiger von 2012 lag der Umsatz in Deutschland bei rund 650 Millionen Euro. Insgesamt wird der Umsatz bei Haribo weltweit auf mehr als 2,3 Milliarden Euro geschätzt... Sie zucken nur mit den Schultern?

Riegel: Wir veröffentlichen keine Zahlen, und wir nennen auch hier keine.

Phiesel: Ich kann ja mal eine andere Zahl nennen: Wir haben in den vergangenen vier Jahren knapp 1000 Mitarbeiter neu eingestellt. Damit beschäftigen wir nun fast 7000 Menschen weltweit.

Das heißt, Haribo wächst. Wo kommt dieses Wachstum her?

Phiesel: Wir sind 2013 zweistellig gewachsen, betrachtet man all unsere Aktivitäten in 23 Ländern zusammen. Dabei ist der Markt für Zuckerwaren – also Kaugummi, Fruchtgummi und Bonbons – in den Ländern insgesamt nur um zwei Prozent gewachsen. Wir haben die Kapazitäten in unseren Werken in der Türkei und in Ungarn verdoppelt. Und in das neue Werk in Großbritannien investieren wir knapp 150 Millionen Euro.

Riegel: Oberste Priorität hat für uns jetzt die Expansion außerhalb Europas. Mein Onkel und mein Vater haben Haribo sehr gut in Europa etabliert. Das ist für uns die Basis, um jetzt in Übersee zu wachsen.

Wo geht die Reise denn hin?

Phiesel: Wir bereiten den Markteintritt in China vor. Dazu haben wir in Shanghai eine Gesellschaft gegründet und werden dort 2015 einen zweistelligen Millionenbetrag investieren. Seit anderthalb Jahren sind wir mit einem Marktforschungsteam vor Ort. Als Nächstes werden wir unsere Produkte über einen Vertriebspartner in die Supermärkte bringen.

Riegel: Und wir werden dort mit Werbung starten – aber Schritt für Schritt. China und die USA sind die größten Wachstumsmärkte für uns. Aber wir sind vorsichtig, gerade vor China haben wir großen Respekt.

Fürchten Sie etwa gefälschte Goldbären?

Riegel: Das wird mit Sicherheit kommen. Seitdem unsere Mannschaft drüben in Shanghai ist, haben wir kaum etwas anderes gemacht, als Markenrechte zu schützen. Wir starten in China erst richtig durch, wenn unsere Marke geschützt ist.

In den USA ist Haribo schon seit 1982 mit einem Verkaufsbüro aktiv. Trotzdem sind Sie dort nicht mal in den Top 30 der umsatzstärksten Süßwarenproduzenten. Wie soll sich das ändern?

Phiesel: Unsere Goldbären sind der bestverkaufte Einzelartikel unter den amerikanischen Süßwaren – abgesehen von Schokoladenartikeln, die den Markt dort dominieren. Wir haben unseren Umsatz in den letzten drei Jahren verdoppelt, und seit Anfang des Jahres gibt es ein zweites Büro in Chicago. Darüber hinaus haben wir die Teamstärke auf das neue Geschäftsvolumen in den USA angepasst.

Riegel: Wir wachsen dort zweistellig. In zwei, drei Jahren wollen wir auch mit der Produktion vor Ort starten. Herr Phiesel und ich haben uns Anfang Dezember Standorte für eine Fabrik angeschaut.

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