Heitmann geht im Streit Investitionen ins Eigenheim sollen Heitmann den Job gekostet haben

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Teurer Umbau der Heitmann-Villa sorgte für Ärger

Die größten Chemiekonzerne der Welt
Das Mitsubishi Chemical-Werk in Yokohama Quelle: Pressebild
Platz 8: Dupont Quelle: dpa
Platz 7:LyndellBasell Quelle: AP
Screenshot Formosa Plastics Quelle: Screenshot
Platz 4: Exxon Mobil Quelle: Reuters
Platz 6: Sabic Quelle: dpa
Platz 6: Shell Quelle: Reuters

In Absprache mit der konzerneigenen Sicherheitsabteilung und dem Landeskriminalamt Hamburg erhielt das Haus in Hamburg zum Schutz gegen Terroranschläge und Entführungen schusssichere Fensterscheiben, speziell gesicherte Türen und eine Alarmanlage mit direkter Anbindung an die Notrufzentrale der Polizei. Die Kosten dafür summierten sich im Laufe der Monate auf einen hohen sechsstelligen Betrag. Exakt 159.397,85 Euro kostete allein die elektronische Überwachung des Hauses, weitere 715.614 Euro und 84 Cent verschlangen die Spezialtüren und -fenster, die Heitmann in seinem neuen Heim installieren ließ. Die angefallenen Kosten für die aufwändige Alarmanlage überwies der Werksschutz direkt aus der Konzernkasse. Die Kosten für Türen und Fenster zahlte Heitmann zunächst aus eigener Tasche – die Mehrkosten für die Schutzmaßnahmen in Höhe von 428.505,61 Euro allerdings stellte er Lanxess in Rechnung – als so genannte „dienstliche Fürsorgeaufwendung.“ Wegen der besonderen „Funktionsgefährdung“ von Heitmann als Spitzenmanager der deutschen Wirtschaft war Jahre zuvor auch schon das Haus der Familie in Mülheim an der Ruhr auf Kosten des Konzerns gesichert worden. Dem Vernehmen nach gab es über die damaligen Investitionen in die Sicherheit keine Diskussionen im Unternehmen oder mit dem Aufsichtsrat.

Obwohl Stomberg nach Darstellung von Heitmann schom 2010 über den geplanten Umzug der Familie nach Hamburg informiert worden sein soll – Stomberg habe damals sogar ausdrücklich auf die Notwendigkeit von Sicherungsmaßnahmen hingewiesen – fiel der 74-jährige frühere BP-Manager aus allen Wolken, als ihm kurz nach der Übernahme des Aufsichtsratsvorsitzes die Rechnungen aus Hamburg vorgelegt wurden. Die internen Unterlagen, die der WirtschaftsWoche vorliegen, deuten darauf hin, dass die schon seit längerem schwelenden Auseinandersetzungen zwischen dem Vorstandsvorsitzenden von Lanxess und seinem Kontrolleur darüber schnell eskalierten.

Rufschädigung befürchtet

Stomberg warf Heitmann vor, den Aufsichtsrat nicht formell über Umzug und den Umfang der Umbauten informiert zu haben. Zudem sei das Hamburger Haus nur ein Zweitwohnsitz der Familie – und die Umbaumaßnahmen dort hätte das Unternehmen nicht zu tragen. Zumal, wie es in einer Stellungnahme von Lanxess heißt, die Aufwendungen für das Haus in Hamburg „das übliche Maß wesentlich“ überschritten, weil der Einbau von Fenstern, Türen und Alarmanlage aufgrund des Denkmalschutzes des Hauses „mit erheblichem Zeitaufwand verbunden“ gewesen sei. Der Streit endete zunächst damit, dass Heitmann auf die Kostenübernahmen durch den Konzern verzichtete und Lanxess bereits geleistete Zahlungen zurückerstattete.

Doch für Stomberg war der Fall damit noch längst nicht erledigt. Am späten Vormittag des 20. Februar, keine vier Wochen nach Abschluss des Aufhebungsvertrages, der noch ein einvernehmliches Ausscheiden sowie die Zahlung einer Abfindung von sechs Millionen Euro vorsah, wurde Heitmann vom Aufsichtsrat ultimativ aufgefordert, einer Änderung seines Aufhebungsvertrages zuzustimmen und auf die Millionenabfindung zu verzichten. Andernfalls, so die Drohung, werde das Präsidium des Aufsichtsrats auf eine fristlose Kündigung des Arbeitsvertrages drängen und den Fall öffentlich machen.

Heitmann versuchte die Vorwürfe Darstellung seiner Anwälte nochmals zu entkräften. Doch beim Leiter der Rechtsabteilung sei er auf taube Ohren gestoßen und habe nach Rücksprache mit seinen Anwälten schließlich die Änderung des Aufhebungsvertrages akzeptiert – „da Dr. Heitmann eine akute Rufschädigung aufgrund der angedrohten Veröffentlichung der Vorwürfe befürchtete“, wie es heißt.

Beigelegt ist der Streit zwischen dem Kölner Unternehmen und seinem früheren Vorstandschef damit allerdings noch lange nicht. In den vergangenen Wochen hat Heitmann durch zwei Anwaltskanzleien – Lexpert aus Dresden sowie Feigen & Graf aus Köln – eingehend untersuchen lassen, wie der Einbau der Sicherheitseinrichtungen im Hamburger Haus juristisch zu würdigen sei. Da die Anwälte sowohl unter straf-, aktien- wie auch unter zivilrechtlichen Aspekten keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten erkennen konnten, will Heitmann nach Auskunft seines Sprechers Peter Dietlmaier nun auch prüfen, ob er an jenem 20. Februar in unerlaubter Weise zur Änderung des Aufhebungsvertrag und zum Verzicht auf die Abfindung genötigt wurde.
Eine Klage gegen Lanxess könnte dann der nächste Schritt sein.

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