Horrorbilanz des Energiekonzerns 16 Milliarden Euro Verlust – warum ist Eon noch nicht pleite?

Eon-Chef Teyssen hält einen traurigen Rekord: 16 Milliarden Euro sind der größte Verlust in der Konzerngeschichte. Das Eigenkapital schrumpft dramatisch. Warum die Lage für Eon ernst ist, aber keine akute Gefahr besteht.

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Johannes Teyssen hat ein Problem: Die überbordenden Verluste verschlangen das Eigenkapital des Stromkonzerns fast vollständig. Quelle: dpa

Düsseldorf Deutschlands Energieriese Eon manövriert sich mit dem Rekordverlust von 16 Milliarden Euro an den Rand einer finanziellen Schieflage. Zusammen mit der Ausgliederung der Unternehmenssparte Uniper, in die Eon die traditionelle Stromerzeugung und den Energiehandel gepackt hat, verschlangen die überbordenden Verluste das Eigenkapital des Stromkonzerns fast vollständig.

Von den 19 Milliarden Euro, die Eon Ende 2015 auswies, waren ein Jahr später nur noch 1,3 Milliarden Euro übrig. Ohne die Einlagen von Geschäftspartnern in den zahlreichen Gemeinschaftsfirmen wäre das Eigenkapital sogar schon Ende 2016 leicht im Minus gewesen – und Eon damit überschuldet.

Den hohen Verlust begründet Eon mit den Sonderabschreibungen, die der Düsseldorfer Dax-Konzern beim Börsengang der abgespaltenen Uniper vornehmen musste. Die gute Nachricht dabei: 13,8 Milliarden Euro vom Gesamtverlust sind das Ergebnis „aus nicht fortgeführten Aktivitäten“ – sie werden sich deshalb 2017 nicht wiederholen.

Die schlechte: Eons fortgeführte Aktivitäten brachten mit 2,2 Milliarden Euro ebenfalls einen Verlust. Schafft Vorstandschef Johannes Teyssen keine Besserung, wäre das Eigenkapital des Konzerns zum kommenden Jahresende vollständig aufgebraucht.

Ein Insolvenzgrund wäre eine solche Überschuldung – zum Glück für Eon – seit der Finanzkrise 2008/09 nicht mehr. Der Gesetzgeber erlaubt seither die Fortführung des Unternehmens, wenn eine realistische Perspektive besteht. Für den Vorstand würde es mit einem negativen Eigenkapital dennoch ungemütlich. Nicht nur sein persönliches Haftungsrisiko würde damit steigen, auch Kreditverhandlungen wären wegen der fehlenden Sicherheiten wenig erfolgversprechend.

Eine akute Gefahr, dass Eon das Geld ausgeht und damit die Insolvenz unausweichlich wird, ist allerdings nicht in Sicht. Zwar drücken den Konzern Nettoschulden von 26,3 Milliarden Euro, das fortgeführte operative Geschäft erwirtschaftete im vergangenen Jahr aber einen positiven Cashflow von drei Milliarden Euro.

Üppig aber ist dies nicht. Den gesamten operativen Cashflow benötigte Eon nämlich 2016, um in die fortzuführenden Geschäfte zu investieren. Will der Konzern außerdem weiter Dividenden und Zinsen zahlen, muss es Teyssen gelingen, mehr in die Kasse fließen zu lassen.

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