Hightech im Maschinenbau Die Datenbrille sorgt für Durchblick

Hersteller von Glasmaschinen suchen im Digitalzeitalter nach neuen Wegen. Mit Zusatzangeboten wie einer Datenbrille für die Fernwartung punkten sie bei den Kunden. Auch andere Bereiche sorgen für Optimismus.

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Der Maschinenbauer Grenzebach erhält durch die Brille direkte Informationen von Kunden bei Problemen. Quelle: Grenzebach

Düsseldorf Wenn ein Kunde des Maschinenbauers Grenzebach ein Problem hat, wird er künftig zur Datenbrille greifen. Mit diesem neu entwickelten Gerät kann sich der Betreiber der Anlage direkt mit dem Hersteller vernetzen und Reparaturen selbst ausführen. Grenzebach baut seit über 50 Jahren Produktionsanlagen für die Flachglasindustrie und Anlagen zur Glasveredelung wie Beschichtungen. Auf der Messe Glasstec in Düsseldorf hat das Familienunternehmen gerade sein neuestes Produkt, die Datenbrille, vorgestellt. „Es ist unsere Vision für den Service der Zukunft“, erklärte Vertriebschef Egbert Wenninger dem Handelsblatt.

Die Handhabung ist einfach: Der Betreiber setzt die Brille auf, scannt den vorhandenen Barcode und erhält auf seinem Tablet direkt Angaben zum entstandenen Problem. Im nächsten Schritt folgt die Anleitung zur Fehlerbehebung. Auch welche Werkzeuge dafür nötig sind, wird eingeblendet.

Sollte der Kunde dennoch nicht weiterkommen, schaltet er per Internet die Hotline zu. Dank der Brille, die mit einer Mini-Kamera und Mikrofon ausgerüstet ist, sieht der Techniker in der Grenzebach-Zentrale in Bayern das Gleiche, was der Kunde sieht. Notwendige Informationen stehen damit schnell zur Verfügung. „Die Reaktionszeiten verkürzen sich erheblich“, heißt es bei Grenzebach.

Die Brille habe „das Zeug dazu, die Fernwartung zu revolutionieren“. Ausgerüstet werden können laut Wenninger damit alle Maschinen. Einzige Voraussetzung: eine hohe Internetgeschwindigkeit. Der mittelständische Maschinenbauer Grenzebach ist global tätig und produziert sowohl in Deutschland als auch in China und den USA; beide Länder seien besonders wichtig. Denn mehr als 90 Prozent ihrer Maschinen liefern die Bayern ins Ausland.

Die deutschen Hersteller von Glasmaschinen blicken insgesamt optimistisch in die Zukunft. Laut Branchenverband VDMA entwickeln sich die Weltmärkte für die Hersteller weitgehend stabil. Für das laufende Jahr rechnet die mittelständisch geprägte Branche mit einem Umsatz von insgesamt etwa einer Milliarde Euro.


Datenflut eröffnet neue Potenziale

Große Chancen sehen die Anbieter von Glasmaschinen im Bereich Architekturglas. „Glas ist als Baustoff überaus beliebt“, erklärte Filip Miermans von Lisec Austria. Künftig könnten etwa Glasscheiben für Fassaden hergestellt werden, die Zusatzfunktionen wie Beschattung, Beleuchtung oder Schallreduktion bieten.

Wachstumspotenzial eröffneten den Maschinenbauern insbesondere Energiesparverordnungen wie der Energiepass. Das gilt laut Burghard Schneider, Chef von Bystronic Glass, in ganz Europa, aber gerade auch in Asien: „Dort werden die Auflagen immer größer.“

Gefragt sind die Maschinenbauer aber auch in ganz anderen Branchen. Bystronic, eine Tochter der schweizerischen Industrieholding Conzzeta, ist Weltmarktführer für Maschinen zur Herstellung von Fahrzeugglas. Auch hier geht es letztlich um die Einsparung von Energie, denn Autos dürfen immer weniger wiegen, sagte Schneider.

Neue Wege sucht Bystronic daneben entlang der Datenflut, die bei der Glasproduktion anfällt und neu ausgewertet wird. „Daraus eröffnen sich ganz neue Horizonte“, sagte Schneider. Mithilfe eines integrierten Datenmanagements könnten etwa Unregelmäßigkeiten frühzeitig aufgedeckt und daraus sogar Hinweise auf künftige Mängel abgeleitet werden.

Ziel sei es, den Kunden des Maschinenbauers „Zusatzpakete zu liefern und die Produktion damit höher zu qualifizieren“. Voraussetzung dafür sei natürlich, dass die Kunden den Zugriff auf die Daten erlauben.

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