Henkel Rorsted geht mit Rekorden auf Abschiedstournee

Der zu Adidas wechselnde Henkel-Chef Kasper Rorsted verabschiedet sich mit Rekordergebnissen. Preiserhöhungen, Kostensenkungen und niedrigere Rohstoffpreise halfen dem Konsumgüterkonzern beim Gewinn auf die Sprünge.

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Logo von Henkel in Duesseldorf. Quelle: REUTERS

Das war es dann. Sachlich und routiniert wie eh und je, etwas kühler als sonst und ein wenig müde wirkend, spulte Kasper Rorsted heute Vormittag seine letzte Bilanzpressekonferenz als Vorstandschef des Henkel-Konzerns ab. Kein Wort zu seinem bevorstehenden Wechsel zum Sportartikelhersteller Adidas. Kein Wort, warum er vor Ablauf seines regulären Vertrags Henkel verlässt. Kein Blick zurück und kein Wort zu seinem Nachfolger Hans van Bylen, der noch Chef der Kosmetiksparte ist und am 1. Mai die Nachfolge von Rorsted antritt. Erst auf Nachfrage, nach Rorsteds Vortrag, gegen Ende der Veranstaltung ringt sich der Däne wenige knappe Sätze ab: Er sei 11 Jahre gerne bei Henkel gewesen.

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Hier und heute wolle er keine Abschiedsrede halten. Er werde jedenfalls seine Kollegen vermissen. Vielleicht mag die Zurückhaltung des bekennenden Fußball-Fans und Anhängers des Rekordmeisters Bayern München daran gelegen haben, dass es heute nicht sein allerletzter Einsatz im roten Henkel-Trikot war. Sein Abschiedsspiel fällt offiziell auf den 11. April und wird die Henkel-Hauptversammlung sein. Dann wechselt er zu Adidas. Die Zahlen zum ersten Quartal 2016 wird dann der Belgier Van Bylen der Öffentlichkeit vorstellen ebenso wie im November die Rendite- und Wachstumsziele für die nächste vier Jahre – 2016 bis 2020. Rorsted geht also, rund neun Monate bevor die Henkel-typische Vier-Jahres-Agenda endet. Und, um beim Fußball zu bleiben: beim Stande von 2:0 wird der Mannschaftskapitän und beste Spieler in der 80 Minute ausgewechselt.

Doch was soll das noch schiefgehen? Die Mannschaft ist taktisch gut eingestellt, auf allen Positionen gut besetzt, konditionell in guter Verfassung und dominiert den Gegner. Das aus Sicht von Henkel wichtigste Ziel bei den selbst gesetzten Vorgaben für 2016 – eine jährliche Gewinnsteigerung von zehn Prozent während der vergangenen vier Jahre - sollten die Düsseldorfer schaffen. Derzeit liegen sie im Schnitt bei 9,7 Prozent. Rorsted hinterlässt einen Konzern, der heute einen Rekord nach dem anderen vorweisen konnte: Mit knapp über 18 Milliarden Euro den höchsten Umsatz aller Zeiten. Mit 2,6 Milliarden Euro das höchste operative Ergebnis der Konzerngeschichte. 16,2 Prozent stehen als höchste Umsatzrendite aller Zeiten zu buche.

Kosmetikchef Henkel

Ein höheres Wachstum als 11,4 Prozent je Aktie hat es vorher ebenfalls noch nicht gegeben und auch die Dividendenzahlung in voraussichtlicher Höhe von 1,47 Euro liegen auf Redordniveau.Was Rorsted in den vergangenen elf Jahren geleistet hat, davon acht Jahre als Vorstandsvorsitzender, hat das Traditionsunternehmen maßgeblich geprägt und in neue Dimensionen katapultiert. Der scheidende Henkel-Chef hat den börsennotierte Pril-, Persil-, und Schwarzkopf-Hersteller, der jedoch inzwischen 50 Prozent des Umsatzes mit seiner Klebstoffsparte einfährt, während seiner acht Jahre an der Spitze, erfolgreicher als ursprünglich erwartet, auf Rendite getrimmt. Investoren und Anleger erwarten, dass sein Nachfolger Van Bylen das für 2106 in Aussicht gestellte erwartete Niveau von 16,5 Prozent operativer Marge erreichen wird.

Als Rorsted sein Amt von Vorgänger Ulrich Lehner übernahm, dümpelte Henkels Rendite bei rund 10 Prozent. Seitdem hat Rorsted auch den Umsatz um vier Milliarden Euro nach oben getrieben. Das von ihm ausgegebene Ziel, den Konzernumsatz bis Ende 2016 auf 20 Milliarden Euro zu steigern, dürfte sein Nachfolger allerdings nur mit Hilfe von Übernahmen schaffen. Derzeit rechnet Rorsted mit einem Umsatzwachstum zwischen zwei und vier Prozent für 2016. Mit dieser Prognose würde sein Nachfolger Van Bylen nur wenige Monate nach Amtsantritt ein ursprünglich anvisierten Ziel verfehlen.

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