Im Namen des Vaters Ludwig Merckle kämpft um die Familienehre

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Rettung der Familienehre

Sohn Ludwig will nun beweisen, dass er wie Vater Adolf Merckle (†), das milliardenschwere Firmenimperium der Familie lenken kann Quelle: dpa

Ludwig Merckle tritt nun an, um die Familienehre wiederherzustellen. Ihn hat sein Vater als alleinigen Erben eingesetzt, wohl weil Adolf Merckle in seinem Erstgeborenen eine Persönlichkeit seines eigenen Kalibers sah. Der 47-jährige Ludwig gleicht nicht nur mit seinen buschigen Augenbrauen, der hohen Stirn und dem lichten Haar seinem Vater. Was immer der Sohn unternimmt, er tut es fast immer auch im Namen des Vaters. Ludwig Merckle hat das Vermögen der Familie bis auf Ratiopharm nach der Katastrophe 2009 weitgehend bewahrt, die Firmen des Vaters finanziell saniert. Er ist es, der nun ganz in der Manier des Vaters als Unternehmer durchstartet.

Merckle ist bis in viele Details hinein ein Merckle. Auch er meidet wie einst sein Vater die Öffentlichkeit. Interviews gibt er kaum; Anfragen der WirtschaftsWoche lehnte er ab. Privates ist nur wenig bekannt: verheiratet, Familienvater, begeisterter Alpinist. „Er hat eine Schwäche für Gummibärchen“, weiß ein Bekannter zu berichten. Mehr dringt nicht an die Öffentlichkeit.

Abbild des Vaters

Viele Weggefährten beschreiben Ludwig Merckle als das Abbild des Vaters, dem er posthum zur Reputation verhelfen will. „Ludwig hat seinem Vater immer nachgeeifert“, sagt einer von ihnen. Unter den vier Merckle-Kindern habe allein Ludwig das Unternehmergen von Vater Adolf geerbt. Die beiden jüngeren Geschwister, Tobias und Jutta, gingen schon früh andere Wege: Jutta zog von Blaubeuren nach Berlin, Tobias gründete ein Resozialisierungsprojekt für straffällige Jugendliche.

Einzig Bruder Philipp hatte sich als Unternehmer versucht und war gescheitert. Zwar führte er 2005 bis 2008 Ratiopharm. Doch mit seiner selbstherrlichen, missionarischen Art brachte er Mitarbeiter und Manager gegen sich auf und Ratiopharm um Marktanteile. Zudem überwarf er sich mit seinem Vater, indem er öffentlich die unsauberen Geschäftspraktiken von Ratiopharm gegenüber Ärzten und die einseitige Orientierung am Gewinn kritisierte. Am Ende zog Philipp sich aus den Merckle-Unternehmen zurück.

Deutschlands mächtigste Clans
Platz 16: SchleckerBranche: Drogerie Umsatz: 6,6 Mrd. Euro Mitarbeiter: 47.000 Quelle: AP
Platz 15: Würth GruppeBranche: Befestigungs- und Montagetechnik Umsatz: 8,6 Mrd. Euro Mitarbeiter: 65.000 Quelle: AP
Platz 14: Rethmann-GruppeBranche: Wasser- und Kreislaufwirtschaft, Logistik, Bioindustrie Umsatz: 9,1 Mrd. Euro Mitarbeiter: 42.000 Quelle: dpa/dpaweb
Platz 13: OetkerBranche: Lebensmittel, Finanzwesen, Schifffahrt Umsatz: 9,5 Mrd. Euro Mitarbeiter: 25.000 Quelle: dpa
Platz 12: INA-Schaeffler (Continental)Branche: Autozulieferer Umsatz: 9,5 Mrd. Euro Mitarbeiter: 68.000 Die Übernahme des deutlich größeren Konkurrenten stürzte das Unternehmen aus Herzogenaurach 2009 in eine existenzielle Krise. Ein Kompromiss mit den kreditgebenden Banken sicherte das Überleben. Trotz des operativ gut laufenden Geschäfts bleiben Unsicherheiten wegen der nach wie vor hohen Verschuldung. Quelle: AP
Platz 11: Maxingvest (Tchibo)Branche: Konsumgüter Umsatz: 9,6 Mrd. Euro Mitarbeiter: 32.000 Quelle: dpa/dpaweb
Platz 10: TengelmannBranche: Einzelhandel Umsatz: 11,3 Mrd. Euro Mitarbeiter: 80.000 Quelle: AP

Ludwig war zeit seines Lebens anders. „Der hätte nie den offenen Konflikt gesucht“, sagt ein Freund der Familie, „der hatte Hochachtung vor seinem Vater.“ Gehorsam ging der Ehrfürchtige zum Studium der Wirtschaftsinformatik nach Mannheim und pflegte die Bescheidenheit des Vaters. Kommilitonen erinnern sich, dass Ludwig in einem alten Golf Diesel durch die Lande zuckelte, statt am Steuer eines Reichenschlitten zu strahlen. Auch der Vater verachtete Protz und war sich nicht zu stolz, mit dem Zug zu Geschäftsterminen zu fahren, zweiter Klasse, versteht sich.

Nach einigen Jahren bei der Unternehmensberatung Roland Berger war es schließlich so weit. Der folgsame Sohn erhielt vom Vater 1997 die Verantwortung für Ratiopharm. Er sollte Unternehmenschef Claudio Albrecht beaufsichtigen. Die beiden trafen sich ein-, zweimal im Monat. Ludwig fragte viel, trug aber am Wochenende alles zum Vater nach Blaubeuren. Der hatte sich zwar offiziell aus dem Unternehmen zurückgezogen, behielt jedoch die Fäden in der Hand, mischte sich in Details ein und traf am Ende die Entscheidungen.

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