Haldex-Chef Annvik Sieger des Übernahmekampfs "würde den anderen herauskaufen"

Knorr-Bremse und der Zulieferer ZF Friedrichshafen liefern sich einen Übernahmekampf um den schwedischen Bremsenhersteller Haldex. Beide haben bereits Aktienpakete gekauft. Jetzt spricht der Haldex-Chef, Bo Annvik.

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Der ZF Vorstandsvorsitzende Dr. Stefan Sommer (l.) neben Haldex-Chef Bo Annvik in Hannover. Quelle: obs

WirtschaftsWoche: Herr Annvik, um Ihr Unternehmen ist ein Bieterkampf entbrannt. Der Bremsenhersteller Knorr-Bremse bietet fünf schwedische Kronen mehr pro Haldex-Aktie - trotzdem unterstützen Sie das Angebot des Zulieferers ZF Friedrichshafen. Mit welchen Argumenten überzeugen Sie Ihre Haldex-Investoren, ihre Aktien trotz des niedrigeren Preises an ZF zu verkaufen?

Bo Annvik: Es gibt rationale strategische Argumente für Haldex. So hat ZF im Vergleich zu Knorr-Bremse beispielsweise keine Überschneidungen mit dem Haldex-Portfolio auf Seiten der Produkte. Wir ergänzen uns perfekt. Zum Beispiel braucht ZF unsere Technologie, um zum Anbieter von autonom fahrenden LKW zu werden. Und erst mit der Hilfe von ZF können wir ein ganzheitlicher Systemanbieter werden.

Aber einem Investor, der seine Aktien verkauft hat, kann es doch egal sein, was aus Ihrem Unternehmen wird!

Ja, aber das Angebot von ZF kann schon im Oktober abgeschlossen werden, bei voller Bezahlung der Aktien. Dagegen steht das deutlich unsicherere Angebot von Knorr-Bremse, denn dort ist noch unklar, ob Investoren am Ende ihr Geld sehen. Knorr fehlen noch die Genehmigungen der Wettbewerbsbehörden, die ZF bereits hat. Ich rechne damit, dass Knorr noch mindestens sechs bis zwölf Monate braucht, um alle Genehmigungen zu bekommen, eher zwölf Monate. Investoren haben also keine Garantie, dass die Transaktion mit Knorr stattfindet. Das wäre dann auch eine unschöne Situation für unser Unternehmen. In solch einer unklaren Situation können wir schwer neue Verträge mit Kunden unterzeichnen.

Wie viele Haldex-Investoren kennen Sie persönlich?

Wir haben eine sehr große Aktionärsbasis - ich kenne aber die größten institutionellen Investoren persönlich.

Werben Sie bei denen aktuell für ZF?

Nun, die großen Investoren haben mich angerufen, um meine Meinung zu erfahren. Ich versuche, ihnen gegenüber transparent zu sein und erkläre ihnen meine Position. Aber jeder Investor muss für sich allein entscheiden, ob er seine Aktien verkauft oder nicht.

Organisieren Sie auch neue Aktien für ZF bei den Investoren?

Nein, das ist nicht meine Rolle als Unternehmenschef. Das Haldex-Bord unserer Direktoren hat aber bereits eine klare Empfehlung für ZF ausgesprochen.

Es geht auch um Ihren Job - ZF würde Sie auf Ihrem Posten belassen.

Genau. Und ZF würde frisches Geld in Haldex investieren...

...während Knorr-Bremse möglicherweise Teile von Haldex verkaufen müsste, um alle kartellrechtlichen Genehmigungen zu bekommen. Wer könnten die Käufer sein?

Darüber möchte ich nicht spekulieren.

"Wir müssen es abwarten"

Wäre nicht SAF Holland ein möglicher Käufer, die vor einigen Wochen ebenso noch für Haldex geboten, sich aber aus dem Übernahmekampf zurückgezogen haben?

Kein Kommentar.

Aber das ist Ihre Angst, dass Knorr Haldex zerschlägt!

Ich kenne den Plan nicht, den Knorr den Wettbewerbsbehörden vorlegen will. Ich weiß also nicht, wie sie mit der regulatorischen Situation umgehen wollen - aber theoretisch könnte der Plan den Verkauf von Teilen von Haldex beinhalten, ja.

Was passiert, wenn ZF und Knorr am Ende beide -, sagen wir 40 Prozent Ihrer Aktien halten?

Ich halte es für undenkbar, dass beide Unternehmen auf Jahre nebeneinander investiert bleiben. Einer würde den anderen herauskaufen.

Wieso - dann machen die halt ein Joint Venture.

Das ist extrem unwahrscheinlich. Die beiden Unternehmen teilen nicht die gleiche Vision.

Was würde es für Haldex bedeuten, wenn beide drin blieben?

Das wäre für mich als Chef eine schwierige Situation, von beiden Unternehmen Anweisungen zu erhalten - dann will der eine nach rechts und der andere nach links, das funktioniert nicht.

Welches Feedback haben Ihnen Ihre Investoren gegeben - verkaufen die ihre Aktien jetzt und falls ja an wen?

Die drei größten Investoren haben schon an ZF verkauft. Bei den anderen müssen wir es abwarten.

Herr Annvik, danke für das Gespräch.

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