Wo liegen die Alternativen für Strabag?
Birtel: In Ländern wie der Mongolei, Turkmenistan und Kasachstan. Wir schauen uns diese Märkte sehr konkret an - natürlich auch hinsichtlich Compliance-Aspekten.
Wie groß ist Ihr Interesse an der Hochtief-Servicesparte, die zum Verkauf steht?
Haselsteiner: Da haben wir Ende Mai ein Angebot abgegeben und verfolgen das mit großem Interesse und Ambitionen. Der Bereich würde unsere Dienstleistungssparte sehr gut ergänzen. Wir haben da kaum Überschneidungen mit Hochtief.
Interessiert Sie auch das Bilfinger-Concessions-Geschäft, das Vorstandschef Roland Koch plötzlich feilbietet, also Bilfingers schon bestehende Projekte mit der öffentlichen Hand?
Birtel: Nein. Unsere Strategie im Konzessionsgeschäft sieht vor, dass wir uns im gesamten Lebenszyklus des Projektes - also von der Finanzierung über den Bau bis hin zum Betrieb - engagieren und jedenfalls Wert schöpfen über neue Bauprojekte. Wo der Bau abgeschlossen ist, geht das nicht.
Sie haben Managementfehler eingeräumt bei der Vorstellung der Bilanz 2012. Hat das monetäre Folgen?
Birtel: Allerdings. Der gesamte Vorstand erhält für 2012 keine variablen Bezüge.
Und was verdienen Sie künftig, Herr Birtel? Herr Haselsteiner hat mal gesagt, Gehälter von mehr als einer Million Euro fände er unvernünftig.
Haselsteiner: Das habe ich so nicht gesagt.
Es steht im Archiv: "Unvernünftig ist alles, was über einer Million liegt."
Haselsteiner: Ich habe aber auch dazu gesagt, dass es im Auge des Betrachters liegt, was unvernünftig hoch ist.
Birtel: Mein Gehalt ist jedenfalls genauso hoch, wie das von Herrn Haselsteiner als Vorstandschef war.
Also 633.000 Euro plus Boni. Sie, Herr Haselsteiner, halten Aktienoptionen für Manager für eine Form der Bestechung, bei Strabag gibt es keine. Warum?
Haselsteiner (wird laut und schlägt auf den Tisch): Stock Options gehören ins Strafgesetzbuch! Das Aktiengesetz sieht vor, dass der Vorstand den Stakeholdern zu dienen hat, also nicht nur den Aktionären, sondern auch Mitarbeitern, Kunden und der Gesellschaft. Eine Aktienoption aber ist der Versuch der Shareholder, den Vorstand für eine einseitige Betrachtungsweise zu gewinnen, als wäre nur der Börsenkurs wichtig. Zu sagen: Du kriegst von mir Geld, wenn du vorrangig an meine Interessen denkst, ist für mich der Versuch einer Bestechung. Es erstaunt mich, dass es keine laute Kritik daran gibt.
Sie haben sich mit Ihrem Privatvermögen an der Investmentgesellschaft Signa beteiligt, die ohne Erfolg für Kaufhof mitgeboten hat und Karstadt-Immobilien besitzt. Spekulieren Sie auf eine Fusion von Karstadt und Kaufhof?
Haselsteiner: Ich bin bei Signa ein reiner Finanzinvestor und habe mich mit dieser Frage nicht beschäftigt. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es nicht das Gescheiteste ist, wenn in einem schrumpfenden Markt in einer Stadt zwei Kaufhäuser 100 Meter entfernt voneinander stehen.