Dramatisch verlief die Sicherung eines Großdeiches zum Schutz des Chemieparkes Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt. 200 Bundeswehrsoldaten waren im Einsatz, um den Deich zu verstärken. Die Gefahr einer Überflutung des Chemieareals, auf dem Werke von Evonik, Bayer und Akzo stehen, war so groß, dass die Bundeswehr zur Sicherung des Industriegebiets alle Befehlsgewalt an sich gerissen hatte und die Straßen mancherorts wie ein Heerlager aussahen. Gefahren- und Beschwichtigungsmeldungen kreuzten sich.
Während die Bundeswehr argwöhnte, das Flutwasser im Chemiepark könnte "kontaminiert" werden, beruhigte die Kreisverwaltung die Bevölkerung, "die Gefahr einer Überschwemmung des Chemiegeländes bestehe nicht". Noch am Donnerstagnachmittag sahen der Landrat von Bitterfeld und der Katastrophenstab keine Gefahr für den Chemiepark. Eine Überflutung des Areals trotz dieser amtlichen Einschätzungen wäre indes eine der größten Industriekatastrophen in Deutschland, nach den Chemieunfällen von Hoechst Anfang der Neunzigerjahre.
Hamburg wartet auf die Flutwelle
Unsicherheit besteht darüber, wie teuer die Flutwellen den Steuerzahler kommen. Effektvoll versprach die Kanzlerin gleich nach ihrem Hubschrauberflug über die Flutgebiete eine "Soforthilfe" in Höhe von 100 Millionen Euro. Doch dabei wird es nicht bleiben. In Summe hat der Staat nach der Flut 2002 für Sofort- und Wiederaufbaumaßnahmen knapp neun Milliarden Euro bezahlt.
Die Rechnung der Versicherer, die nach der Naturkatastrophe zur Kasse gebeten werden, steht noch nicht: Nach 2002 zahlte die deutsche Assekuranz 1,8 Milliarden Euro. Der volkswirtschaftliche Schaden wurde mit 15 Milliarden Euro beziffert. Diesmal, so schätzen Insider, werden die Summen deutlich niedriger liegen. Gespannt blicken die Hamburger der kommenden Flutwelle entgegen, die sich auf sie zubewegt.
Um Lauenburg vor den Toren der Hansestadt zu schützen, will die dortige Freiwillige Feuerwehr eine Elbschleuse nach Hamburg öffnen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass dadurch das Vorareal des stillgelegten Atomkraftwerks Krümmel überschwemmt wird.
Eine Gefährdung der kerntechnischen Anlagen gebe es nicht, heißt es beim Betreiber, dem schwedischen Vattenfall-Konzern. Die Belegschaft sei darauf vorbereitet, erstmals in der Geschichte des Kernkraftwerks bei Hochwasser die Fluttore zu schließen.