Hidden Champions aus China Die neuen Angreifer aus Fernost

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Nicht in allen Branchen klappt der Angriff

Was Xiaomi geschafft hat, können auch Onlinehändler aus dem Reich der Mitte erreichen. Der Internethandel boomt, das größte Geschäft machen die chinesischen Anbieter derzeit aber noch auf dem Heimatmarkt. „In anderen Ländern ist eCommerce ein Weg einzukaufen“, sagt Alibaba-Gründer Jack Ma. „In China ist es ein Lebensstil.“

In der internationalen Wahrnehmung dominiert Alibaba - nicht nur wegen des größten Börsengangs aller Zeiten im vergangenen Herbst. Im Schatten von Jack Mas Riesenkonzern konnten sich mit Daminwang und Jingdong weitere Anbieter etablieren, die auch den Sprung aus China schaffen können. Einkaufen bei Alibaba statt Amazon.

China

In einigen Branchen haben es Unternehmen aus China in kürzester Zeit unter die besten der Welt geschafft. In anderen Gebieten dürfte es laut Experte Wübbeke weniger schnell gehen. Zwar ist China der größte Automarkt der Welt, chinesische Hersteller haben es aber noch nicht geschafft, sich im Ausland als echte Konkurrenz zu etablieren.

Starke Chancen bei Elektroautos

„Das technologische Niveau der chinesischen Autoindustrie reicht derzeit bei weitem nicht aus, um auf dem Weltmarkt gegen westliche Autobauer antreten zu können“, erläutert Wübbeke. „China fördert aber gezielt Zukunftstechnologien wie die Elektromobilität. Wenn es China hier gelingt, den Technologierückstand zu verkürzen, könnten starke Wettbewerber entstehen.“

Fahrzeugproduktion und -absatz in China seit 2008

Gute Karten hat da BYD (Build your dreams). Im Gegensatz zu anderen chinesischen Autobauern wie FAW (First Automotive Works) oder SAIC (Shanghai Automotive Industry Corporation) hat BYD nicht auf die Auftragsfertigung gesetzt, sondern konsequent Eigenentwicklungen produziert und verkauft.

Während FAW und SAIC stark von der Technologie ihrer Joint-Venture-Partner wie Volkswagen abhängig sind, hat sich BYD hier einen Vorteil verschafft. Als Tochter des weltweit größten Akku-Herstellers mit gleichem Namen hat BYD vor allem in der Batterietechnik einen Vorsprung. Da die Regierung derzeit nur in China produzierte Elektroautos fördert, haben internationale Größen wie zum Beispiel Tesla auf dem chinesischen Markt das Nachsehen.

Manchmal steht China sich selbst im Weg

In der Luftfahrt will China mit einem eigenen Unternehmen die Weltmarktführer Airbus und Boeing angreifen. Doch nach den Einschätzungen der meisten Experten dürfte diese Attacke ins Leere laufen – weil die Chinesen den Zeitplan nicht einhalten.

In diesem Jahr soll zwar die erste Passagiermaschine aus eigener Entwicklung an eine lokale Fluglinie ausgeliefert werden, die ARJ21 der Commercial Aircraft Corporation of China (Comac). Um in der Liga von Boeing und Airbus mitspielen zu können, reicht die ARJ21 mit höchstens 90 Sitzplätzen nicht aus. Ein eigenes Modell als Konkurrenz zu den Bestsellern Airbus A320 und Boeing 737 sollte längst in der Luft sein. Sollte. Die kleine ARJ21, die höchstens 90 Passagieren Platz bietet, reicht für die angekündigte neue Ära des Flugzeugsbaus kaum aus.

Die größten Business-Jet-Bauer

Bereits 2016 sollten die ersten Exemplare der Comac C919 ausgeliefert werden, offenbar liegen 450 Bestellungen von vornehmlich chinesischen Airlines vor. Doch noch ist die C919 nicht einmal zu Testflügen abgehoben.

Chinesische Medien gehen inzwischen von einer Premiere im Jahr 2020 aus – vier Jahre nach Plan. Chinesische Luftfahrtingenieure haben bislang ausschließlich Kampfjets gebaut – für das erste große Passagierflugzeug fehlt den Technikern schlichtweg die Erfahrung. In der Folge müssen zahlreiche Entwicklungsschritte bei der Konstruktion an internationale Partner ausgelagert werden. Der Aufwand ist höher als gedacht.

Damit könnten sich die Chinesen selbst ein Bein gestellt haben. Der angekündigte Vorteil – der geringe Spritverbrauch – wäre 2020 nämlich dahin: Sowohl Airbus als aus Boeing wollen bis dahin technisch verbesserte Versionen von A320 und 737 verkaufen. Die technischen Argumente für die C919 wären auf einen Schlag dahin. Bleiben noch die ökonomischen Argumente: der Preis.

Ein Image, das China eigentlich loswerden wollte.

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